Kraftsport
Grazer Powerlifterin ist stärker als jedes Vorurteil
Geballte Kraft: Die Grazer Powerlifterin Julia Fleck über ihre Motivation, schwere Gewichte zu bewegen und mehr Frauen in ihren Sport zu holen.
GRAZ. "Ich war in einer schlechten Lebensphase und habe einfach einen Sport gesucht, bei dem ich stärker werden kann", erzählt Julia Fleck über ihren Einstieg in den Kraftsport. Von ihrem Bruder, der bei den Giants Football spielte, erfuhr die heute 29-Jährige über die Powerlifting-Sektion des Vereins, bei dem sie inzwischen seit fünf Jahren trainiert und Wettkämpfe bestreitet. Was sie dabei macht? "Die deutsche Bezeichnung von Powerlifting lautet Kraftdreikampf. In den drei Kategorien Kniebeugen, Bankdrücken und Kreuzheben hat man jeweils drei Versuche, möglichst viel Gewicht auf einmal zu bewältigen. Die jeweils besten Ergebnisse bilden den Totalwert", so die Grazerin.
Die Reaktionen auf das für viele Menschen exotisch anmutende Hobby fallen außerhalb des Sports durchaus gemischt aus, verrät Fleck: "Es gibt Leute, die finden es extrem cool. Andere sind vorurteilbehaftet und schlichtweg der Meinung, dass Frauen nicht so viel oder am besten kein Gewicht bewegen sollten."
Starke Zielsetzung
Konkret liegen die Bestwerte der 1,68 Meter großen Powerlifterin, die in der Gewichtsklasse unter 76 Kilogramm antritt, bei 122,5 Kilogramm bei der Kniebeuge, 77,5 Kilogramm beim Bankdrücken und 160 Kilogramm beim Kreuzheben. Trainiert wird – so es Arbeitsalltag und Verfassung zulassen – viermal pro Woche zwei Stunden lang. Auf die Frage, worauf sie aktuell hinarbeite, muss sie überlegen: "Grundsätzlich habe ich mein Ziel erreicht. Ich fühle mich stark – körperlich und mental. Aber je mehr man sich mit dem Sport beschäftigt, umso mehr sieht man Menschen, die noch viel stärker sind, und das motiviert beim Training ungemein, über die eigenen Grenzen zu gehen."
Was den Wettkampfkalender betrifft, hat Julia Fleck für das kommende Jahr jedenfalls die steirische Landesmeisterschaft und die österreichische Staatsmeisterschaft ins Auge gefasst. Ein Anliegen der Grazerin im Hinblick auf den Kraftdreikampf ist ideeller Natur: "Für die Zukunft wünsche ich mir, dass mehr Frauen in den Sport kommen." Dass die Zahl der Powerlifterinnen in jüngster Zeit deutlich gestiegen ist, stimmt Fleck zuversichtlich, dennoch gebe es in Sachen Geschlechterverhältnis Luft nach oben.
Das Schwierigste sei, "überhaupt damit anzufangen", weshalb sie die Vernetzung mit anderen starken Frauen – etwa per Social Media – sowie eine ungezwungene Kontaktaufnahme mit etablierten Vereinen empfiehlt. Denn: "Leider wird man als Frau in vielen Fitnessstudios immer noch komisch angeschaut, wenn man Bank drückt – beim Training mit Leuten, die schon lange im Sport sind, ist das Feeling aber ein ganz anderes." Voraussetzung für den ersten Schritt sei lediglich das persönliche Interesse, so die Kraftsportlerin: "Man muss nicht von Grund auf stark sein – das wird man mit der Zeit durch konsequentes Training sowieso."
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