Business-Lunch
Drucken frei nach Gutenberg in der Infinitive Factory

Beim Business-Lunch im "Steirer" hat sich MeinBezirk.at mit Christian Ursnik von der "Infinitive Factory" unterhalten, einer Druckerei, die sich auf Letter Press spezialisiert hat. | Foto: Konstantinov
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  • Beim Business-Lunch im "Steirer" hat sich MeinBezirk.at mit Christian Ursnik von der "Infinitive Factory" unterhalten, einer Druckerei, die sich auf Letter Press spezialisiert hat.
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In der "Infinitive Factory" wird noch mit alten Druckmaschinen gearbeitet, entsprechend besonders sind die Erzeugnisse. Leiter Christian Ursnik berichtet MeinBezirk.at wie es gekommen ist, dass er alte Techniken neu belebt.

GRAZ. In der Schiffgasse 6 in Gries verbirgt sich mit der "Infinitive Factory" eine kleine aber besondere Druckerei, die auf "Letter Press" spezialisiert ist. Diese Drucktechnik macht dem Buchdruck nach Gutenberg alle Ehre und benötigt noch alte Druckmaschinen. Mitbegründer und Leiter Christian Ursnik erzählt MeinBezirk.at beim Business Lunch, wie er zu dieser besonderen Tätigkeit gekommen ist.

MeinBezirk.at: Herr Ursnik, was kann man sich unter "Letter Press" vorstellen?
Christian Ursnik: Bei Letter Press handelt es sich um eine Drucktechnik, bei der etwas in vorzugsweise starkes Papier hineingepresst wird, also um so genannten Prägedruck. Das ist gewissermaßen eine Neuinterpretation des Buchdrucks, wie er bei uns in den 80er-, 90er-Jahren ausgestorben ist. Und dieser basiert ja im Grunde auf der Technik, die Johannes Gutenberg erfunden hat.

Also arbeiten Sie wie Gutenberg mit einzelnen beweglichen Lettern?
(Lacht) Ganz so kompliziert ist es nicht. Wir hätten dafür das Equipment, also diese einzelnen Blei-Buchstaben, die Gutenberg verwendet hat, gar nicht zur Verfügung. Wir arbeiten mit Klischees, das sind erhabene Druckplatten, die nach digitalen Vorlagen angefertigt und für jeden Druck neu eingefärbt werden. Das ist schon relativ zeitaufwendig, da jede Farbe ein eigenes Klischee braucht. Dadurch ergibt sich aber auch ein haptisches Erlebnis, welches moderne Maschinen gar nicht reproduzieren können.

Was können Sie damit alles erzeugen, bzw. was wird besonders gerne angefragt?
Grundsätzlich sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Wir selbst haben vier Druckermaschinen, drei für A4- und eine für A3-Druck zur Verfügung. Hauptsächlich produzieren wir Visitenkarten für Menschen, die Wert auf ihren Unternehmensauftritt legen, wie Ärzte, Architekten und Rechtsanwälte. Aber wir machen auch Geschäftsausstattungen, wie Mappen für Hotelerie-Betriebe, Gutscheine und vieles mehr. Auch zusätzliche Veredelungen, wie Heißfolienprägung und Goldschnitt bieten wir an.

Wie sind Sie auf dieses Tätigkeitsfeld gekommen?
Letter Press ist mir gewissermaßen passiert. Ich komme ursprünglich vom Grafik Design und war eine Zeit lang selbstständig. Irgendwann wollte ich mich neu orientieren und habe einen Kollegen kennengelernt, der mich auf dieses Thema gebracht hat. Wir haben dann gemeinsam recherchiert, vor allem in Nordamerika. Zurück in Österreich haben wir 2012 dann die Infinite Factory gegründet. Mein Kollege ist etwas später wieder ausgestiegen, ich bin noch immer da.

Warum gerade in Nordamerika?
Die Amerikaner haben im Vergleich zu Österreich viel früher damit angefangen, solche alten Techniken wieder zu beleben und daher gab es dort viele Druckereien vor allem um Los Angeles, die wir uns angesehen haben. Die "Infinitive Factory" ist im Prinzip nach diesem amerikanischem Vorbild gestaltet.

In Österreich dürften Sie mit diesem Konzept ja ein Vorreiter gewesen sein?
Als wir begonnen haben, waren wir ziemlich die ersten, ja. Mittlerweile gibt es Letter Press schon relativ häufig, auch größere Druckereien bieten das an, obwohl diese oft nicht mit den alten Druckmaschinen arbeiten.

