Wo die Eisenbahn bald drunter fährt: Besuch der Koralmbahn-Baustelle
Neue Unterflurtrasse, umgebaute Bahnhöfe, neue Straßen: So läuft der Koralmbahnbau nahe Graz. Ein Besuch.
"Das Verkehrschaos ist bisher zum Glück ausgeblieben." Wenn Mario Hirschmugl diese Worte ausspricht, wirkt er beim Lokalaugenschein der WOCHE sichtlich erleichtert. Kein Wunder, befindet sich doch südlich von Graz eine der größten Baustellen Österreichs, die aufgrund von Straßensperren Auswirkungen auf den gesamten Großraum hat.
Konkret geht es um das letzte Puzzlestück der Koralmbahn, den Abschnitt zwischen Graz und Weitendorf. Und Hirschmugl ist als ÖBB-Projektkoordinator für diesen Abschnitt mehr als nur mittendrin. Der erste Teil des viergleisigen Ausbaus zwischen Don Bosco und Puntigam wurde schon 2020 in Betrieb genommen. "In Don Bosco gibt es neue Bahnsteige, in Puntigam hat kürzlich der Bau eines neuen Inselbahnsteiges begonnen", erklärt Hirschmugl. Die zweite Umbauphase zwischen Puntigam und Feldkirchen-Seiersberg startete im März.
Offene Bauweise
Richtig spannend wird es aber vor den Toren der Stadt, wo derzeit an der 3,2 Kilometer langen Unterflurtrasse, die nahe des Flughafens verläuft, gewerkt wird. Hunderttausende Kubikmeter Erdreich wurden bereits bewegt. "Im September haben die Arbeiten beim Südportal im Bereich von Zettling gestartet, gebaut wird Richtung Norden. Der Fortschritt beim Bauwerk beträgt derzeit 60 Meter pro Woche, das ist viel."
Während die in offener Tunnelbauweise entstehende Trasse zum Teil mitten durch Äcker verläuft, befinden sich bei manchen Passagen Häuser in näherer Umgebung. "Wir haben ein Erschütterungs-Monitoring und führen auch Lärmmessungen durch", sagt Hirschmugl und verweist generell darauf, dass im Vorfeld versucht wurde, alle Interessensgruppen (Gemeinden, Anrainer, Firmen) ins Boot zu holen. Die Unterflurtrasse wird jedenfalls zweigleisig geführt – mit Option eines Haltepunktes beim Flughafen.
Bomben und Bügeleisen
Die Fertigstellung dieses Abschnittes ist für 2023 anberaumt, insgesamt sollen die 500 Millionen teuren Baulose zwischen der Murmetropole und Weitendorf dann 2025 abgeschlossen sein. Bis dahin wird noch viel gebaut (u.a. Begleitstraßen, Leitungen, Abwassersammelstrang, Radwege) und ausgegraben. "Bisher wurden etwa schon Stabbrandbomben aus dem Zweiten Weltkrieg, zahlreiche Bierflaschen und ein Feldbügeleisen gefunden", erzählt Hirschmugl. Diese Exponate gibt's wie alle Details im Infopoint gegenüber des Flughafens zu sehen.
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