Mjam-Franchise-System
Das Mysterium einer Grazer "Geisterküche"
"Geisterküchen" haben sich auch in Graz längst etabliert, denn die virtuellen Lieferküchen ohne Gastraum bieten Vorteile sowohl für Kundinnen und Kunden als auch für die Gastronominnen und Gastronomen. Wie es ein Standort in Graz schafft, sieben verschiedene Lokale zu betreiben, wirft dennoch Fragen auf.
GRAZ. Wo früher das Chinarestaurant "Goldener Apfel" war, befindet sich heute keine Gaststätte mehr. Lediglich ein Aufkleber der Online-Bestell- und Lieferplattformen "Mjam" lässt darauf schließen, dass hier in der Brockmanngasse 87 noch gekocht wird. Und tatsächlich: Koreanische Burger, Falafel Bowls, Californische Burritos, Dumplings, Wraps oder auch Tacos werden in der hiesigen Küche zubereitet. Dass an diesem Standort sieben verschiedene "Lokale" ansässig sind, erschließt sich aber erst, durchstöbert man online die unzähligen Angebote auf Mjam.
Virtuelles Restaurant in Graz
Das Konzept von "Geisterküchen" beziehungsweise "Ghost Kitchens" ist kein ganz neues – spätestens seit der Corona-Pandemie und den damit verbundenen Lockdowns haben sich diese virtuellen Restaurants ohne Gastraum und Servicepersonal durchgesetzt, die Kundinnen und Kunden ausschließlich per Lieferung auf Grundlage von Online-Bestellungen bedient. Üblicherweise sind diese aber an einem Standort angesiedelt, an dem sich zumindest eine "reale" Gaststätte befindet – in der Brockmanngasse erschient das ganze noch etwas intransparenter.
"Welche Intransparenz ist denn hier gemeint? Wir befinden uns auf einem freien Markt", entgegnet Mjam-COO Alexander Gaied auf Anfrage der Woche. Das Konzept einer Ghost Kitchen oder auch Lieferküche unterliege gesetzlichen Auflagen wie jedes andere Lokal auch, betont der Mjam-Manager. "Wenn der Betrieb alle rechtlichen und hygienischen Anforderungen erfüllt, spricht nichts gegen solch ein Konzept", bestätigt auch WK-Gastro-Sprecher Klaus Friedl. "Obgleich man den Gast ein wenig anblendet, weil es nicht gleich ersichtlich ist, dass es sich um eine Lieferküche handelt", ergänzt Friedl.
Schockgefrorenes aus Wien
Für solche Konzepte spricht sowohl aus Sicht von Mjam als auch des WK-Sprechers, dass sie während der Pandemie zum wirtschaftlichen Überleben vieler Gastronominnen und Gastronomen beigetragen hätten. Denn die Konzernmutter von Majm, "Delivery Hero", bietet für die Partnerrestaurants nicht nur die Online-Plattform, um Kundinnen und Kunden zu erreichen. Sie ist auch Franchisegeber:
Österreichweit werden Gerichte unter den Marken Mamacita, Cheesus, Gangnam Kitchen, Baba Noni, Good Roots, Beste Freunde, Hungry Tiger, Jackson Fried Chicken, Holy Chicken, Yumza und Wing it produziert. Viele der Produkte werden von Mjam in der Wiener Produktionsküche lokal in Österreich vorgekocht und schockgefroren. Zutaten und Verpackungen werden dann den Partner-Restaurants wöchentlich zugestellt.
"Überleben werden diejenigen, die innovativ sind"
Das bedeutet mehr Auswahl für die Kundinnen und Kunden sowie bessere Auslastung gepaart mit Unterstützung von Mjam für die Gastronominnen und Gastronomen. Kritik in Hinblick auf Intransparenz und den "unfairen" Effekt auf den Wettbewerb lässt Mjam nicht zu: "Wie in allen Geschäftsbereichen muss sich auch die Gastronomie immer wieder etwas einfallen lassen, um den Kundenwünschen gerecht zu werden. Eine Kristallkugel haben wir nicht. Fakt ist aber: Überleben werden diejenigen, die innovativ sind", so Gaied abschließend.
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