Woher haben Sie eigentlich die Druckermaschinen bekommen?
Die erste Maschine habe ich damals von E-Bay gekauft. Aber es sind tatsächlich etliche solcher Maschinen auf dem Markt. Die standen ja auch bis in die 70er-, 80er-Jahre in jeder kleinen Druckerei und haben dort wertvolle Dienste geleistet. Diese Maschinen sind nicht so groß wie moderne Maschinen in Großdruckereien, bei uns haben alle vier Maschinen in einem relativ kleinen Raum Platz. Wenn man solche Drucker kaufen möchte, stellt sich meist eher die Frage, in welchem Zustand sich die Maschine befindet. Relativ junge zu erhalten ist schon Glückssache.

Da dürfte dann wohl auch Wartung ein großes Thema sein?
Allerdings. Gott sei Dank habe ich mit Hannes Schneeberger vom Verein "Druckzeug" einen pensionierten Drucker, in dessen Lehre der Aufbau und die Funktion solcher Druckermaschinen noch integriert war. Er kennt diese Maschinen in- und auswendig, wenn es ein Problem gibt, rufe ich ihn an.
 
Wie halten Sie sich auch nach zehn Jahren im Druckgeschäft motiviert? 
Natürlich macht das Anfertigen von Visitenkarten nach der tausendsten nicht mehr so viel Spaß wie nach der ersten. Aber mich freut es immer wieder, wenn neue, unbedarfte Leute in die Firma kommen. Alle meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind Grafikdesigner. Die sitzen in der Ausbildung hauptsächlich vor dem Computer und schicken ihre Daten dann extern weiter. Bei uns kann man die Produktion von Anfang bis Ende mitverfolgen. 
Unlängst habe ich auch eine Bachelor-Studentin von der FH betreut, die in ihrer Arbeit unter anderem darüber geschrieben hat, welchen wichtigen Bestandteil es für den Menschen hat, Dinge mit den Händen zu erspüren, was besonders in unserer Kultur, die oft vor Bildschirmen stattfindet, vernachlässigt wird. Das sagt mir, dass unsere Produkte einen sehr guten Mehrwert haben.

Christian Ursnik hat die "Infinitive Factory" 2012 mitbegründet und leitet diese mittlerweile alleine. | Foto: Konstantinov
  • Christian Ursnik hat die "Infinitive Factory" 2012 mitbegründet und leitet diese mittlerweile alleine.
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Gast und Wirtschaft

Christian Ursnik - in persona

  • Stammt ursprünglich aus Ehrenhausen in der Südsteiermark.
  • Lebt seit mehr als 25 Jahren in Graz.
  • Kam für das Studium Informationsdesign an der FH Joanneum nach Graz.
  • War nach dem Studium als Grafik Designer in Kooperation mit anderen Personen selbstständig.
  • Hat 2012 mit einem Kollegen die "Infinitive Factory" gegründet, leitet diese jedoch mittlerweile alleine.
  • Mittlerweile zieht es ihn immer mehr aus der Stadt hinaus und wieder zurück "nach unten" in die Südsteiermark.
Das Essen beim "Steirer" wurde vegetarisch gehalten und lies keine Wünsche offen. | Foto: MeinBezirk.at
  • Das Essen beim "Steirer" wurde vegetarisch gehalten und lies keine Wünsche offen.
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Der Steirer

  • Belgiergasse 1, 8020 Graz
  • Web: der-steirer.at
  • Telefon:0316/703654
  • Öffnungszeiten: Jeden Tag von 11 bis 24 Uhr mit Küche von 11.30 bis 23 Uhr
  • Beschreibung: Beim Steirer steht Gemütlichkeit und zwangloses Miteinander im Mittelpunkt. Während die Speisekarte gekonnt traditionelle steirische Küche modern interpretiert, bietet der hauseigene Shop eine nahezu unbegrenzte Auswahl an verschiedenen Weinen.
  • Das sagt MeinBezirk.at: Die Menüauswahl wurde vegetarisch gehalten. Dabei ließen sowohl das Spargelrisotto als auch das Tagesmenü mit gefüllten Zucchini nebst Zwiebelsuppe und grünem Salat keine Wünsche offen. Da soll noch einer sagen, vegetarisch mache nicht satt.

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