Bunker-Erinnerungen: "So einmalig wie die Goldene vom Kaiser"
Erinnerungen an den Grazer "Bunker" – von Bill Klatts Meisterstück und einem steirischen Derby.
Die WOCHE sucht eure Bunker-Erinnerungen – zum Abschied von der Grazer Eishalle suchen wir vor der Totalrenovierung die besten, schlimmsten, kuriosesten Geschichten rund um die altehrwürdigen Gemäuer in Liebenau. Wir freuen uns auf eure Zuschriften an leserbrief@woche.at oder WOCHE Graz, Gadollaplatz 1, 8010 Graz.
Zum Auftakt haben wir zwei besondere Geschichten ausgewählt: Zum einen erinnert sich der ehemalige Eishockey-Profi und heutige Experte von Servus-TV, Sascha Tomanek, an seine Gastspiele im Bunker zurück – und Peter Siegmund schwelgt in meisterlichen Erinnerungen an die gute, alte Grazer Eishockeyzeit.
Derbystimmung
Es war im ersten Jahr der Liga-Neugründung 2000/01, ich spielte damals für Kapfenberg, natürlich zählten die Derbys gegen die 99ers zu unseren Highlights. Zu einem dieser Derbys im Bunker sind Freunde aus Wien angereist. Nachdem ich ihnen von der Rivalität zwischen Kapfenberg und Graz berichtet hatte, wollten sie unbedingt im Bunker dabei sein.
Damals waren so ca. 2.000 Zuseher in der Halle, rund ein Viertel davon war aus der Obersteiermark, deshalb brodelte es bereits beim Aufwärmen. In einem harten Zweikampf an der Bande gelang es meinem Freund und rechten Flügel, Arno Maier, die Scheibe zu mir zu spielen und ich durfte dann tatsächlich ein Derby-Tor im Bunker erzielen. Die Freude meiner Wiener Freunde war groß und auch dementsprechend ihr Jubel. Das gefiel aber den 99ers Fans nicht so sehr und so kamen die normalerweise zu Austria/Rapid haltenden Wiener Studenten in eine Stänkerei zwischen Grazer- und Kapfenberg-Anhängern.
Passiert ist zum Glück nichts, lustig waren die Geschichten, die es nachher zu erzählen gab. Etwa dass Arno Maier beim vorhin beschriebenen Einsatz um die Scheibe ein ganzes Büschel Wimpern (!) verloren hatte. Nach dem Spiel trafen wir dann den einen oder anderen Grazer Gegenspieler beim Fortgehen und sangen gemeinsam Karaoke! Außerhalb des Bunkers war die Welt dann halt zum Glück doch ein wenig friedlicher.
Sascha Tomanek
Das Meisterstück
Mein absolutes Sport-Highlight datiert aus dem Jahr 1978 – und aus dem Bunker, der damals ganz ordinär Eishalle hieß. Finalserie „Best of Five“ ATSE gegen KAC, der ATSE führte nach Siegen 2:1. Im vierten Spiel lagen die Grazer 2:0 vorn, dann im letzten Drittel 2:3 zurück. Einer der beiden Legionäre war Bill Klatt, der andere hieß Jim Boyd, die Nummer 12, der einzige mit weißem Helm. Der machte mit zwei Toren binnen elf Sekunden aus dem 2:3 ein 4:3, schließlich gewann der ATSE 6:3 und wurde zum zweiten Mal Meister. Nur Franz Klammers Olympiasieg 1976, dessen Siegerzeit von 1:45,73 ich mir auch immer merken werde, kann da mithalten.
Peter Siegmund
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