Wünsche an die neue Stadtregierung
Stadtteilzentren wittern Morgenluft
Mehr Ressourcen für die Grazer Stadtteilzentren? Die dunkelrot-grün-rote Koalition sorgt für Optimismus.
Beratungen in Anspruch nehmen, eigene Ideen einbringen oder einfach nur in Kontakt mit anderen kommen: Die Grazer Stadtteil- und Nachbarschaftszentren stemmen unterschiedlichste Aufgaben. Als niederschwellige Ansprechpartner sind etwa das NaNet im Floßlend, das Stadtteilzentrum in EggenLend oder auch die Grätzelinitiative Margaretenbad bekannt.
Doch der Grazer "Arbeitskreis Stadtteilarbeit" hatte zuletzt nicht nur aufgrund der Pandemie wenig zu lachen: Erst 2019 kürzte die schwarz-blaue Regierung die Förderungen für Stadtteilarbeit massiv, sodass einige der Zentren akut um ihre weitere Existenz bangten. Aber jetzt scheint sich das Blatt zu wenden: Denn die neue Stadtregierung hat Stadtteilzentren sogar als Schwerpunkt in ihrem Koalitionsprogramm gelistet. Aber was wünschen und erwarten sich diese überhaupt von der frisch ausgehandelten Linkskoalition? Die Woche hat nachgefragt.
Was es braucht
Erster Schritt müsse auf jeden Fall eine Bedarfserhebung im Stadtgebiet sein, so Wolfgang Kogler vom Arbeitskreis Stadtteilarbeit: "Man sollte genau hinschauen, wo es bereits Ressourcen gibt und welche Stadtteile noch entsprechende Infrastruktur brauchen", betont Kogler, der selbst für das Stadtteilzentrum EggenLend und das Nachbarschaftszentrum St. Peter verantwortlich ist. Zwei Treffpunkte im Stadtgebiet mit den unterschiedlichsten Bedürfnissen: Während in EggenLend die hohe Miete für die Räumlichkeiten Schwierigkeiten macht, hapert es in St. Peter noch daran, das Zentrum selbst bekannt zu machen.
Präsent sein
Gerade aufgrund dieser Unterschiede sei im Falle der Gemeinwesenarbeit eine Förderung nach dem "Gießkannenprinzip", die für alle gleich (niedrig) ist, keine Lösung, so der Arbeitskreis. Bis zu 50.000 Euro für ein Nachbarschaftszentrum und 150.000 Euro für ein Stadtteilzentrum schätzt man hier den Förderungsbedarf für derartige Zentren in der Stadt. "Das ist natürlich nur ein Richtwert, der auf die einzelnen Zentren angepasst werden müsste, aber es wäre eine gute Basis", so Kogler. Eine gute Basis, die vor allem Präsenz im Bezirk garantieren könnte. Denn aktuell haben die meisten Stadtteilzentren nur wenige Stunden in der Woche geöffnet. Das müsse sich ändern, betont auch Alena Strauss vom NaNet im Floßlend: "Natürlich basiert Stadtteilarbeit auch auf ehrenamtlichen Tätigkeiten, aber damit das funktioniert, braucht es ein festes Team vor Ort, dass die Freiwilligen betreuen kann." Ideal wären dafür zumindest zwei Personen pro Zentrum.
Offen für Gespräche
Eine Erhebung, mehr Geld für Personal und damit Präsenz vor Ort. Vielleicht Barrierefreiheit und mehr Spielraum für Projekte. Die Bedarfsliste der Gemeinwesenarbeit ist lang, aber man wolle der Arbeit der Stadtregierung auch nicht zu sehr vorgreifen, betont der Arbeitskreis. "Wir stehen der neuen Stadtregierung sehr positiv gegenüber und freuen uns schon auf Gespräche", so Strauss. Der Arbeitskreis möchte gemeinsam mit der neuen Regierung die Zukunft der Grazer Stadtteilarbeit entwickeln. "Ich glaube, dass wir einen guten Beitrag zu den Zielen der Koalition leisten können", schließt sie. "Immerhin stehen wir für ein nachhaltiges, demokratisches Miteinander."
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