Schachsport
Barbara Teuschler ist steirische Königin am Brett

Sich selbst bezeichnet Barbara Teuschler als aggressive Spielerin: "Ich gehe lieber gleich auf Matt." | Foto: Privat
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  • Sich selbst bezeichnet Barbara Teuschler als aggressive Spielerin: "Ich gehe lieber gleich auf Matt."
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Die Grazerin Barbara Teuschler ist sportlich höchst erfolgreich unterwegs – und das in einer absoluten Männerdomäne. Warum die Schachspielerin im Wettkampf lieber auf aggressiv als defensiv setzt, wieso sie eigentlich kein Vorbild hat und warum sie sich vor allem mehr Frauen am Zug wünschen würde, erzählt Teuschler im Gespräch mit MeinBezirk.at.

GRAZ. Barbara Teuschler hat ihr Faible für den Schachsport schon lange entdeckt, bevor der  Hype um "The Queen’s Gambit" vor den Bildschirmen ausgebrochen ist. Während andere von der Couch aus in die Welt des Schachgenies Elizabeth „Beth“ Harmon eintauchen, setzt sich Teuschler ebenfalls vor den Bildschirm, allerdings ihres Computers und trainiert online für das nächste Turnier. Das bestreitet die 37-Jährige aktuell in Wien: Beim WIM-Normenturnier geht sie auf die Jagd nach weiteren Titeln. Zuletzt setzte Teuschler bei der Blitzschach-Staatsmeisterschaft 2020 steirische Akzente, wo sie als Siegerin hervorging. 

"Späte Liebe": Erst mit 20 Jahren entwickelte Barbara Teuschler die Leidenschaft für Schach. | Foto: Privat
  • "Späte Liebe": Erst mit 20 Jahren entwickelte Barbara Teuschler die Leidenschaft für Schach.
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Die erste Partie

Den Weg zum Schachsport hat Barbara Teuschler erst sehr spät, nämlich mit 20 Jahren, gefunden. "Da habe ich in einem Grazer Lokal einfach einmal bei einer Partie zugeschaut und wurde dann gefragt, ob ich mitspielen will. Ich war sofort gefesselt."

"2014 bin ich zur Staatsmeisterschaft gefahren, ohne ein Jahr davor auch nur eine Partie gespielt zu haben, meine Tochter war da gerade elf Monate alt."
Barbara Teuschler über einen ihrer größten Triumphe

Sehr schnell war die Grazerin dann erfolgreich unterwegs. "Vor allem als Frau kann man in der Steiermark sehr schnell vorn dabei sein", spricht sie damit gleich das große Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern, das im Schachsport vorherrscht, an. "In der 2. Bundesliga bin ich oft die einzige Frau", bedauert Teuschler und liefert gleich auch die Erklärung für die männliche Dominanz am Brett: "Es beginnen wahrscheinlich ziemlich gleich viel Mädchen wie Burschen mit dem Schachsport, doch in der Pubertät hören vor allem Mädchen wieder damit auf, weil sie eher den sozialen Austausch mit ihren Freundinnen brauchen und suchen." Burschen seien dagegen ohnehin eher inkliniert, vor dem PC zu sitzen, da ist das Online-Schachtraining dann quasi einem Computerspiel gleichzusetzen. 

In action bei einem Turnier in Aschach: Barbara Teuschler mit dem ehemaligen Damentrainer. | Foto: Privat
  • In action bei einem Turnier in Aschach: Barbara Teuschler mit dem ehemaligen Damentrainer.
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Die nächste Hürde ist die Familiengründung: Auch da werden Frauen oft "Schachmatt" gesetzt, weil sie danach zwischen Kindern und Beruf den "Wiedereinstieg" nicht schaffen. 
Bei den Männern spielen hingegen die meisten als Profis und leben vielfach auch davon. Frauen betreiben den Schachsport in "Teilzeit". So auch Barbara Teuschler, der der "Wiedereinstieg" nach dem zweiten Kind glamourös gelungen ist: "2014 bin ich zur Staatsmeisterschaft gefahren, ohne ein Jahr davor auch nur eine Partie gespielt zu haben, meine Tochter war da gerade elf Monate alt." Teuschler holte sich dabei aus dem Stand den Staatsmeistertitel.

"Schachfreunde Graz"

Das ist nicht nur der Name des Vereins, in dem Teuschler Mitglied ist, sondern der Begriff kann durchaus als Lebenseinstellung gelten – zumindest für Teuschler: "Mein Bekanntenkreis besteht zu 90 Prozent aus Schachspieler:innen. Wir treffen uns im 'Brot und Spiele' zum Schachspielen." Dort spielt auch Markus Ragger (Anmerk. d. Red.: mit einer ELO-Zahl von 2.700 Österreichs bester Schachspieler), und zwar mit allen, die gerade dort sind. "Gegen den habe ich natürlich keine Chance, aber prinzipiell spiele ich ohnehin lieber gegen Männer."

Das führt unweigerlich zu der Frage des Spielstils: Aggressiv oder defensiv?  "Ich bin eine aggressive Spielerin, bin sehr direkt und sehr auf Matt-Angriff fokussiert", erklärt Teuschler. Personen als Vorbilder setze sie sich eher nicht. "Ich schaue mir lieber die Taktiken und die Spielstile an und bin weniger auf den Menschen fixiert."

Barbara Teuschler würde gern mehr Mädchen und Frauen für den Schachsport begeistern. | Foto: Privat
  • Barbara Teuschler würde gern mehr Mädchen und Frauen für den Schachsport begeistern.
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Spannung halten - mentale Stärke

Abgesehen davon sind Geduld, Ausdauer und Konzentration für Teuschler die Grundvoraussetzungen für den Schachsport. "Wenn jemand mental zu schwach ist, wird er dennoch die Partien verlieren. Man muss es mögen und es muss Spaß machen", daher hat Teuschler auch bei ihren beiden Kindern nach einigen "Annäherungsversuchen" an den Schachsport die Hoffnung - zumindest einstweilen - aufgegeben. Aber wer weiß? Manche Karrieren beginnen ja erst mit 20 Jahren.

Für alle Interessierten – alle Infos zum Schach in der Steiermark:

Viele Vereine quer durch die Steiermark bieten regelmäßig Kinder- und Jugendtrainings an

Schachtraining Steiermark
Steirische Schachjugend
Grazer Schachgesellschaft
Österreichischer Schachbund
Schachfreunde Graz
Jugendschach

Die besten steirischen Spieler:innen werden in Kader aufgenommen, die vom steirischen Verband unterstützt werden.

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