Eine Pilotin unter vielen Männern: Einblick in den Alltag im Cockpit

Angelika Hüsser-Werk | Foto: InterSky

Wenn Sie nach der Airbus-Katastrophe ins Cockpit steigen: Haben Sie ein mulmiges Gefühl?
Sicher macht man sich Gedanken, wie so etwas passieren kann. Das bewegt mich natürlich. Aber zum Glück sind derartige Vorfälle sehr selten. In Europa sind wir ja generell kaum mit Abstürzen konfrontiert.

Wie viele Kolleginnen haben Sie in Ihrem Job als Pilotin?

In meiner Firma bei „InterSky“ ist der Anteil relativ hoch: Wir sind 30 Piloten, darunter sind fünf Frauen. Aber international ist das ganz anders, da gibt es leider ganz wenige Frauen …

Warum gibt es so wenige Pilotinnen?
Viele Frauen haben diesen Beruf gar nicht am Radar. Einige trauen sich den Beruf vielleicht auch nicht zu, weil man immer hört: Es ist Männersache.

Bekommen Sie das selbst auch manchmal zu hören?
Manchmal schon, aber meistens von Leuten, die mit der Branche wenig zu tun haben. Da kommen Sprüche wie: „Frau am Steuer, Ungeheuer!“Ich fürchte, solche Kommentare wird es immer geben, da muss man einfach drüber stehen!

Wie reagieren die Passagiere auf eine Pilotin?
In Friedrichshafen, meiner Basis, sehen die Passagiere von außen gut ins Cockpit. Viele Leute lächeln mich an und deuten dann: Daumen hoch! Also: Gut gemacht! Negative Reaktionen gibt es kaum, aber man spürt: Eine Pilotin ist etwas Besonderes!

Warum wollten Sie Pilotin werden?
Mein Großvater ist hobbymäßig mit einem Segelflugzeug geflogen und er war Pilot im Krieg. Seine Erzählungen über das Fliegen haben mich immer fasziniert. Ich wusste schon als Kind: Das will ich ausprobieren!

Also haben Sie nach der Schule gleich mit der Ausbildung begonnen?
Nein, erst mit 23 Jahren. Davor habe ich die Ausbildung zur Kindergartenpädagogin gemacht und gemerkt: Ich will wirklich in die Luft. Dann bin ich Flugbegleiterin geworden. Nach sieben Jahren war mir klar: Ich muss selber fliegen. In der Ausbildung war ich dann meist die einzige Frau.

Sie sind auch stets beim „Girls in Aviation Day“ aktiv, der im Juni am Flughafen Graz stattfindet und Mädchen für das Fliegen begeistern will.
Ja! Ich mache Rundflüge mit den Mädchen und beantworte ihre Fragen. Viele wollen wissen, wie sie – ganz klassisch – Flugbegleiterin werden können und ich sage dann: „Hey, warum willst du nicht Pilotin werden?“ (lacht). Ich will ihnen diese Möglichkeit aufzeigen.

Vor Kurzem sind Sie Mutter geworden. Wie lässt sich der Job mit einem Baby vereinbaren?
Ich bin noch in Karenz und arbeite derzeit nur geringfügig als Pilotin. Ich mache zwei, drei Flüge pro Monat. Das ist ideal, denn für diese Zeit finde ich immer eine Kinderbetreuung. Ich gehe in der Früh außer Haus und komme mittags oder abends heim. Manchmal ist mein Mann zu Hause. Er ist auch Pilot, wir haben uns im Job kennengelernt.

Welche Städte fliegen Sie an?

Hauptsächlich Hamburg, Berlin oder Düsseldorf. Ich fliege eher kleinere Maschinen, in denen 70 Passagiere Platz haben.

Was ist die größte Herausforderung dabei?
Die Passagiere sicher und auch pünktlich von A nach B zu bringen. Da trägt man natürlich große Verantwortung.

Zum Thema Sicherheit: Welche Aufgaben haben Sie, abgesehen vom Fliegen an sich?
Ich mache zum Beispiel vor jedem Start eine Außenkontrolle,also einen Rundgang um die Maschine. Dabei kontrolliere ich unter anderem die Reifen und Antennen.

An Verspätungen sind Sie aber selten schuld, oder?
Ich habe Einfluss darauf: Wenn ich Gegenwind habe, brauche ich 15 Minuten länger und muss das mit dem Personal vor Ort abstimmen. Auch wenn vor dem Start alles lange dauert, muss ich nachhaken.

Was ist für Sie das Schönste an Ihrem Beruf?
Die unregelmäßigen Arbeitszeiten sind angenehm, das schafft Freiräume. Aber am schönsten ist natürlich das Fliegen selbst! Wenn ich an einem nebeligen Tag abhebe und über die Wolkendecke steige … Die Stimmungen, das Licht, die Sonnenaufgänge – die Eindrücke sind jedes Mal anders und jedes Mal wunderschön!

STECKBRIEF
- geb. am 1. 12. 1981, in Graz aufgewachsen
- seit 2007 Pilotin bei der österr. Fluggesellschaft „InterSky“
- aktiv beim „Girls in Aviation Day“ am 27. Juni am Flughafen Graz, www.girls-in-aviation.com

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