Bilanz
Landesrätin Schmiedtbauer über Wohnbau, Ernährung und Klima

- Vor rund einem Jahr holte Christopher Drexler (r.) seine „Neuen“ Simone Schmiedtbauer und Karlheinz Kornhäusl in die Landesregierung.
- Foto: Scheriau
- hochgeladen von Roland Reischl
Seit rund einem Jahr agiert Simone Schmiedtbauer als ÖVP-Landesrätin und als Nachfolgerin des unvergessenen Hans Seitingers. Eine Bilanz.
STEIERMARK. Am 17. Oktober 2023 wurde die Hitzendorferin Simone Schmiedtbauer im Landtag angelobt. In ihrer Rolle ist sie längst angekommen, MeinBezirk hat nachgefragt, was denn in diesem Jahr weitergegangen ist.
- MeinBezirk: Der sensibelste Bereich zum Start: Wie geht es der Baubranche?
Simone Schmiedtbauer: In den vergangenen Monaten hatten sowohl die Baubranche als auch Wohnungssuchende im Eigenheimbereich und bei Wohnungen mit schwierigen Rahmenbedingungen zu kämpfen.
- Woran liegt’s?
Die Kombination aus steigenden Baukosten und steigenden Finanzierungskosten hat zu einem starken Rückgang der Bautätigkeit und steigenden Preisen für Immobilien gesorgt. Langfristig sehen wir aber, dass der Bedarf an Wohnraum weiter steigen wird – was wiederum die Preise in die Höhe treiben würde.
- Kann die Wohnraumoffensive da helfen?
Wir haben hier eine kraftvolle Antwort gefunden, die vieles in Bewegung setzt und österreichweit einzigartig ist. Wir bauen und sanieren in den nächsten Monaten und Jahren tausende Miet- und Eigentumswohnungen, unterstützen Private mit weitreichenden Förderungen beim Erwerb von Eigenheimen, greifen jungen Familien unter die Arme und unterstützen bei der Renovierung von in die Jahre gekommenen Häusern.
- Eine erste Bilanz?
Es sind bereits hunderte Anträge für den neuen Jungfamilienbonus von bis zu 10.000 Euro und für die Landesdarlehen von bis zu 200.000 Euro in der Eigenheimförderung eingegangen. Wir rechnen aber mit einer noch größeren Nachfrage: Die Website unserer Wohnbauabteilung wurde seit Start der Förderung am 1. September rund 100.000 Mal aufgerufen. Dieses große Interesse kommt für mich aber nicht überraschend. Die Mehrheit der Steirerinnen und Steirer wünscht sich Eigentum.
- Wo fehlt es noch?
Es gibt nach wie vor viele Punkte, die wir für leistbares Wohnen und den Erwerb von Eigentum umsetzen müssen. Die nächste Bundesregierung sollte die steuerliche Absetzbarkeit von Zinsen bei Häuslbauerkrediten ermöglichen. Damit entlasten wir die arbeitende Bevölkerung und erleichtern den Erwerb von Eigentum in Zeiten hoher Zinsen.
- Mit der Landeshauptstadt spießt es sich aber, oder?
Als Land leisten wir Jahr für Jahr den größten Anteil, wenn es um die Schaffung von leistbarem, nachhaltigem und hochwertigem Wohnraum in der Stadt Graz geht. Es ist mir unverständlich, warum Bürgermeisterin Kahr ständig versucht, uns den sprichwörtlichen „Schwarzen Peter“ zuzuschieben – in den letzten Jahren wurden in Graz hunderte vom Land geförderte und damit besonders günstige Wohnungen errichtet. Viele Probleme sind in Graz vielmehr hausgemacht – etwa die viel zu langen Verfahren, unter denen all jene leiden, die günstige Wohnungen errichten wollen. Dazu kommt die finanzielle Schieflage der Stadt Graz. Wohnungen der Stadt könnten durch nicht getätigte Investitionen verfallen und am Markt fehlen.

- Kennt als Bäuerin die Sorgen der Landwirtschaft hautnah: Simone Schmiedtbauer.
- Foto: Strobl
- hochgeladen von Roland Reischl
- Themenwechsel: Wie gesund ernähren sich die Steirerinnen und Steirer?
Eine meiner Prioritäten ist die steirische Lebensmittelstrategie. Wir haben mit vielen Stakeholdern in diesem Bereich zusammengearbeitet – von der Landwirtschaftskammer über die Lebensmittelverarbeitung, vielen Bäuerinnen und Bauern, der Bildungsdirektion, den Universitäten und vielen mehr. Wir haben klare Ziele – etwa einen Lebensmittelkompetenzkurs für alle jungen Steirerinnen und Steirer, die Erhöhung unseres Selbstversorgungsgrads mit Obst und Gemüse, aber auch etwa die bessere Vernetzung von Bäuerinnen und Bauern mit der Verarbeitung und neue Vertriebskanäle für regionale und saisonale Produkte. Jetzt gilt es, diese Ziele abzuarbeiten.
- Braucht es da nicht mehr Bewusstsein, gerade bei jungen Menschen?
Viele Kinder haben den Bezug zu unserem Essen verloren – es wird weniger gekocht als früher und der Bezug zur Lebensmittelproduktion, also der Landwirtschaft, ist ein Stück weit verloren gegangen. Ich war schockiert, als ein Volksschüler nach dem Besuch von einem Bauernhof ganz überrascht war, dass ein Erdapfel nicht so heißt, weil er vom Baum auf die Erde fällt. Hier gibt es teils eklatante Wissenslücken. Ich bin aber im besten Einvernehmen mit Bildungslandesrat Werner Amon und zuversichtlich, dass wir noch im Herbst ein Konzept vorstellen können.
- Welche Rolle spielt die Klimakrise?
Das Thema ist brandaktuell, wir Bäuerinnen und Bauern müssen uns damit aber schon seit vielen Jahren beschäftigen. Schauen wir uns etwa den Obstbau an: Hier gab es in den letzten Jahren nur ein „normales“ Jahr – ansonsten hatten wir immer mehr oder weniger schwere Ernteausfälle. Um uns weiterhin selbst mit heimischem Obst und Gemüse zu versorgen, wird es daher Investitionen, die beste Beratung und viel Herz und Hirn der bäuerlichen Betriebe benötigen.

- In Sachen Frostberegnung gibt es Unterstützung vom Land Steiermark.
- Foto: Foto: RMK
- hochgeladen von Birgit Gehrke
- Wie hilft das Land?
Eine Unterstützung seitens des Landes konnte ich jetzt durchsetzen: Beregnungsanlagen werden künftig mit 65 Prozent gefördert. Das ist notwendig, denn auf den acht Prozent beregneten Flächen konnten wir dieses Jahr über 40 Prozent der Ernte einfahren. Frostberegnung wird in Zukunft also immer wichtiger werden und wir wollen den steirischen Betrieben bei dieser großen, aber wohl oft notwendigen Investition bestmöglich unter die Arme greifen.
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