Eltern-Schikanen
Steirische Fußballschiedsrichter hören entnervt auf

Grund für den Schiedsrichtermangel in der Steiermark: Nicht das Geschehen am Spielfeld sondern das Publikum macht im Nachwuchsbereich den Unparteiischen das Leben schwer. | Foto: Pixabay
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Die Steiermark hat einen Fachkräftemangel, der keiner sein müsste. Obwohl ausreichend Unparteiische beim Amateurfußball anfangen, hören viele bereits nach kurzer Zeit entnervt auf. Der Grund: ausfällige Eltern bei den Nachwuchskickerinnen und -kickern.

GRAZ/STEIERMARK. Was die Zahl der Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter angeht, war man beim Steirischen Fußballverband (StFV) schon einmal besser aufgestellt. Rund 300 Unparteiische, darunter sieben Frauen, versehen derzeit ihren Dienst – zu wenig, um alle Ligaspiele mit den vorgesehenen Referee-Teams zu besetzen, wie Regelreferent Johann Hechtl bei einem Treffen mit MeinBezirk.at beim Verbandsplatz in der Grazer Herrgottwiesgasse festhält: "Um von der U11 bis zur Regionalliga bestens aufgestellt zu sein, wären 400 Schiedsrichter wünschenswert. Dann hätten wir einen schönen Polster."

Um in Unterliga, Oberliga und Regionalliga in voller Besetzung "pfeifen" zu können braucht es in der Steiermark mehr Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter. Diese starten mit dem Einsatz im Jugendbereich. | Foto: Pixabay
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Eltern eskalieren, Schiedsrichter hören auf

Das Problem sei aber nicht das prinzipielle Interesse am "Pfeifen", so der Vorsitzende der StFV-Schiedsrichterkommission Wolfgang Eckhardt: "Zwei- bis dreimal im Jahr absolvieren zwischen zwanzig und dreißig Anwärter die Ausbildung." Ein durchaus beachtlicher Wert, mit dem der Fachkräftemangel bei den Unparteiischen eigentlich schnell zu beheben wäre.  Warum das dennoch nicht gelingt, liegt an den laufenden Abgängen aufgrund regelmäßiger verbaler Entgleisungen auf den Zuschauerrängen. "Und das betrifft vor allem den Jugendbereich", verrät Hechtl, "bei Eltern ist seit Jahren eine zunehmende Aggressivität zu bemerken."

Obmann der StFV-Schiedsrichterkommission Wolfgang Eckhardt: "Obwohl die Rekrutierung gut funktioniert, haben wir aktuell um die 300 Schiedsrichter. 400 Schiedsrichter wäre ein Top-Wert. Ich wäre vorerst aber auch mit 350 zufrieden." | Foto: StFV
  • Obmann der StFV-Schiedsrichterkommission Wolfgang Eckhardt: "Obwohl die Rekrutierung gut funktioniert, haben wir aktuell um die 300 Schiedsrichter. 400 Schiedsrichter wäre ein Top-Wert. Ich wäre vorerst aber auch mit 350 zufrieden."
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Zwar käme es in sehr seltenen Fällen vor, "dass ein Schiedsrichter einmal geschupft wird", prinzipiell seien körperliche Angriffe gegen Unparteiische im Gegensatz zu Beschimpfungen aber inzwischen eine absolute Ausnahme. "Das war früher anders", erinnert sich der Vorsitzende des Strafsenats I Werner Kainz, "in den Siebziger-Jahren hat es noch den ein oder anderen Faustschlag gegeben und auch in den Achtziger-Jahren ist es vorgekommen, dass Schiedsrichter aufgrund massiver Drohungen eine Polizeieskorte bekommen haben." Dennoch: "Viele wollen sich die Beflegelungen in ihrer Freizeit nicht mehr antun und hören auf, bevor sie das erste Mal außerhalb des Nachwuchsfußballs zum Einsatz kommen."

Tätlichkeiten gegen Schiedsrichter haben in den vergangenen Jahrzehnten massiv abgenommen. Was mehr wird, ist die verbale Gewalt. | Foto: Pixabay
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Ehrgeiz und unfehlbare Kinder

Wirkliche Unterschiede in Sachen Rüpelhaftigkeit will zwischen Stadt und Land Eckhart bislang nicht wahrgenommen haben: "Obwohl es bei manchen Grazer Vereinen ein tendenziell härteres Pflaster gibt, kann man dazu kein Pauschalurteil abgeben. Der entscheidende Faktor sind immer überehrgeizige Eltern und die gibt es im ganzen Bundesland." Was manche vielleicht verwundern mag – vorrangig seien es nicht Männer, die sich zu Schimpftiraden unter der Gürtellinie hinreißen lassen: "Österreichweit sind es häufig Mütter, die glauben, dass ihr Kind unfehlbar ist."

Regelreferent Johann Hechtl: "Der Ton ist rauer geworden. Das merken neben den Schiedsrichtern auch die Trainer." | Foto: StFV
  • Regelreferent Johann Hechtl: "Der Ton ist rauer geworden. Das merken neben den Schiedsrichtern auch die Trainer."
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Warum man trotz alldem eine Laufbahn als Unparteiischer anstreben sollte? "Es ist eine Lebensschule sondergleichen. Wer als Schiedsrichter reüssiert, reüssiert auch im Beruf und allen anderen Bereichen", ist Eckhardt überzeugt.  "Wir brauchen einen jeden, damit Fußball stattfinden kann – vom Platzwart, über die Spieler und Trainer", ergänzt Hechtl, "und wenn ich eine gewisse Entscheidungsfreude in mir habe, kann ich als Schiedsrichter einen wesentlichen Beitrag leisten, damit unser Sport funktioniert."

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