Innenstadt
Montag startet zweijährige Mega-Baustelle im "Neutorviertel"
Im Zentrum von Graz starten am kommenden Montag die Arbeiten für den Öffi-Ausbau im Rahmen der sogenannten Innenstadtentlastung. Bis Ende 2025 bedeutet das eine Großbaustelle samt empfindlicher Verkehrseinschränkungen in der Neutorgasse. "Eine Durststrecke", so Vizebürgermeisterin Schwentner, die sich für das "Neutorviertel" lohnen werde.
GRAZ/INNERE STADT. Bis die Straßenbahnlinien 16 und 17 ihren Betrieb durch die Neutorgasse aufnehmen, wird es – laut aktuellem Zeitplan – noch mehr als zwei Jahre dauern. Die Bauarbeiten für die 1,2 Kilometer lange Strecke starten am Montag, 6. März 2023. Kostenpunkt für die Stadt: 38 Millionen Euro, der Rest kommt vom Land Steiermark. Nach der Fertigstellung soll jede zweite Straßenbahn der Linien 6 und 7 nicht mehr wie gewohnt durch die Herrengasse, sondern durch die Neutorgasse, über den Andreas-Hofer-Platz, die Belgier- und Vorbeckgasse in die Annenstraße einfahren.
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Für die teils hitzigen Diskussionen ob der langen Bauzeit mitten im Grazer Zentrum zeigt die für Verkehr und Stadtplanung zuständige Vize-Bürgermeisterin Judith Schwentner (Grüne) durchaus Verständnis: "Wir stehen vor einer schwierigen Situation, weil sie Veränderung bedeutet. Freilich wissen wir nicht genau, was die Klimakrise künftig bedeutet, wir spüren sie aber jetzt schon mit immer mehr Hitzetagen und Tropennächten. Die Maßnahmen sind notwendig."
Boulevard im "neuen Neutorviertel"
Von Gegenwind an ihrem Kurs der Platzreduktion für den motorisierten Individualverkehr – etwa durch die Parkplatz-Initiative der Volkspartei, die die bereits unter Alt-Bürgermeister Siegfried Nagl vorbereitete Innenstadtentlastung trotz Meinungsverschiedenheiten mit der jetzigen Rathauskoalition mitträgt – will sich die Grazer Grünen-Chefin nicht beirren lassen: "Es gibt gemeinsame Gemeinderatsbeschlüsse. Dafür bin ich sehr dankbar, weil allen klar ist, dass wir in der Innenstadt viel verändern müssen, um beispielsweise mehr Schatten zu schaffen." Dies sei nur mit einer Umverteilung des öffentlichen Raums möglich – "weg von der Doktrin der autogerechten Stadt, die sich über die letzten Jahrzehnte verselbstständigt hat."
Entgegen der anhaltenden Kritik von Wirtschaftsstadtrat Günter Riegler (ÖVP), der den nun Verantwortlichen unter anderem mangelhafte Kommunikation vorwirft, zeigt sich Schwentner überzeugt vom langfristigen Nutzen, den Unternehmen aus den Umbaumaßnahmen ziehen werden: "Ich freue mich, dass die Neutorgasse in Zukunft so etwas wie ein Boulevard wird." Dadurch gewinne nicht nur die Gasse an sich, sondern das gesamte Gebiet, "das wir jetzt auch Neutorviertel nennen."
Ausweitung auf die andere Murseite
Dass die kommenden Jahre mitsamt Baustelle Herausforderungen mit sich bringen werden, stehe außer Frage, so die Vizebürgermeisterin: "Jetzt kommt eine Durststrecke. Wir sollten uns die Freude aber nicht nehmen lassen." Was die ansässigen Wirtschaftsbetriebe angeht, hat man entsprechende Förderungen inzwischen erhöht, "ich habe mich gerade erst mit der Innenstadtiniative 'Echt Graz' unterhalten und wir sind in einem super Austausch."
Schwentners Blick in die Glaskugel: "Wenn die Bauarbeiten abgeschlossen sind, werden einfach alle froh sein und sehen, dass das einen riesigen Mehrwert hat für die gesamte Innenstadt." So würde auch schon jetzt niemand in Frage stellen, dass die Herrengasse autofrei ist. In weiterer Folge soll das "Projekt Innenstadtentlastung" als Vorbild für einen Öffi-Ausbau über den Griesplatz samt Schienenlegung zum Citypark dienen. Derzeit wird extern ein Mobilitätsplan für die Stadt entwickelt, der im Frühjahr 2024 präsentiert werden soll.
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