Neuer Job, bewährter Politiker

Von 100 Tagen Schonfrist hält Christopher Drexler nicht viel. Ein Interview, 92 Tage nach seinem Amtsantritt als Landesrat.

11 Jahre Klubobmann, jetzt Landesrat: Was hat sich verändert?
Als Klubobmann ist man thematisch sehr breit aufgestellt, man muss viel stärker Generalist sein. Als Regierungsmitglied legst du den Fokus stärker auf deine Ressorts, kannst unmittelbarer gestalten. Was nicht bedeutet, dass ich den Rest meines politischen Denkens ausgeschaltet habe.

Und die Ressorts selbst?
Die bieten ja ohnehin wieder eine gehörige Spannweite: Von der Wissenschaft bis zur Pflege und in der Mitte der ganz große Gesundheitsbereich. Sehr komplex, was mir aber schon gefällt.

Wie war der Einstieg?
Ich glaube, wenn du als kompletter Quereinsteiger mitten in einer Periode einsteigst, ist das ganz schwierig. Wer wie ich auf eine politische Erfahrung zurückgreifen kann, tut sich da schon leichter. Ich konnte vom ersten Tag weg operativ tätig werden und musste nicht einmal monatelang Strukturen und Personen kennen lernen.

Sie mussten sich also beim Landeshauptmann nicht erst vorstellen?

(schmunzelt). Zum Glück nicht. Dennoch habe ich bei Franz Voves natürlich einen Antrittsbesuch absloviert.

Und die Ihnen zugeordneten Beamten ...?
Wir haben gut geführte Abteilungen und sehr ambitionierte Mitarbeiter.

Vor allem im Spitalsbereich ist vieles in Bewegung. Wohin wird die Reise gehen?
Ich denke da in zwei Etappen. Erstens gilt es, die in dieser Periode getroffenen Maßnahmen einer schlanken Evaluierung zu unterziehen. Das soll bis Ende Juni, Anfang Juli abgeschlossen sein. Ich will wissen, was die eingeleiteten Reformen bewirkt? Haben sie die Ergebnisse gebracht, die wir uns vorgestellt haben?

Und die zweite Etappe ...?

Was Sie ansprechen, ist das große Ziel. Wo stehen wir 2030? Sollte ich auch in der nächsten Periode in diesem Ressort die Verantwortung haben - was nicht auszuschließen ist - wird das die große Aufgabe werden: Die Entwicklung zu erarbeiten, wo wir in 20 Jahren wirklich stehen wollen.

Viele Politiker haben sich - mit mehr oder weniger Erfolg - am Spitalsressort versucht. Ist der Respekt groß?
In diesem Ressort ist besonders Demut angebracht. Gesundheit und Pflege ist ein Politikfeld, wo man einen ganz besonderen Sorgfaltsmaßstab anlegen muss. Krankheit und Pflegebedürftigkeit sind Extremsituationen im Leben eines Menschen. Und in Extremsituationen will der Mensch keine Kompromisse machen. Auf diese Befindlichkeit trifft die Politik hier. Und das führt schon zu einem besonderen Respekt vor diesem Amt. Ich sehe aber genau das als die besondere Herausforderung und den besonderen Reiz.

Ihr Zugang?

Die regionalpolitische und volkswirtschaftliche Komponente der Spitäler darf man nicht außer Acht lassen. Das muss man auch mitdenken. Aber nicht nur. Es geht um die Qualität und die ausreichende Quantität des Versorgungsangebotes.

Der Weg?
Wir müssen mit allen Akteuren einen Zielpunkt 2030 oder 2035 definineren. Aber das ist noch Zukunftsmusik, jetzt müssen einmal die dringendst anstehenden Probleme angepackt werden.

Stichwort Pflegeregress: Abgeschafft ist er, aber das wird nicht reichen, oder?
Wir müssen beim Bund lästig bleiben. 4,5 Milliarden hat die öffentliche Hand im Vorjahr ausgegeben, der Bedarf steigt. Wir müssen ein ausreichendes Anegbot, auch stationär, schaffen. Die Bundesregierung ist bis jetzt den Weg des geringsten Widerstands und der geringsten Nachdenkintensität gewählt. Der Pflegefonds, der immer nur temporär gedacht war, wurde bis 2018 verlängert. Und Überraschung: Da ist die Legislaturperiode aus, alles andere sollen dann die nächsten machen. Das ist mir zuwenig. Wir müssen den Druck auf den Bund erhöhen, da bin ich auch mit anderen Bundesländern im Gespräch.

Ihr aktuelles Stimmungsbild?
Ich gehe mit viel Zuversicht in diese Funktion. Und was ich in den letzten zweieinhalb Monaten erlebt habe, ist für mich zusätzlicher Ansporn. Natürlich gibt es Problemfelder, die Arbeitszeitregelungen der Ärzte, Strukturreformen, eine komplexe Baustelle im Pflegebereich und vieles mehr. Aber wie gesagt, mir kommt die Zuversicht nicht abhanden.

Haben Sie eine Philiosphie für Ihr Amt?

Politik muss sich darauf besinnen, dass sie eine dienende Funktion hat. Sie ist Servicestelle für die Bürger. Und man sollte schauen, möglichst professionell an die Dinge heranzugehen. Von Wahlsprüchen, Mottos und Logos halte ich relativ wenig.

Weil?
Unser Logo ist das Landeswappen.

Und wie steht es mit Vorbildern?
Bei mir ist das in der Steiermark immer die gleiche Antwort: Hermann Schützenhöfer und Gerhard Hirschmann. Wichtig ist es aber auch, immer den Blick nach draußen zu haben und internationale Erfahrungen zu sammeln.

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