Strategie bis 2021
Der steirische Sport stellt sich neu auf

Im großen Sportinterview: Christopher Drexler über Strategien, Visionen und Budgets. | Foto: Land Steiermark
  • Im großen Sportinterview: Christopher Drexler über Strategien, Visionen und Budgets.
  • Foto: Land Steiermark
  • hochgeladen von Roland Reischl

Die steirischen Sportvereine kämpfen derzeit ums Überleben, die Corona-Krise hat vieles gestoppt, fast alles verhindert, es geht um den Fortbestand der steirischen Sportlandschaft in ihrer bunten Breite. Schwere Zeiten damit auch für Sportlandesrat Christopher Drexler. Die WOCHE hat ihn zum Interview gebeten – wie geht es weiter im Sportland Steiermark?

Erste Frage: Wie steht es ums Sportbudget?
Mir ist klar, dass das steirische Sportbudget noch ausbaufähig ist. In einer Zeit allerdings, wo alle öffentlichen Haushalte in einer extremen Stresssituation sind, mit dramatisch sinkenden Einnahmen und dramatisch steigenden Ausgaben, wäre es unseriös zu sagen: Ich verdopple das Sportbudget. Ich werde aber darauf achten, dass es – auch im Vergleich zu anderen Bundesländern – nicht zu Einsparungen kommt. Aber ich will eigentlich nicht immer nur über Geld reden.

Sondern ...?
Darüber, was der Beitrag des Sports in der Gesellschaft ist. Darüber, was sein Beitrag zur Gesundheit ist, darüber, warum Bewegung so zentral wichtig ist. Ich habe es schon bei meinem Amtsantritt gesagt: Sport ist die Fortsetzung der Gesundheitspolitik mit anderen Mitteln. Unser "Bewegungsland" ist da ein Paradebeispiel, da geht es vorrangig um Gesundheitsförderung und Prävention, das ist ein gesellschaftspolitischer Beitrag für eine gute Entwicklung unserer Jugend.

Also Breiten- vor Spitzensport?
So wie ich mich in der Kultur nicht auf ein Auseinanderdividieren von Volks- und Hochkultur einlasse, mache ich das auch im Sport nicht. Eines geht nicht ohne das andere. Dominic Thiem und der Tennisboom bei Jugendlichen ist nur ein Beispiel, wir brauchen Vorbilder, wir brauchen die Heldinnen und Helden. Es kann Schwerpunktsetzungen geben, davon darf aber keine Sportart ausgeschlossen sein. Wir wollen die gesamte Breite, von Golf bis American Football, von Leichtathletik bis zum Basketball und vieles mehr.

Sollte man aus Effizienzgründen nicht auch über Strukturen nachdenken, braucht es drei Dachverbände, die vielen Fachverbände ...?
Das große ehrenamtliche Engagement, die Vereine und die Verbände sind die grundlegende Basis für den Sport. In diese Autonomie werde ich mich nicht einmischen. Mir ist es wichtig, dass die Strukturen der öffentlichen Hand stimmen, dass wir gemeinsam an der Weiterentwicklung arbeiten, die Infrastruktur ausbauen, Synergien nutzen. Das ist ein großer Prozess, der gemeinsam mit allen Partnern zu einer neuen Sportstrategie des Landes führen soll.

Wie weit ist dieser Prozess?
Ich hätte gerne schon mehr persönliche Gespräche zu diesem Thema geführt, das war leider wegen Corona nicht möglich. Aber wir werden das nach dem Sommer in Gang bringen und auch einen Zielpunkt definieren. Bis zum Herbst 2021 sollte es Ergebnisse geben.

Aufbauend auf dem Forderungspapier der Verbände?
Das Papier der Dach- und Fachverbände ist ein wesentlicher Input. Das heißt nicht, das es zu eins zu eins umgesetzt wird. Aber es ist ein wesentlicher Input.

Wird es einen Sportstätten-Plan geben?

Wir brauchen im ersten Schritt eine gut fassbare Beschreibung des status quo, eine Landkarte. Da sind wir schon auf einem guten Weg. Zweitens muss die Sportstättenstrategie dann integrativer Bestandteil der Sportstrategie sein, das ist anders gar nicht denkbar.

Werden Schulsportplätze eine Rolle spielen?

In der Breite ja, das muss man mit den Schulerhaltern im Einvernehmen klären. Probleme gibt es, etwa im Haftungsbereich, aber die lassen sich lösen, das ist machbar. Es kann nicht sein, dass es daran scheitert.

Woran werden Sie den Erfolg Ihrer Sportstrategie messen?

Als wir seinerzeit mit der Gesundheitsstrategie begonnen haben, haben wir als Ziel ausgegeben: Die Steirer sollen länger und gesünder leben als der Rest der Welt. Und der Sport soll dazu seinen Teil leisten.

Die Vision?
Visionen darf man nie klein-klein denken. Also sage ich es klar: Ziel ist es, dass die Steirer mehr Bewegung machen als alle anderen Österreicher. Und dass wir überall dort, wo wir in der Bundesliga eine Mannschaft stellen, österreichischer Meister werden.

Zum Sport gehören Großveranstaltungen, wie geht es da weiter?
Ich bekenne mich dazu. Die Steiermark hat hier eine große Tradition, das ist für den Tourismus und die Wirtschaft wichtig, es ist identitätsstiftend. Ich bin froh, dass wir die zwei Formel-1-Rennen in die Steiermark holen konnten, das ist ein Zeichen der Zuversicht und des Aufbruchs. Internationalität schafft Sichtbarkeit, diese Leuchttürme sind wichtig und schaffen die Voraussetzungen für den Unterbau.

Da sind sich mit dem steirischen Sport-Vizekanzler einig?
Die steirische Breite und Achse funktioniert, wir haben eine gute weiß-grüne Zusammenarbeit mit Werner Kogler.

Zum Schluss noch einmal Corona – was sind die nächsten Schritte?
Am schwierigsten ist die Lage für Mannschaftssportarten in der Halle. Da müssen wir Persepktiven schaffen, wie es im Herbst weitergehen kann. Und ich appelliere dringend an den Bund, schnellstmöglich Richtlinien für den versprochenen 700 Millionen Euro aus dem "non-profit"-Topf zu schaffen, damit wir Planbarkeit haben.

Push-Nachrichten auf dein Handy
MeinBezirk.at auf Facebook verfolgen
Die Woche als ePaper durchblättern
Newsletter deines Bezirks abonnieren

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.