Wirtschaftsbund fordert
Aus für Kassabons bei Rechnungen unter 30 Euro
Kurt Egger, Generalsekretär des österreichischen Wirtschaftsbundes in Sorge um Arbeitsmarkt, die adäquate Verwendung der Rot-Weiß-Rot-Karte und die überbordende Bürokratie.
STEIERMARK. Die (wirtschaftlichen) Zeichen stehen aktuell auf vielen Ebenen auf Sturm. Der steirische Generalsekretär des österreichischen Wirtschaftsbundes, Kurt Egger, versucht die wichtigsten Aspekte im Gespräch mit MeinBezirk.at einzuordnen.
Schwächelnder Arbeitsmarkt
Mit Jahresende waren in Österreich rund 420.000 Menschen arbeitslos gemeldet, das sind erstmals wieder über 8 Prozent. Am anderen Ende dieses Bogens stehen Unternehmen, die nach wie vor verzweifelt auf der Suche nach Fachkräften sind: 165.129 offene Stellen sprechen hier eine deutliche Sprache. Auch die Steiermark ist hier keine Ausnahme: Fast 22.000 Stellen wären zu besetzen, am höchsten ist der Leidensdruck im Handel, im Maschinenbau und im Büro- und IT-Bereich.
Ein Hebel wären natürlich höhere Löhne, der Hemmschuh, so Egger, seien die Lohnnebenkosten: Von jedem bezahlten Euro würden nur 53 Cent an die Arbeitnehmer gehen. Umkehrschluss: Jeder Prozent Senkung der Lohnnebenkosten würde die heimischen Unternehmen um eine Milliarde Euro entlasten.
"Wir leiden aktuell schon unter Arbeitskräftemangel, niedrigerer Erwerbsquote und sinkender Produktivität", stellt Egger fest. Es brauche daher eine alternative Finanzierung aus dem Budget, auch um international wettbewerbsfähig zu bleiben.
Fokus auf Rot-Weiß-Rot-Karte
Ein weiterer Hebel gegen den Fachkräftemangel sei ein sinnvoller Einsatz der Rot-Weiß-Rot-Karte (für dauerhafte Zuwanderung aus Nicht-EU-Ländern). Da alle Experten von einer weiteren Zuschärfung der Situation ausgehen – bis 2040 werden über 360.000 Arbeitskräfte in sensiblen Bereichen fehlen – müsse man gezielt gegensteuern.
Dazu gehöre, so Egger, eine Vereinfachung der Bestimmungen der Rot-Weiß-Rot-Karte als wichtiges Instrument, um kontrollierten Zuzug zum Arbeitsmarkt zu ermöglichen. Er nennt Verfahrensbeschleunigung durch Digitalisierung, Senkung des Mindestgehalts in der Kategorie “sonstige Schlüsselkräfte” und ein Jobsuch-Visum für potenzielle Kandidaten samt Möglichkeit der Probearbeit als erste Schritte. "Nur so können wir garantieren, dass genug Fachkräfte in Österreich arbeiten, um unseren Wohlstand und unser Sozialsystem aufrecht zu erhalten."
Aus für die "Kassazetteln"
Last, but not least, lehnt sich Egger gegen die überbordende Bürokratie auf. Als Paradebeispiel führt er die "Belegerteilungspflicht", also die Ausstellung des berühmten "Kassazettels" aus. Nach Berechnungen der Nationalbank gibt es in diesem Bereich jährlich 4 Milliarden Transaktionen – rund 1,7 Milliarden dieser Zahlungen liegen unter 10 Euro, 50 Prozent liegen unter 50 Euro. "Wenn wir nur die Kassabelege unter 30 Euro einsparen würden, wären das aneinandergereiht 560.000 Kilometer Papier", rechnet Egger vor.
Andere Länder sind hier schon weiter, Italien löst das Thema digital, Frankreich hat eine Bagatellgrenze von 30 Euro eingeführt. Genau das fordert Egger auch in Österreich: Keine Kassabon-Pflicht unter 30 Euro, digitale Lösungen sollen ermöglicht werden. „Die Mehrheit der Kassenbelege für Kleinstbeträge landen im Müll und verursachen nur Kosten für Unternehmer die vermeidbar sind, denn eine Sicherstellung, dass die Gebühren an die Finanz abgeführt werden, wird durch die Registrierkasse sichergestellt."
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