WOCHE-Leser Nick Classen fordert: Graz braucht einen Marshall-Plan für die Mobilität!

Auf die Straße statt am eigenen Radweg: Gemischter Verkehr kann die Sicherheit erhöhen. | Foto: Kzenon/Fotolia
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Neben einem Gesamtkonzept der Mobilität will Nick Classen vor allem am Ansehen von Radfahrern arbeiten.

Das Thema Mobilität in Verbindung mit Verkehr und Wohnen beschäftigt die WOCHE-Leser an dieser Stelle bereits seit geraumer Zeit. Für den gebürtigen Niederländer und Verkehrsexperten Nick Classen ist klar, dass es in Sachen Mobilität einer Gesamtlösung bedarf. Dass ein Niederländer zuerst an das Thema Radfahren denkt, liegt auf der Hand. Eine gute Fahrradinfrastruktur bekomme man nicht über Nacht hin. "Da muss schon längerfristig geplant werden, zum Beispiel über 20 Jahre. Nicht nur ein Marshallplan muss her, sondern vor allem ein Masterplan", meint Classen. Von einem 20-Jahres-Plan müssten dann letztendlich auch jedes Jahr messbare fünf Prozent umgesetzt werden, damit in 20 Jahren die Vision umgesetzt werde. "An Visionen ‘leiden’ jedoch wenig Grazer Politiker, wohl eher an Wahnvorstellungen", geht Classen mit den bisherigen Ansätzen der Grazer Regierung hart ins Gericht.

Gebote verbieten

Classen bringt auch konkrete Vorschläge ein. "Der erste und wichtigste Schritt wäre es, für die Radfahrer eine gleichberechtigte Stellung im Verkehr zu erwirken. In der Straßenverkehrsordnung ist diese Gleichberechtigung vorgesehen, in der Praxis werden Fahrradfahrer jedoch schwer diskriminiert, indem sie hin und her ,geboten’ werden mit blauen Gebotsschildern." Verglichen mit den Niederlanden oder auch Deutschland, wo Classen mehrere Jahre lebte, seien Radfahrer in Graz einfach weniger wert. "Ich könnte über den Autoverkehr den ‘normalen’, schnellen Weg fahren, jedoch werde ich geboten, die Fahrradwege zu benutzen und somit drei statt einer Ampel in Kauf zu nehmen. Ansonsten mache ich mich strafbar. Ein Gebotsschild ist immerhin keine freiwillige Sache, sondern ein Gebot." Unter dem Vorwand von Sicherheit versuche man laut dem Radexperten, die Fahrradfahrer nur von der Autofahrbahn zu vertreiben, damit man ungestört rasen könne.

Vorbilder gibts genug

"In Deutschland hat man mittlerweile auch vielerorts schon die blauen Schilder abgeschafft. Das sollte Österreich also auch hinbekommen, oder?", poltert Classen. Der Schilderwald würde Radfahrer nur verwirren und vom Straßenverkehr ablenken. "Fahrradfahrer sollen ein Teil der Straße werden und mit dem fließenden Verkehr mitfahren, genau so wie Pkw das auch machen. Keine separaten Fahrradwege also. Graz hat ausschließlich 50er- und 30er-Zonen und somit die idealen Voraussetzungen für einen gemischten Verkehr." 

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Auf die Straße statt am eigenen Radweg: Gemischter Verkehr kann die Sicherheit erhöhen. | Foto: Kzenon/Fotolia
Tourismus- und Verkehrsfachmann: Nick Classen | Foto: KK
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