Österreich-Premiere
Wahlgrazerin dank LKH-Druckkammer schmerzfrei
Vor über 50 Jahren wurde die Druckkammer des Grazer Universitätsklinikums erstmals hochgefahren, um den Herzfehler eines Babys chirurgisch zu korrigieren. Heute kommt die Kammer unter anderem in der Schmerztherapie zum Einsatz - und zwar erfolgreich, wie die Geschichte von Cristina Simionescu zeigt.
GRAZ. Jahrelang litt die Wahlgrazerin Cristina Simionescu an der chronischen Erkrankung Trigeminusneuralgie, die sich als blitzartig einschießender bzw. stechender Gesichtsschmerz bemerkbar macht. Dank einer dualen Behandlung aus neurochirurgischem Eingriff und einer Hyperbaren Sauerstofftherapie (HBO), die in der Druckkammer durchgeführt wurde, ist die Pensionistin nun seit Jahren erstmals wieder schmerzfrei: "Ich habe mein Leben wieder. Es kann sich niemand vorstellen, wie furchtbar die Schmerzen waren. Es war, als würde mir jemand blitzartig heftige Stromstöße verpassen", berichtet Simionescu, die österreichweit die erste Patientin ist, die eine derartige duale Therapie erhalten hat.
MS-Beschwerden ebenfalls reduziert
Insgesamt hat sich die Wahlgrazerin gut ein halbes Jahr lang immer wieder in die massive Stahlkammer begeben, um den unerträglichen Schmerzen ein Ende zu bereiten. Da sich im Zuge der Behandlung gezeigt hat, dass auch die Beschwerden im Zusammenhang mit ihrer Multiplen Sklerose rückläufig waren, setzte die Patientin nach Abschluss der dualen Therapie mit der HBO in der Druckkammer fort.
Diesem Erfolg ist aber eine durchaus wechselhafte Behandlungsphase vorausgegangen: Üblicherweise wird die Trigeminusneuralgie bei MS medikamentös oder mittels Thermokoagulation behandelt, um Schmerzfreiheit zu erzielen - wobei das Ergebnis allerdings nicht von Dauer ist: "Es war ein Auf und Ab, denn zum Teil vertrug ich die Medikamente nicht. Außerdem haben sie sich letztlich negativ auf meine MS ausgewirkt. Sie wurde wieder schlimmer, die Gesichtsschmerzen leider auch. Ich war verzweifelt und habe daher nach weiteren Behandlungsmöglichkeiten gesucht", erinnert sich die Pensionistin an die mühsame Zeit zurück.
Dann habe sie allerdings von neurochirurgischen Eingriffen erfahren, wodurch sie am Uniklinikum Graz gelandet ist. Dort habe sich das Team aufgrund einer guten Ausgangslage dazu entschlossen, der Patientin den Behandlungsvorschlag anzubieten, wie Martin Trummer, Neurochirurg und Spezialist für Schmerzpatientinnen und -patienten, erläutert.
Freude, aber mit Vorbehalt
Dass Cristina Simionescu davon profitiert hat, steht außer Zweifel: "Zum einen hörten die Geschichtsschmerzen auf, zum anderen wurden die MS-Beschwerden immer weniger", berichtet die Wahlgrazerin.
Für Euphorie sei es allerdings zu früh, wie Stefan Wolfsberger, Vorstand der Universitätsklinik für Neurochirurgie, erläutert: "Wir wissen noch zu wenig darüber, wer darauf anspricht. Daher können wir nur im Einzelfall entscheiden, ob die Therapie angewendet wird." Dennoch sind die Expertinnen und Experten zuversichtlich, dass die Kombibehandlung auch anderen Trigeminusneuralgie-Patientinnen und Patienten helfen kann.
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