WKO Steiermark lehnt "Bildungslockdown" ab
Es wird gemunkelt, getuschelt, Kaffeesud gelesen: Bevor die österreichische Bundesregierung am Freitag die ersten Tage des zweiten Lockdowns nicht nur analysiert, sondern eventuell auch weitere Einschränkungen verlautbart, jagt ein Gerücht das nächste. Vor allem die drohende Schließung aller Schulen, also auch der Unterstufe, stößt vielen sauer auf. In den Reigen der Kritiker hat sich nun auch die WKO Steiermark in Gestalt von Vizepräsidentin Gabriele Lechner eingereiht. "Schließungen von elementaren Bildungseinrichtungen sind sowohl als wirtschaftlicher als auch aus gesellschaftspolitischer Sicht abzulehnen. Sie brächten sowohl für die Kinder als auch Betriebe und Beschäftigte gravierende Nachteile."
Gravierende Folgen erwartet
Die Gesundheitskrise dürfe schließlich nicht auf dem Rücken der Jüngsten bewältigt werden. Dazu würde ein "Bildungs-Lockdown" auch neue Herausforderungen für tausende Klein- und Mittelbetriebe, deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie für viele Ein-Personen-Unternehmen mit sich bringen. Dazu ergänzt Lechner: „Es gibt keinerlei wissenschaftliche Evidenz, die einen solchen Schritt rechtfertigen würde. Die Folgen und Auswirkungen wären sowohl für Kinder und Jugendliche wie auch für die Eltern gravierend und weitreichend.“
Unternehmerinnen negativ betroffen
Betroffen von weiteren Einschränkungen wären darüber hinaus vor allem Frauen. „Wir haben im Juni zu den Folgen des ersten Lockdowns eine Umfrage unter 1.286 steirischen Unternehmerinnen durchgeführt, die das klar belegt. Demnach gaben 84 Prozent an, von der Coronakrise persönlich negativ betroffen zu sein. Ein Hauptgrund dafür waren die überproportional hohen Belastungen aufgrund der zusätzlichen Kinderbetreuungspflichten, 59 Prozent der Unternehmerinnen mit Kind(ern) gaben diese als (sehr) herausfordernd an. Denn für 41 Prozent fehlten dadurch die zeitlichen Ressourcen für unternehmerische Tätigkeiten bzw. es kam zu psychischen Belastungen aufgrund dieser Überbelastungen", führt die Landesvorsitzende von Frau in der Wirtschaft aus. Bevor die Regierung also handelt, möge sie auch Vergleiche aus anderen europäischen Staaten einholen. "Die meisten Länder halten die Schulen offen. Es ist mittlerweile auch erwiesen, dass Schließungen weniger Einfluss auf das Infektionsgeschehen haben als andere Maßnahmen des Social Distancing, beispielsweise die Einschränkung privater Feiern."
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