Graz: Die Langlauf-Hochburg in Vergessenheit

Österreichischer Langlauf-Meister und Olympia-Teilnehmer: Der Grazer Friedrich Krischan war ein nordisches Aushängeschild. | Foto: Schaupp, Sportstadt Graz
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von den Autoren Walter Iber und Harald Knoll

Während heute keine Grazer im nordischen Skisport glänzen können, prägte man früher die Szene.

Dieser Tage rittern die nordischen Sportler in Oberstdorf um WM-Medaillen. Auch steirische Athleten sind mit von der Partie, Grazer Langläufer, Skispringer oder Kombinierer sucht man im ÖSV-Aufgebot allerdings vergeblich. Das war nicht immer so. Es gab Zeiten, in denen Graz besonders im Langlauf punkten konnte – im Spitzen- wie auch im Breitensport. Geprägt von Persönlichkeiten, die viel Idealismus, aber auch einen Sinn für Innovation und das Wirtschaftliche mitbrachten. Zwei von ihnen werden hier vor den Vorhang geholt: Friedrich „Fritz“ Krischan (1920–2007) und Anton „Burli“ Werdinig.

Steirisches Aushängeschild

Fritz Krischan, lange Jahre als Aktiver und Funktionär für die Grazer Polizeisportvereinigung tätig, galt in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg als DAS steirische Aushängeschild im Skilanglauf: 1951 errang er bei den österreichischen Meisterschaften den Sieg in den Langlaufbewerben über 15 und 30 Kilometer. Damit war er der erste Steirer überhaupt, der sich Staatsmeister in einer nordischen Disziplin nennen durfte. Es folgte die Teilnahme an den Winterspielen in Oslo 1952: In der 4x10-km-Staffel holte der Grazer hier mit seinen Teamkollegen den – damals sensationellen – fünften Platz. Zwei Jahre später bei der WM in Falun wurde es, wieder in der Staffel, immerhin Rang acht.
Im Jahr 1964 engagierte der ÖSV Krischan als Trainer, später wurde er ÖSV-Langlaufreferent. In ganz Österreich baute Krischan Langlaufstützpunkte auf – und er widmete sich Materialfragen: Die Firma Fischer hatte das wirtschaftliche Potenzial des Langlaufs erkannt, der sich als Breitensport auch über Skandinavien hinaus immer größerer Beliebtheit erfreute. 1971/72 fertigte sie den ersten Langlaufski aus Kunststoff und eroberte damit den Weltmarkt. Fritz Krischan hatte Fischer in der Entwicklungsphase mit seiner Expertise maßgeblich unterstützt.

Legendär: Werdinig-Ski (Langlauf, Alpin) | Foto: Archiv WinterSportMuseum Mürzzuschlag
  • Legendär: Werdinig-Ski (Langlauf, Alpin)
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Ski für das Museum

Ein anderer Grazer ging ebenfalls mit der Zeit: Burli Werdinig, der in den 1970er Jahren in seinem Fassbinder-Betrieb in der Lange Gasse/Körösistraße mit der Herstellung von Langlaufskiern begann und dort zuvor auch schon Alpinskier produziert hatte. Ski der Marke Werdinig gelten heute als Museumsstücke (tatsächlich finden sich einige Exemplare im Wintersportmuseum Mürzzuschlag), Zeitgenossen sind sie natürlich immer noch ein Begriff, denn wer die Langlaufloipe in Thal nutzte, tat das auf Werdinig-Skiern. Heimische Skivereine setzten auf Werdinig als Ausrüster, Verkaufsfilialen gab es bald auch außerhalb von Graz, etwa im obersteirischen Weißkirchen. 1984 weitete das Unternehmen, heute vielen als „Sport Werdinig“ in Erinnerung, sein Geschäftsfeld auf den Handel mit Sportartikeln aus. Als unermüdlicher Förderer des Breiten-, Schul- und Jugendsports erwarb sich Burli Werdinig große Verdienste. Zusätzliche Bekanntheit erlangte er als Sponsor des legendären Fußball-Knirpsturniers und als Funktionär des ASV Graz.

Österreichischer Langlauf-Meister und Olympia-Teilnehmer: Der Grazer Friedrich Krischan war ein nordisches Aushängeschild. | Foto: Schaupp, Sportstadt Graz
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