Gefragte Frauen mit Rumi Nakamura
Von der NASA nach Graz

Die Geophysikerin Rumi Nakamura beschäftigt sich hauptsächlich mit der Weltraumplasmaphysik und leitet eine Arbeitsgruppe am IWF der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Graz. | Foto: Foto Jörgler
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  • Die Geophysikerin Rumi Nakamura beschäftigt sich hauptsächlich mit der Weltraumplasmaphysik und leitet eine Arbeitsgruppe am IWF der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Graz.
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In Graz findet führende Weltraumforschung statt. Physikerin Rumi Nakamura trägt mit ihrem Wissen dazu bei.

Seit 20 Jahren lebt die Japanerin Rumi Nakamura in Graz und leitet am Institut für Weltraumforschung (IWF) eine Gruppe von Wissenschaftern, die sich mit der sogenannten Weltraumplasmaphysik beschäftigt. Im Moment arbeitet Nakamura mit ihrem Team unter anderem an zwei Projekten, um die Magnetosphäre der Erde zu erforschen.

WOCHE: Was genau machen Sie am IWF?
Rumi Nakamura: Wir fliegen mit Satelliten in den erdnahen Weltraum und beobachten beziehungsweise analysieren die Daten rund um die sogenannte Magnetosphäre, die aus einer Wechselwirkung zwischen dem Sonnenwind und dem Erdmagnetfeld entsteht. Die Planung bei diesen Projekten dauert immer sehr lange, da es nicht so einfach ist, einen Satelliten ins All zu schießen. Bei der NASA-Mission MMS beispielsweise wurden die Satelliten 2015 gestartet, die Planung begann allerdings bereits im Jahr 2001.

Ihr Mann ist der Direktor des Instituts. Hatten Sie Befürchtungen, dass man Sie deshalb weniger nach Ihren Qualifikationen beurteilen wird?
Nein. Ich wurde zweimal, also doppelt so oft wie meine Kollegen, evaluiert und das war mir auch wichtig. Ich wollte auf keinen Fall so einen "Deal", dass man angestellt wird, weil der Ehepartner auch dort arbeitet. In den USA wird das oft gemacht. Ich lege Wert darauf, nicht bevorzugt zu werden und ich freue mich, dass ich meinen Job klar wegen meiner Qualifikation bekommen habe.

Wieso haben Sie diesen Beruf gewählt?
Ich habe an einer sehr guten Universität den Bachelor in Geophysik gemacht, aber als Frau in Japan ist es nicht so einfach, einen guten Job damit zu bekommen. Das Beste für mich war es einfach, weiter zu studieren. Und bei den Master- und PhD-Studiengängen wird es ziemlich spezifisch. Ich hatte einen sehr interessanten Professor, der sich mit der Physik von Polarlichtern beschäftigte. So hatte ich auch bald meine erste Erfahrung mit Satelliten und das habe ich sehr spannend gefunden. Ich bin dann in dieses Forschungsgebiet hineingerutscht.

Hat es jemals eine Rolle gespielt, dass Sie eine Frau und kein Mann sind?
In unserem Gebiet sind wir sehr wenige Wissenschafter und jeder Einzelne hat bei uns andere Fähigkeiten. Wichtig sind dabei vor allem auch Publikationen, das Geschlecht oder die Nationalität spielen dabei keine Rolle. Erst in Österreich bin ich immer wieder auf das Frauen-Thema angesprochen worden. Hier wird viel getan. Auch im Hinblick auf Karriere und Familie hat man es in Österreich um einiges leichter als in Japan. In Graz sind wir sehr gut aufgestellt und auch hier im Institut haben wir verhältnismäßig viele Frauen.

Was schätzen Sie an Ihrem Beruf?
Das freie Denken und die Individualität. Bei der Forschung weiß man nicht genau, was man herausfinden wird beziehungsweise in welche Richtung es geht. Unsere Forschung fängt ja an, weil wir nicht wissen, was ist. Anders als in der Schule, wo einem gelehrt wird, was man schon weiß. Wir dürfen alle Seiten und Sichtweisen betrachten, weil wir es verstehen wollen. Und wenn man dann auch versteht, warum etwas passiert oder warum nicht, selbst wenn es nur ein kleiner Teil ist, bringt das eine große Freude. Beispielsweise wenn man den Prozess von Vorgängen im All versteht, ist das ein tolles Gefühl. Die Erkenntnisse machen Spaß. Und ich schätze auch die Internationalität, denn ich habe schon in Japan, Deutschland und den USA gelebt. Die Betrachtung der Welt ist dann einfach anders. 

Sie haben ja einige Auszeichnungen erhalten. Was bedeuten diese für Sie?
Die sind natürlich toll und ich freue mich über die Anerkennung, aber man arbeitet nicht deshalb. 

Wären Sie selbst gerne ins Weltall geflogen?
Früher, ja sicher. Aber man musste, vor allem damals, ein Superman sein. Aber es ist okay, ich genieße es auch, auf der Erde zu sein.

Die Geophysikerin Rumi Nakamura beschäftigt sich hauptsächlich mit der Weltraumplasmaphysik und leitet eine Arbeitsgruppe am IWF der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Graz. | Foto: Foto Jörgler
Weltraumforscherin Rumi Nakamura | Foto: Foto Jörgler
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