Katharina Tengler-Tscheppe im Interview
Vom Gastrofieber gepackt

Chefin über ein ganzes Eck, Wirtin aus Leidenschaft und Mutter mit großer Demut und Dankbarkeit: Katharina Tengler-Tscheppe hat gelernt, aufzustehen und immer weiterzumachen. | Foto: Konstantinov
  • Chefin über ein ganzes Eck, Wirtin aus Leidenschaft und Mutter mit großer Demut und Dankbarkeit: Katharina Tengler-Tscheppe hat gelernt, aufzustehen und immer weiterzumachen.
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Eigentlich wurde Katharina Tengler-Tscheppe – Herkunft verpflichtet – die Hingabe für die Gastronomie in die Wiege gelegt. Ausprobiert hat die gebürtige Grazerin dennoch einiges, seit Kurzem lebt Tengler-Tscheppe mit einem eigenen kleinen Innenstadtlokal ihre große Leidenschaft aus. Mit der WOCHE sprach die Vollblut-Gastronomin über Wege in die Selbstständigkeit und Berg- und Talfahrten als Alleinerzieherin.

Seit einem halben Jahr gibts das "Tscheppe ums Eck", welche Stationen haben dorthin geführt?
Katharina Tengler-Tscheppe: Nach der Ausbildung in Kleßheim habe ich ein Jahr bei Do&Co International Catering in Wien gearbeitet, 1998 schließlich habe ich den Sprung ins kalte Wasser gewagt und das "Tscheppe an der Weinstraße" aufgesperrt.

Der erste Weg in die Selbständigkeit ...
Ja, ich war damals mit 22 Jahren die jüngste Neowirtin in der Südsteiermark.

Das "Tscheppe an der Weinstraße" gibts inzwischen so nicht mehr ...
Ich habe 2005 nach Niederösterreich geheiratet und das ist irgendwann zu viel geworden mit der Entfernung. Außerdem habe ich inzwischen parallel noch die Ausbildung zur Ernährungsberaterin gemacht. 2010 wurde das Gasthaus daher verkauft.

Wie kam es zur Rückkehr in die Steiermark?
Das war nach meiner Scheidung 2016 einfach naheliegend, hier ist meine Familie.

Wir sitzen nun im "Tscheppe ums Eck", das es seit Juli gibt. Zufall oder Glücksfall?
Ein absoluter Glücksfall! Nach meiner Rückkehr habe ich in der Ernährungsberatung und der Kinesiologie gearbeitet, aber bald hat mich wieder das Gastrofieber gepackt und ich bin draufgekommen, dass es das ist, was ich unbedingt machen möchte. Ende 2017 hat sich dann der Wunsch nach einem eigenen Lokal herauskristallisiert, der mit einem Ecklokal wahr geworden ist!

Warum ein Ecklokal?
Diese Sichtbarkeit nach zwei Seiten hat für mich einfach was ganz Besonderes. Ich habe immer nach so etwas gesucht und somit war das Geschäftslokal des heutigen "Tscheppe ums Eck" mein absoluter Glücksfall.

Ein mutiger Schritt für eine Alleinerzieherin ...
Ich habe ein großartiges Umfeld, mit meinen Eltern, meinem Lebensgefährten, lieben Freunden, die mich sehr unterstützen, und ich bin ein Organisationsgenie (lacht).

Was würden Sie Müttern raten, die wegen ihrer Arbeit ein schlechtes Gewissen haben?
Die Zeit mit meinen Töchtern ist mir heilig, da hebe ich nicht einmal das Handy ab. Und dabei muss man nicht immer großartig was unternehmen, ich habe zum Beispiel auch beim Putzen den größten Spaß mit meinen Kindern. Umgekehrt bin ich zu 100 Prozent Gastgeberin, wenn ich im Lokal bin, da ich weiß, dass meine Kinder immer gut aufgehoben und betreut sind.

Woher schöpfen Sie die Kraft für diesen herausfordernden Spagat?
Einerseits aus der Kommunikation mit meinen Gästen, andererseits aus der Natur und dem Mentaltraining, das baue ich immer wieder in meinen Alltag ein. Außerdem bin ich ein sehr gläubiger Mensch, auch daraus hole ich mir viel Kraft ... und natürlich gibt mir das Lachen meiner Kinder sehr viel.

Wie lebt es sich als "Tscheppe"? Macht es der bekannte Name einfacher oder schwieriger?
Ich denke schon, dass es einfacher ist. Allerdings macht es einen großen Unterschied, ob nur Tscheppe draufsteht oder ob auch ein Tscheppe dahintersteckt. In erster Linie kommen die Gäste schon wegen uns als Personen.

Was ist das Wichtigste, was Sie von Ihrer Familie mitbekommen haben?
Meine Eltern haben mir beigebracht, dass es immer irgendwie weitergeht. Wir Tscheppes sind gut darin, Dinge loszulassen und Veränderungen anzunehmen.

STECKBRIEF:
Geboren am 4. Mai 1976 in Graz
Lebensstationen: Südsteiermark, Salzburg, Wien, Pitten (NÖ), Graz
Mutter von Clara (2010) und Sophie (2012)
Neben der Gastronomie ist Tengler-Tscheppe auch ausgebildete Ernährungsberaterin und Kinesiologin.

WORD-RAP:
Gastronomie ist ... Buntheit und Freude.
Glück ist für mich ... im Augenblick zu sein.
Frauenpower heißt ... authentisch zu sein und Nein sagen zu können.

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