Sport und Kultur in Graz
"Zwei Seelen wohnen, ach, in unserer Stadt"
Welchen Wert sowohl der Sport als auch der Kulturbereich für eine Gesellschaft im allgemeinen und die Stadt Graz im Speziellen haben, drückt sich zugleich durch immaterielle und monetäre Wertschöpfung aus. Zuletzt traten Vertreterinnen und Vertreter der jeweiligen "Welten" in ein Wetteifern um (finanzielle) Anerkennung.
GRAZ. Vor dem Hintergrund steigender Energiekosten und allgemeiner Teuerungen in Kombination mit Altlasten vergangener "Corona-Jahre", aus denen sowohl Grazer Sportveranstalterinnen und -veranstalter und Vereine als auch der Kulturbereich gebeutelt hervorgingen, entwickelte sich in letzter Zeit ein Wetteifern um finanzielle Anerkennung und Förderungen. Ob die städtische Förderung für den Sport in den kommenden Jahren gleich hoch ausfallen wird wie für den Kulturbereich, ist die ungeklärte Frage, die die Debatte befeuert.
Sowohl der Sport als auch die Kultur stellen gleichermaßen bedeutende Säulen für eine Gesellschaft dar: Mit rund 63.207 Mitgliedern haben die Grazer Sportvereine einen starken Rückhalt in der Bevölkerung und tragen wesentlich zur Persönlichkeitsbildung, Integration, Gewaltprävention und Wertevermittlung bei. Kunst und Kultur spiegeln wiederum gesellschaftliche Debatten wider, bieten Reibungsflächen zur Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit und weisen über das alltägliche Geschehen hinaus.
Graz als Sport- und Kulturstadt
Erfreulicherweise hat Graz sowohl für Sport- als auch für Kulturbegeisterte ausgesprochen viel zu bieten: Im Sport sind nicht nur die "Großen" wie Sturm und die 99ers in Graz vertreten. Von Squash, Kajak und Tanzen über Nordic Walking und Leichtathletik bis hin zu Roller Derby, Tauchen und Billard – aus den unterschiedlichsten Bereichen ist für jede und jeden Sportbegeisterten etwas dabei.
Gleichzeitig kann sich auch die Grazer Kulturlandschaft sehen lassen: Mit dem Musikverein für Steiermark, der Oper, einem Schauspielhaus, Kindertheater und Konzertveranstaltungen unter dem Dach der Bühnen Graz, zahlreichen Standorten des Universalmuseum Joanneums sowie einer besonders ausgeprägten freien Kunst- und Kulturszene kann das Angebot in der steirischen Landeshauptstadt mit größeren Städten locker mithalten. Veranstaltungshighlights wie der steirische herbst, die Diagonale und die Styriarte tragen ihren Teil bei.
Bedeutende Wirtschaftsfaktoren
Der immaterielle Wert des Sportes als auch der Kultur für Graz ist so gesehen wohl offensichtlich. Doch lässt sich die Wertschöpfung beider Bereiche durchaus auch in Zahlen messen. 573 Millionen Euro werden jährlich an Bruttowertschöpfung durch den Sport in Graz erzielt und 14.850 Arbeitsplätze direkt oder indirekt damit generiert. Für den Kulturbereich zeigt eine steiermarkweite Untersuchung aus dem Jahr 2017, dass die gesamte mit dem Kulturbereich verbundene Wertschöpfung sieben Milliarden Euro beträgt, die rund 96.000 Beschäftigte auslastet. Graz ist naturgemäß das kulturelle Zentrum des Landes, weswegen ein Großteil hier erwirtschaftet wird. Allein die Bühnen Graz erzielten laut einer Impactanalyse in der Spielzeit 2014/15 eine heimische Gesamtwertschöpfung von rund 88,2 Millionen Euro.
Um diese Wertschöpfung zu generieren, muss natürlich auch investiert werden. Die Ausgaben der Stadt Graz für Kultur lagen im Jahr 2021 laut aktuellem Kulturbericht bei genau 52.388.123 Euro. Der Anteil des Kulturbudgets an den Gesamtausgaben der Stadt Graz lag bei 4,5 Prozent. Laut Sportstrategie 2030, die die Stadt Graz 2019 beschlossen hat, beträgt das Budget für die Sportförderung ab dem Jahr 2021 bei mindestens fünf Millionen Euro jährlich. Wie oben erwähnt sorgt die aktuelle Unsicherheit darüber, ob dieses Budget für den Sport jetzt tatsächlich in die Hand genommen wird, für Aufregung. Doch erweist es wohl nicht als sinnvoll, die beiden für Graz tragenden Säulen Sport und Kultur gegeneinander aufzuwiegen.
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