Der Kampf um den Müll

- Mülltransport ins Ausland
- Foto: TransWaste
- hochgeladen von Lissi Steiner
Illegales Abfallsammeln ist ein bekanntes Problem – auch in Graz. „TransWaste“ sucht nun Lösungen.
Wer kennt das nicht? Man will seine alten Gebrauchsgegenstände zum AEVG-Abfallsammelzentrum, besser bekannt als „Sturzplatz“, in Graz bringen – und schon vor den Toren erwarten einen illegale Müllsammler (offiziell „informelle Abfallsammler“ genannt), die einem freudig das Auto ausräumen. Was des einen Freud, ist des anderen Leid. Denn durch dieses illegale Sammeln entsteht der heimischen Abfallwirtschaft ein finanzieller Schaden, der bis jetzt aber nur geschätzt werden konnte.
Zahlen sprechen für sich
Das EU-weite Projekt „TransWaste“, bei dem auch die Grazer ARGE Abfallvermeidung beteiligt ist, hat nun zum ersten Mal überhaupt Daten zum informellen Abfallsammeln erhoben. Das Ergebnis: Pro Jahr werden rund 80.000 Tonnen mehr oder weniger brauchbarer Gegenstände sowie Metalle illegal gesammelt. 65.000 Tonnen davon werden ins östliche Ausland gebracht. Dies entspricht rund 15 Prozent der durch die offizielle Abfallwirtschaft in Österreich gesammelten Mengen an Sperrmüll, Elektroaltgeräten und Metallen. „Der Sturzplatz in Graz ist sicherlich wegen seiner Größe und der Nähe zum Osten ein Brennpunkt“, wissen Ulrike Kabosch und Andrea Kobler, ihres Zeichens Projektleiterin sowie Sprecherin seitens der ARGE für das Projekt. „Unsere Studien zeigen, dass Gemeinden, je weiter sie im Osten liegen, um so stärker vom nicht autorisierten Sammeltätigkeiten betroffen sind.“
Suche nach Lösungen
Einer, der das Problem bestens kennt, ist AEVG-Sprecher Ralf de Roja. „Wir haben in den letzten Jahren viel getan, um die Situation zu entschärfen. Und Maßnahmen wie zum Beispiel die Wegnahme von Parkmöglichkeiten vor dem Gelände haben die Situation schon sehr gebessert.“ Dennoch gibt es immer wieder Probleme wegen herumliegenden Mülls und verärgerter Anrainer. „Liegen gelassener Müll auf den Straßen verursacht der Stadt Graz wiederum Kosten, da das von den Wirtschaftsbetrieben entfernt werden muss.“ Daher begrüßt auch de Roja geplante Lösungen. „Die Situation gehört geregelt.“
Schenkungen, Eingliederung der informellen Sammler ins bestehende System und mehr werden momentan angedacht. Ob und welche Lösungen gefunden werden, wird die Zukunft zeigen.
Infos zu Transwaste:
Abfälle, vor allem Elektro- und Elektronikaltgeräte, Altmetalle und Sperrmüll werden häufig in Westeuropa von Personen gesammelt, die über keine vorgeschriebenen Genehmigungen verfügen, und in osteuropäische Länder mit gering entwickelten abfallwirtschaftlichen Strukturen gebracht.
Seit 2009 werden im Rahmen von TransWaste (www.transwaste.eu) Daten über das Ausmaß des informellen Abfallsammelns erhoben, sowohl quantitativ und qualitativ als auch in Bezug auf die ökologischen und ökonomischen Folgen. Im Rahmen des Projekts „TransWaste“ werden nun neue Wege entwickelt, um diese Probleme zu lösen.
Ökologische Probleme:
Probleme entstehen, wenn Teile des informell gesammelten Abfalls, die nicht mehr verwendbar sind, unangemessen entsorgt werden und so zur Umweltbelastung werden.
Soziale Probleme:
Personen, die informell Abfall sammeln, tun das meist, um sich so den Lebensunterhalt zu verdienen. Nimmt man ihnen diese Möglichkeit weg, verwehrt man ihnen so die Chance, damit ihren Lebensunterhalt zu verdienen.
Ökonomische Probleme:
Durch informelles Abfallsammeln und die darauffolgende Weiterbringung ins Ausland werden heimische Abfallwirtschaftsverbände finanziell geschädigt.
Ziel von TransWaste ist es, das informelle Abfallsammeln zu minimieren. Nun versucht man eine Win-win-Situation für alle Beteiligten zu entwickeln. Beispiel: durch direkte Einbindung der informellen Abfallsammler in bestehende Systeme.
(Foto: Transwaste)
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