Die Murgondel wäre eine echte Attraktion

Italienisches Flair: Bei Kellner-Legende Lauro Pisu blieb für Jürgen Roth (l.) und WOCHE-Redaktionsleiter Marcus Stoimaier im San Pietro kein Wunsch offen. | Foto: Oliver Wolf
  • Italienisches Flair: Bei Kellner-Legende Lauro Pisu blieb für Jürgen Roth (l.) und WOCHE-Redaktionsleiter Marcus Stoimaier im San Pietro kein Wunsch offen.
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Faschierte Laibchen mit Kartoffelpüree – Jürgen Roths Menüwahl im San Pietro ist irgendwie symptomatisch. Der Grazer hat trotz Führung des milliardenschweren Familienunternehmens und weiteren Funktionen wie als Vizepräsident der steirischen Wirtschaftskammer, des Aufsichtsratvorsitzenden des Internationalisierungscenter Steiermark oder der des Vorstandsmitgliedes der Europäischen Konferenz des Heizölvertriebs nie die Bodenhaftung verloren. Über seine Anfänge bei Heizöle Roth, seine einstigen Träume, den Benzin-Preis, seine Zukunftsvision für Graz und vieles mehr hat er in unserem „Business Lunch“ ausführlichst gesprochen.

WOCHE: Herr Roth, Sie füllen neben Ihrer Geschäftsführerfunktion bei Heizöle Roth insgesamt gezählte 14 Funktionen in den diversen Institutionen aus – wie lässt sich das alles unter einen Hut bringen?

Jürgen Roth: Ich würde jetzt lügen, wenn ich sage, dass das alles im Vorbeigehen funktioniert. Ich habe mir unlängst einmal meine Arbeitszeiten durchgerechnet – ich komme auf 80 bis 83 Stunden in der Woche. Laut Kollektiv sind das also zwei Fulltime-Jobs – was auch wieder stimmt, der eine ist meine Rolle in der Firma und der andere geht eben für die verschiedenen Funktionen drauf.

Sie stammen aus einer der großen steirischen Unternehmerfamilien – war Ihr Weg immer vorgezeichnet?

Eigentlich wollte ich Profitennisspieler werden, ich habe da im Doppel sogar ein paar ATP-Punkte gesammelt und etwa das Turnier am Dach in Graz gewonnen. Grundsätzlich habe ich aber immer unternehmerisches Blut gehabt – ich glaube fast, dass das irgendwie genetisch bedingt ist.

Hat Sie Ihr Vater also nie zu etwas gedrängt?

Nein – er hatte nur die Prämisse, wenn du ins Unternehmen kommst, brauchst du ein abgeschlossenes Studium und du musst sämtliche Abteilungen der Firma durchlaufen – alles also von Grund auf erlernen. Ich hab so zu Beginn 12.000 Schilling im Monat verdient.

Inwieweit war der Name Roth für Sie auch eine Bürde?

Die Fußstapfen waren natürlich riesig. Und man sieht auch in anderen Dynastien, dass das nicht immer funktioniert, weil man sich eben oft die Messlatte so hoch legt. Ich habe versucht, eigene Wege zu gehen – es war zum Beispiel noch kein Roth Vizepräsident in der Kammer, noch keiner Bundesobmann. Unternehmerisch alle zu überflügeln wäre schwierig geworden (lacht). Ich weiß jedenfalls, was ich meinem Vater zu verdanken habe – der Pfad war grundsätzlich natürlich schon vorgegeben.

Jetzt wird in Österreich kaum etwas so leidenschaftlich diskutiert wie die Spritpreise – wie darf aktuell die Gemütslage von uns Autofahrern sein?

Naja, wir müssen uns die Illusion nehmen, dass jemand sagt, „danke, das Tanken ist so billig“. So eine Ruhe wie jetzt ist ja schon das Höchste der Gefühle. Momentan gibt es eine stagnierende Nachfrage an fossilen Energieträgern, die gleichzeitig aber immer leichter zu fördern sind – deshalb bin ich sicher, dass der Preis in nächster Zeit auf diesem Niveau bleiben wird.

Sie haben aktuell allein in Graz 13 Tankstellen – wohin wird da die Reise gehen?

Schauen Sie, wir haben in Österreich bei den Tankstellen die schlechtesten Spannen Europas – dadurch haben wir ja auch die günstigen Preise. Darum muss es aus unserer Sicht zu einer Bereinigung am Markt kommen – wir haben einfach zu viele Tankstellen. Aus meiner Sicht werden zwei Arten von Stationen überbleiben: Die unbemannten Stationen und die vollwertigen Stationen, wo du eben Vollservice hast, sozusagen der Kastner unter den Tankstellen. Deshalb wird sich unser Tankstellennetz auch verändern.

Zum Abschluss – was würden Sie in Graz ändern, wenn Sie es könnten?

Ich würde mir wünschen, dass wir den Flughafen Graz als regionale Drehscheibe für das Südburgenland, Kärnten und Nordslowenien installieren. Der Thalerhof ist ja auch auf eineinhalb bis zwei Millionen Passagiere ausgelegt. Ich meine, in Klagenfurt wurde der Flughafen für zig Millionen saniert – für vier Flüge in der Woche. Mit dem Geld könnte ich jeden Fluggast einzeln mit der Limousine nach Graz bringen. Und das Zweite ist, dass ich ein Fan eines öffentlichen Verkehrsmittels wie einer Gondel bin. Das ist ein österreichisches Produkt, um das sich weltweit Städte anstellen. Das wäre das günstigste Verkehrsmittel, das man nachträglich bauen könnte und man hätte eine touristische Attraktion.

Steckbrief:

Jürgen Roth

Geboren
am 22. April 1973 in Graz
Ist verheiratet mit Gattin Anna-Maria, hat zwei Kinder (Matteo und Florentina) und einen Hund (Watson).
Hat im Jahr 2004 die operative Leitung des Unternehmens als Geschäftsführer übernommen.
In der Freizeit spielt er Tennis, Golf oder geht Skifahren. „Grundsätzlich macht mir alles Spaß, was einen Motor hat oder wo ein Ball dabei ist.“
Das perfekte Wochenende wird mit den Kindern verbracht, die jetzt im Haus in Andritz einen großen Garten zum Spielen haben.
Lacht am liebsten über einen guten Witz.
Am Nachtkastl liegen das iPhone („das leider immer eingeschalten ist“), die Uhr und der Ehering.

Heizöle Roth GmbH

Mitarbeiter: 300
Gegründet: 1972 durch Rudi Roth und Bruder Hans Roth
Jahresumsatz (im Inland): 1,25 Milliarden Euro
Jahresabsatzmenge: 1,2 Milliarden Liter (größter Mineralölhändler Österreichs)
Geschäftsführer: Jürgen Roth
Tankstellen: 13 in Graz, 13 in der übrigen Steiermark, Burgenland und Kärnten – und zahlreiche weitere Partnerbetriebe.

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