Kinderschutz steht im Fokus
"Mutmacher" sind gefragter denn je
Das Projekt "Mutmacher" der Stadt Graz geht in Jahr fünf und soll Kinder dazu ermutigen über Gewalt in der Familie zu sprechen sowie Erwachsenen für den Kinderschutz sensibilisieren. Kommende Woche werden die "Mutmacher" in Form von Stofftieren an alle Grazer Schülerinnen und Schüler der dritten Schulstufe verteilt.
GRAZ. Im Jahr 1989 wurde in Österreich Gewalt in der Erziehung verboten. „Trotzdem gehört das Thema Gewalt in der Familie leider nicht der Vergangenheit an. Nach wie vor sind manche Kinder von Gewalt in der Familie oder in ihrem Umfeld betroffen. Diese kommt dabei nach wie vor in allen Altersstufen, Kulturen und sozialen Bevölkerungsgruppen vor“, so Bildungs-, Jugend- und Familienstadtrat Kurt Hohensinner (ÖVP). Vor diesem Hintergrund wurde im Jahr 2020 von der Stadt Graz die Kampagne „Mutmacher“ ins Leben gerufen. Mit kleinen, kuscheligen Wesen, den so genannten "Mutmachern", sollen Kinder ermutigt werden, darüber zu reden. Heuer geht das Projekt in das fünfte Jahr und scheint aktueller denn je zu sein, wie ein Blick auf die Zahlen zeigt.
Amtshandlung | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 |
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Betretungsverbote | 104 | 156 | 207 | 216 | 244 |
Meldungen | 945 | 1.010 | 1.051 | 1.116 | 1.311 |
Gefährdungsabklärungen | 569 | 542 | 578 | 625 | 639 |
Es braucht Mut
Für Abteilungsleiterin Ingrid Krammer ist die Initiative ein wichtiges Vernetzungsprojekt des Amtes für Jugend und Familie: „Kooperation ist eines der zentralen Prinzipien in unserer fachlichen Arbeit, denn soziale Arbeit gelingt nur im Miteinander." Es bräuchte eine Zusammenarbeit mit Eltern, Schulen, Kinderbetreuungseinrichtungen sowie Ärztinnen und Ärzten. In den kommenden Wochen werden rund 2.500 "Mutmacher" an alle Grazer Kinder in den 3. Klassen Volksschulen verteilt. Diese werden von den drei sozialökonomischen Betrieben tag.werk, Jugend am Werk und heidenspass aus Stoffresten gefertigt.
Wichtigster Ansprechpartner im Fall möglicher Gewalt gegen Kinder ist der Bereitschaftsdienst im Amt für Jugend und Familie. Dessen Leiter, Helmut Sixt, betont, dass Kinderschutz nie Pause macht: „Familiäre Krisen und Notlagen von Kindern und Jugendlichen finden nicht nur zu den üblichen Öffnungszeiten statt. Sie passieren häufig dann, wenn alle zu Hause sind, also am Abend, in der Nacht und am Wochenende. Daher ist der Bereitschaftsdienst rund um die Uhr gut erreichbar.“ Eine besondere Bedeutung komme der Erstmeldung zu, auch hier brauche es enge Zusammenarbeit, mit den Grazer Bildungsenrichtungen beispielsweise. Sixt:. „Lehrerinnen sind aufgrund ihrer täglichen Kontakte wichtige Bezugspersonen für Kinder; Lehrkräfte nehmen oft selbst ein Verhalten an einem Kind wahr, das Anlass zur Sorge gibt und vieles wird ihnen auch von Kindern erzählt. Der Schritt einer Gefährdungsmeldung ist nie einfach, da Lehrkräfte wissen, dass es damit häufig vorerst zu Unruhe in der Familie kommt und möglicherweise auch das Vertrauen der Familie in die Schule gefährdet werden kann.
Hinschauen
Im vergangenen Jahr wurden vom Bereitschaftsdienst 913 Meldungen bearbeitet, 782 Beratungen durchgeführt, 244 Betretungs- und Annäherungsverbote bearbeitet. 330 Kontakte fanden in der Nacht-, Wochenend- und Feiertagsbereitschaft statt. Die besondere Verantwortung des Lehrkörpers in Sachen Kinderschutz ist auch den Schulen bewusst. Direktorin Angela Kaltenböck-Luef von der Volksschule Graz-Schönau betont: „Das Wichtigste ist: Kinder ernst nehmen, ihre Erzählungen ernst nehmen.“
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