Bis Jahresende
Dem steirischen Arbeitsmarkt stehen schwere Zeiten bevor
Die Arbeitslosigkeit in der Steiermark war mit Ende Februar erstmals wieder auf Vor-Pandemie-Niveau. Beim AMS rechnet man damit, dass die Zahlen bis Jahresende weiter steigen werden, vor allem Regionen mit einem starkem industriellen Sektor könnten es schwer haben.
GRAZ/STEIERMARK. Die letzten zwei Jahre waren geprägt von Berichten über Arbeits- und Fachkräftemangel, fast überall suchte man hängeringend um Personal. Ein Trend der sich im Jahr 2024 aber merklich umgekehrt hat, die Nachwehen der Pandemie sowie die Folgen von Kriegen und Konflikten sind fast überall spürbar. Mit Ende Februar erreichten die steirischen Arbeitslosenzahlen erstmals das Niveau, das vor der Pandemie herrschte, 40.450 Personen waren als arbeitslos oder in einer Schulung gemeldet, zum Vergleich, direkt vor dem ersten Lockdown Ende Februar 2020 waren es 40.942. Der Anstieg im Vergleich zur Vorjahr betrögt 10,6 Prozent.
Eine Trendwende ist nicht in Sicht, AMS Steiermark Geschäftsführer Karl-Heinz Snobe rechnet damit, dass sich diese Entwicklung bis zum Jahresende fortsetzten könnte: "Sehr schwierig bleibt die Lage in der Industrie, die Krise am Bau wird überhaupt erst durchschlagen und auch der Handel bleibt angespannt, weil Arbeitslosigkeit und Teuerung auf die Stimmung drücken."
Deutschlandsberg toppt, Graz flopt
Dabei stellt sich diese Situation nicht nur nach Branchen unterschiedlich dar, auch regional zeigen sich innersteirische Differenzen. Schwierig sei es momentan vor allem in Graz, Graz-Umgebung oder Voitsberg. Snobe: "Graz und das Grazer Umland haben eine starke industrielle Prägung und der produzierende Bereich tut sich momentan am Schwersten." Beispiele dafür gab es zuletzt einige, bei Magna musste man aufgrund der schwierigen Auftragslage Teile des Werks von Zwei- auf Einschichtbetrieb umstellen, bei der AVL sollen bis Jahresende 200 Arbeitsplätze in Graz eingespart werden. Etwas besser sei die Situation in der Südoststeiermark, in Liezen oder in Deutschlandsberg, eine stark touristische Prägung sowie die Vorboten der Koralmbahn (in DL) würden sich hier positiv zu Buche schlagen.
So setzt sich das Arbeitslosengeld zusammen
Keine Senkung des Arbeitslosengeldes
Snobe betonte aber auch, dass der Februar historisch immer ein Monat mit verhältnismäßig hoher Arbeitslosigkeit sei, Grund dafür sind die Saisonarbeiter in der Baubranche beispielsweise. Im gleichen Atemzug warnt der steirische AMS-Chef auch von der, aus Wien in den Ring geworfenen, Senkung der Nettoersatzrate: "Viele Mangelkräfte gibt es in den Saisonbranchen Bau- und Baunebenbereich sowie Tourismus und Gastronomie. Diese Fachleute sind sehr einkommenssensibel und viele werden der Branche nach der ersten Saison Arbeitslosigkeit mit Einkommenseinbußen rasch den Rücken kehren." Auch Umschulungen würden oft an den Finanzen scheitern.
"Die Motivation, für ein bis zwei Jahre eine neue Berufsausbildung zu machen, ist selten das Problem. Oft scheitert es daran, es sich mit dem Arbeitslosengeld so lange leisten zu können. Es gibt seit Jahresanfang einen neuen Schulungszuschlag für längere Ausbildungen. Ich bin gespannt, ob es damit leichter wird.", so AMS Steiermark Geschäftsführer Karlheinz Snobe.
Zwischen Wünschen und Realität
Der Wunsch schnell wieder Beschäftigung zu finden sei bei vielen Arbeitslosen groß, viele könnten sich die Arbeitslosigkeit auch schlichtweg nicht leisten. "Zeit ist ganz wichtig, auch für uns. Wer ein Jahr sucht, hat nur mehr eine 30 prozentige Chance, ähnliches zu finden und beginnt beim Gehalt wieder weit unten.", so Snobe. Weiters zeigt sich das Vorstellung und Realität oft weit auseinandergehen, sowohl bei Gehalt als auch bei der gewünschten Tätigkeit. Generell dürfte bei den meisten Gehältern für einige Zeit ein Plateau erreicht sein.
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