Dicke Luft in Schulen
Luftqualität gefährdet Gesundheit und Lernerfolg

- Luft nach oben gibt es bei der Qualität der Atemluft in den heimischen Klassenzimmern. Mancherorts überschreitet sie die CO2-Grenzwerte um das Siebenfache.
- Foto: Taylor Flowe/Unsplash
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Dreiviertel der heimischen Klassenzimmer überschreiten die CO2-Richtwerte, wie eine aktuelle Studie der TU Graz belegt. Die unzureichende Luftqualität beeinträchtigt das Lernen und erhöht auch das Infektionsrisiko für Schülerinnen und Schüler sowie Lehrende.
GRAZ/STEIERMARK. Eine aktuelle Studie der Technischen Universität Graz zeigt: In einem Großteil der österreichischen Klassenzimmer wird die vorgeschriebene Luftqualität nicht eingehalten. Im Schuljahr 2023/24 wurden CO2-Werte, Belüftungsraten und Umweltdaten in insgesamt 1.200 Klassenräumen aller neun Bundesländer gemessen. In über 75 Prozent der Klassen wird der CO2-Richtwert überschritten, im Winter sogar in 88 Prozent der Fälle. In Extremfällen lagen die CO2-Werte bei über 6.900 ppm – das entspricht fast dem Siebenfachen des empfohlenen Grenzwerts.
Die schlechte Luftqualität beeinträchtigt nicht nur die Konzentration, sondern erhöht auch das Risiko für Atemwegsinfekte. Laut Modellrechnungen im Rahmen der Studie besteht ein klarer Zusammenhang zwischen Raumluftqualität und Infektionsrisiko: Regelmäßiges Lüften senkt beides.

- Zu wenig Luft zum Denken? Spezielle CO2-Sensoren und Trainings fürs richtige Lüften sollen für Verbesserung sorgen.
- Foto: Harry Cao/Unsplash
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Die EU und Österreich schreiben einen Mindestluftvolumenstrom von 4 Litern pro Sekunde und Person vor. Doch in einem Viertel der untersuchten Klassenräume wird nicht einmal der Mindestwert erreicht. Das bedeutet, dass viele Schülerinnen und Schüler weniger als 40 Prozent der empfohlenen Frischluftzufuhr erhalten. Obwohl Kohlendioxid selbst kein Schadstoff ist, gilt es als verlässlicher Indikator für schlechte Luftqualität in Innenräumen.
Unterschiede zwischen Stadt, Land und Schultyp
Die Studie, durchgeführt vom Team um Robert McLeod und Christina Hopfe vom Institut für Bauphysik, Gebäudetechnik und Hochbau der TU Graz im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung, zeigt auch regionale Unterschiede. Schulen in Städten wiesen tendenziell bessere CO2-Werte auf als jene im ländlichen Raum. Besonders Sonderschulen schnitten gut ab, da meist weniger Kinder in den Klassen sind.

- Christina Hopfe und Robert McLeod vom Institut für Bauphysik, Gebäudetechnik und Hochbau der TU Graz mit einem CO2-Sensor.
- Foto: Lunghammer/TU Graz
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Mechanische Lüftung verbessert Luftqualität
Die Art der Belüftung hat großen Einfluss auf die Luftqualität: "In Räumen mit einer automatischen, mechanischen Belüftung ist die Luftqualität im Jahresmittel besser als in Klassen, die manuell durch Öffnen der Fenster belüftet werden", erklärt Christina Hopfe. Besonders bei Außentemperaturen unter 16 °C sei dieser Effekt deutlich messbar.
Da jedoch nicht alle Schulen mit automatischen und zugleich teuren Systemen ausgestattet werden können, schlagen die Forschenden CO2-Sensoren und gezielte Schulungen als wirksame Alternativen vor. In der Hälfte der untersuchten Klassen wurden sichtbare CO2-Sensoren eingesetzt, die bei Grenzwertüberschreitungen mittels Farbsignalen warnen.
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