Markt der Artenvielfalt
Biodiversität für eine lebenswerte Steiermark
Auf dem "Markt der Artenvielfalt" haben am Mittwoch knapp 30 Organisationen aus dem Steirischen Naturschutz ihre Aktivitäten rund um die Themen Biodiversität und Klimaschutz präsentiert. Landesrätin Ursula Lackner nimmt den Aktionstag zum Anlass, um über erreichte Meilensteine und kommende Herausforderungen zu sprechen.
STEIERMARK/GRAZ. Er ist ein Fest für alle Sinne - der erste Markt der Artenvielfalt im Grazer Landhaushof. Es riecht nach frisch gemähtem Wiesengras, die Grillen zirpen täuschend echt aus Lautsprechern und auch der Gaumen kommt zwischen steirischem Mineralwasser, Getreidekeksen und marinierten Insekten nicht zu kurz.
Vor dieser Kulisse haben sich knapp 30 steirische Naturschutzorganisationen versammelt, um sich und ihre Aktivitäten rund um die Themen Biodiversität und Klimaschutz vorzustellen. Unter den Ausstellern befinden sich unter anderem das Referat für Naturschutz der Steiermärkischen Landesregierung, der Naturschutzbund Steiermark, der Verein "Blühen & Summen" und der Moorschutzverein Pürgschachen.
Lernen, Erfahren, Austauschen
Verkauft wird nichts auf diesem besonderen Markt, da stattdessen der gegenseitige Austausch im Vordergrund steht. Interessierte Passantinnen und Passanten werden eingeladen, sich im offenen Gespräch mit den Expertinnen und Experten selbst ein Bild zu machen und die Anliegen und Arbeit steirischer Naturschutzorganisationen kennenzulernen. Auf diese Weise soll "aus Fachsprache Unterhaltung werden", wie Bernhard Stejskal als Markt-Organisator und Geschäftsführer der Naturparke Steiermark verrät.
Der Rundgang durch den Markt verdeutlicht dabei vor allem eines, nämlich wie vielfältig die Organisationen, darüber hinaus aber auch die Themen des Natur- und Artenschutzes sind. Die Inhalte und Aktivitäten reichen von einer Mineralwasser-Verkostung über Wissenswertes zu Mooren, Fossilien und Bäumen bis hin zu einer Insekten-Kostprobe. Letztere sorgt durchaus für Überraschungen, wie das Resümee einer zunächst skeptischen Dame zeigt: "Sie schmecken ganz anders als erwartet. Aber wenn es irgendwann kein Fleisch mehr gibt, werden wir uns umstellen." Bereits überzeugter zeigt sich ein junger Mann, der beteuert, dass besonders die mit Tomatengeschmack verfeinerten Insekten gut schmecken würden und "alles nur Kopfsache" sei.
Den Abschluss des Aktionstages bildet die Verleihung der "Silberdistel", dem Biodiversitätspreis des Landes Steiermark. Prämiert werden Projekte, Menschen, Einrichtungen, Unternehmen und Organisationen, die sich besonders dem Schutz der Biodiversität in der Steiermark verschrieben haben. Die Gewinnerinnen und Gewinner der fünf Kategorien erhalten ein Preisgeld von jeweils 2.500 Euro.
Maßnahmen des Landes
Neben einer Sensibilisierung für den Natur- und Artenschutz, wie sie durch den heutigen Markt der Artenvielfalt und die Verleihung der Silberdistel erreicht werden soll, betont Landesrätin Ursula Lackner auch die Bedeutsamkeit von Maßnahmen in den Bereichen Raumordnung, Energie und Regionalentwicklung. Bereits jetzt würde daher an vielen Schrauben gedreht, um das Klima zu schützen.
Beispielhaft für Initiativen, die die Steiermark auch für künftige Generationen lebenswert gestalten sollen, nennt Lackner das Programm "Sauber Heizen für alle", das beim Umstieg auf eine klimafreundliche Heizung Förderungen von bis zu 10.100 Euro vorsieht. Ebenso als bereits erreichte Meilensteine werden das neue Baugesetz, welchem zufolge auf nahezu jedem neuen Gebäude eine Solaranlage errichtet werden muss, oder das Sachprogramm Wind angeführt. Letzteres habe die Steiermark zum "Musterland bei der Energiegewinnung aus Windkraftwerken in alpinen Bereichen" gemacht und soll nun auf den Photovoltaik-Ausbau übertragen werden. Stolz ist die Landesrätin außerdem auf die Ausweisung des Lassingtals als Wildnisgebiet und den UNESCO-Biosphärenpark "Unteres Mürztal".
"Man kann nicht auf der einen Seite immer fordern, den Ausbau der Erneuerbaren Energie voranzutreiben, und dann jedes Projekt kritisieren, weil es einen Eingriff in die Natur darstellt."
Ursula Lackner, Landesrätin
Zielkonflikt: Klima- vs. Naturschutz
Als eine der größten Herausforderungen des Jahrzehnts benennt Lackner den Nutzungskonflikt, der aus dem Spannungsfeld Klima- vs. Naturschutz resultiert. Einerseits müsse man Landschaften bewahren, andererseits erfordere der Kampf gegen den Klimawandel aber den Umstieg auf erneuerbare Energien und damit den Bau großer Anlagen, wodurch letztlich schützenswerte Natur zerstört wird.
Es gelte daher eine Balance herzustellen, indem Naturschutzzonen ausgewiesen werden, in denen keine Kraftwerke errichtet werden dürfen, gleichzeitig jedoch auch Flächen definiert werden, wo effizient und möglichst artenschonend gebaut werden kann. Jedenfalls müsse der Zielkonflikt aber als solcher erkannt werden: "Man kann nicht auf der einen Seite immer fordern, den Ausbau der Erneuerbaren Energie voranzutreiben, und dann jedes Projekt kritisieren, weil es einen Eingriff in die Natur darstellt", so Lackner.
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