Von wegen Flachland: Grazer als Skipioniere

Die Grazerin Gerda Paumgarten war in den 30er-Jahren flott auf den Skiern unterwegs und holte auch vier WM-Medaillen. | Foto: Archiv WinterSportMuseum Mürzzuschlag
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  • Die Grazerin Gerda Paumgarten war in den 30er-Jahren flott auf den Skiern unterwegs und holte auch vier WM-Medaillen.
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Ein Gastbeitrag von Reinhard Lux im Rahmen der Serie "Stadt in Bewegung"

Mit Max Kleinoscheg und Gerda Paumgarten haben auch zwei Grazer den Skisport maßgeblich geprägt.

Dieser Tage geht in Cortina d’Ampezzo die Alpine Ski-WM über die Bühne. Anlass genug, um zwei außergewöhnliche Persönlichkeiten vorzustellen, die den Skisport in Graz prägten: Max Kleinoscheg und Gerda Paumgarten. Max Kleinoscheg, geboren 1862, war ein Universalgenie seiner Zeit. Der Bergsport und das Radfahren zählten zu seinen sportlichen Passionen. Er war aber auch Journalist, Redner, Schriftsteller und Funktionär. Nach frustrierenden Erfahrungen im Tiefschnee (bei einem Abstieg am Hochschwab 1890) versuchte er sich erstmals auf Skiern und gemeinsam mit seinem Freund Toni Schruf machte er schon bald als Skipionier von sich reden.

Schifahren auf der Platte

Der "Verein steirischer Schiläufer" (VSS) wurde 1892 gegründet – und man mag es nicht glauben, aber nicht in St. Anton am Arlberg oder in St. Moritz im Schweizer Engadin fand das erste Skirennen Mitteleuropas statt, sondern 1893 im beschaulichen Mürzzuschlag, der Heimat von Toni Schruf.
Drei Jahre später – also 1896 – durften dann rund 1.000 Zuschauer der Grazer Skipremiere auf der heutigen Stoffbauerwiese (Platte) beiwohnen. Geboten wurde unter anderem auch ein Skisprungbewerb mit der Tageshöchstweite von 8,5 Metern. Max Kleinoscheg war 1904 mit dem VSS Gründungsmitglied des Österreichischen Skiverbandes (ÖSV). Im Zuge dessen wurde er auch in den "Wettkampfausschuss" des ÖSV gewählt.

Steirische Skipioniere: Toni Schruf, Max Kleinoscheg | Foto: Archiv WinterSportMuseum Mürzzuschlag
  • Steirische Skipioniere: Toni Schruf, Max Kleinoscheg
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Skifahren und Tourismus

Kleinoscheg erkannte außerdem das Potenzial des Skisports in Verbindung mit dem Fremdenverkehr. Um nicht von den teuren Ski-Importen aus Norwegen abhängig zu sein, gab er zudem die Herstellung von Skiern bei einem Grazer Wagnermeister in Auftrag. Dieses wirtschaftliche Verständnis brachte ihm den Titel des Kommerzialrates ein. Am 11. Dezember 1940 verstarb Max Kleinoscheg in Graz im Alter von 78 Jahren. Heute erinnert eine Bronzebüste im Bereich der Straßenbahnendstation Andritz an den Skipionier und Visionär.
Gerda Paumgarten wurde am 4. Februar 1907 in Graz geboren und war Teil der so genannten Paumgarten-Dynastie. Die Wintermonate verbrachte sie mit ihren Brüdern Harald und Fridtjof auf dem Besitz des Vaters in St. Anton am Arlberg. Dadurch kam sie unweigerlich mit dem Skisport in Berührung.

Vom Arlberg in die USA

Sie gewann insgesamt vier WM-Medaillen (1x Gold, 1x Silber, 2x Bronze). Hingegen wurde ihr, wie vielen Topstars, die Teilnahme an den Olympischen Winterspielen 1936 aufgrund der Amateurregelung verwehrt: Durch die Arbeit als staatlich geprüfte Skilehrerin am Arlberg galt Paumgarten als Profisportlerin. Im Jahr 1936 siegte die "Teilzeitarlbergerin" im Slalom und in der Kombination des berühmten Kandahar-Rennens in St. Anton – ein absolutes Highlight ihrer Karriere.
Nach ihrer aktiven Zeit übersiedelte Paumgarten in die USA und arbeitete wieder als Skilehrerin. Als Mitglied des "Ski-Clubs Arlberg" genoss sie großes Ansehen und trug wesentlich zur Verbreitung des alpinen Skisports in Nordamerika bei. Gerda Paumgarten verstarb am 1. Jänner 2000 in Wien. In der Grazer Skigeschichte hinterließ sie tiefe Spuren.

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