Business-Lunch
"Evomedis" verfolgt ethische und kommerzielle Ziele

Martin Funk spricht mit Redakteurin Antonia Unterholzer beim Business-Lunch im "Purberg" über seine Biotechnologie-Firma "Evomedis". | Foto: Konstantinov
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Beim Business-Lunch mit "MeinBezirk.at" spricht Martin Funk, CEO der Grazer Biotechnologie-Firma "Evomedis", über Herausforderungen und Unternehmerrisiken in der Pharmaindustrie.

GRAZ. Schwere Verbrennungen kommen im europäischen Raum heute eher selten vor, in weniger entwickelten Ländern gibt es aber immer wieder Fälle, bei denen insbesondere Kinder von entsprechenden Verletzungen betroffen sind. Jenen Patientinnen und Patienten eine bessere Behandlung ihrer Wunden zu ermöglichen, ist der ethische Anspruch und gleichzeitig die unternehmerische Idee von "Evomedis".

Die Grazer Biotechnologie-Firma entwickelt eine neuartige Wundauflage aus humanen Hautzellen. Warum man bei der Entwicklung eines Medikamentes den "Markt der Zukunft" vorhersehen muss und wie die Entwicklung einer Therapie für eine seltene Krankheit überhaupt finanzierbar ist, erzählt CEO Martin Funk beim Business-Lunch mit MeinBezirk.at bei "Purberg" im Hilmteichschlössl

  • Wie lässt sich die Entwicklung eines Therapeutikums für eine seltene Krankheit finanzieren?

Martin Funk: Die Entwicklung von so einem Medikament kostet unabhängig davon, wie viele Patienten damit später behandelt werden können zigmillionen Euro, fast bis zu einem dreistelligen Bereich und es dauert 10 bis 15 Jahre bis zu einer Marktzulassung. Man müsste das Produkt unerschwinglich teuer machen, um das zu finanzieren und das möchte man natürlich nicht. Daher unterstützen uns die Zulassungsbehörden ein bisschen: Mit der "Orphan Drug Designation" wird gefördert, dass Firmen Medikamente für seltene Krankheiten entwickeln können. 

Dadurch zahlt man weniger Gebühren während der Entwicklungsphase und wenn man am Markt ist, hat man den Vorteil, dass man eine 10-jährige Exklusivität erhält, also vor Konkurrenten geschützt ist. Dass Evomedis die Orphan Drug Designation kürzlich erhalten hat, ist für uns als Firma ein wichtiger Schritt. 

Dass ihr Zelltherapeutikum kürzlich den "Orphan-Drug-Status" erhalten hat, bedeutet einen wichtigen Schritt für die Firma, erklärt Martin Funk. | Foto: Konstantinov
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  • Monetär rentieren kann sich das aber trotzdem nicht, oder? 

Nur mit sehr großen Einschränkungen und das ist genau der Punkt, warum die Behörde versucht da ein Incentive bereitzustellen. Mit Hilfe der Orphan Drug Designation gibt es jetzt sehr viel mehr Entwicklung was das angeht, auch große Pharmafirmen haben inzwischen ihre eigenen Abteilungen dafür. Oft geht es um ganz seltene Erbkrankheiten, von denen es auf der ganzen Welt vielleicht nur 100 oder 50 Fälle gibt. Das Ganze ist es aber trotzdem Wert, oft betrifft es auch Kinder. Und große Pharmafirmen tragen somit auch einen wichtigen Beitrag zu ihrer ethischen Verantwortung bei. 

  • Was ist Ihr Antrieb dabei?

Hinter allem geht es darum, dass Patienten mit ihren Wunden eine bessere Behandlung bekommen. Diesen ethischen Anspruch muss ich aber mit dem kommerziellen Output koppeln. Ich sage es hilft nichts, wenn ich das beste Medikament der Welt entwickle und es hinterher keiner anwendet oder es viel zu teuer ist oder völlig am Markt vorbei geht. Das ist schon eine Herausforderung. Man will natürlich das Beste entwickeln, gleichzeitig hat man eine Limitierung des Geldes und der Zeit. Auch hier ist das billigere oder generische Medikament oftmals dem Besten sein Feind.

  • Wie hoch ist das Unternehmensrisiko bei dem Ganzen?

Oh ja, das tragen wir alle. Wir sind gerade in der Finanzierungsrunde, reden also mit möglichen Investoren. Die möchten natürlich wissen, mit welcher Wahrscheinlichkeit wir überhaupt an den Markt kommen. Heute gehen wir in unseren Berechnungen davon aus, dass die Wahrscheinlichkeit zwischen 20 und 30 Prozent liegt unser Ziel in den geplanten Zeitlinien zu erreichen. Das klingt vielleicht nicht hoch, ist aber schon besser als der Durchschnitt. 

Der Molekularbiologe hat 25 Jahre Erfahrung im Bereich Forschung und Entwicklung. | Foto: Konstantinov
  • Der Molekularbiologe hat 25 Jahre Erfahrung im Bereich Forschung und Entwicklung.
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  • Wann soll das Produkt denn an den Markt kommen?

Wir planen die Zulassung durch die Behörden im besten Fall für 2031. Wir hoffen, dass wir unsere ersten klinischen Studien Ende 2026 in Graz starten können, die dann ca. 2 Jahre dauern wird. Bevor wir dann die nächste für die Zulassung notwendige Studie starten können, die nochmal zwei bis drei Jahre dauern wird, müssen wir auch noch eine weiter Finanzierungsrunde abschließen. Mit positiven Daten aus der Studie folgt noch das eigentliche Zulassungsverfahren bei der Behörde, das auch nochmal 6-12 Monate dauert. So addieren sich die Jahre und die Kosten. Dazu muss man dann auch den Markt der Zukunft antizipieren, was nicht ganz einfach ist. 

  • Im Kern sind Sie bei Evomedis zur Zeit nur zu dritt. Wie funktioniert das?

Wir arbeiten schon seit einigen Jahren eng mit sehr erfahrenen Wissenschaftlern und Ärzten der Med Uni und dem Joanneum Research in der Medical Science City Graz zusammen. Das heißt, ich muss mein Entwicklungsteam nicht selber einstellen, sondern arbeite auf Projektebene mit den Experten hier vor Ort zusammen, die um unseren Standort im ZWT II herum gebündelt sind. Das ist sehr hilfreich für eine Firma unserer Größe.

Aber natürlich ist das ein anderes Zusammenarbeiten als in einer Firma, in der ich Angestellte habe und wo ich unter Anführungszeichen das "Sagen" habe. Wenn aber alle Mitstreiter and einer Sache die gleiche Vision haben, dann kann man in verschiedenen Organisationsformen sehr erfolgreich zusammenarbeiten. Diese Zusammenarbeit resultiert dann auch immer in gemeinsamen wissenschaftlichen Publikationen und wir wollen natürlich auch in der näheren Zukunft unser internes Mitarbeiterteam weiter ausbauen. 

Zur Person: Martin Funk

Der Molekularbiologe hat über 25 Jahre Erfahrung in der Forschung und Entwicklung im Bereich der Biotechnologie. Nach mehreren Jahren in der Krebsforschung und der Entwicklung mehrerer Medikamente gründete Martin Funk 2020 die Biotechnologie-Firma "Evomedis", die am Zentrum für Wissens- und Technologietransfer in der Medizin (ZWT) an der Med Uni Graz angesiedelt ist. In seiner Freizeit geht der gebürtige Deutsche gerne Wandern und Fliegenfischen. 

Zum "Business-Lunch" gab es Garnelen und eine vegane Bowl – inklusive mediterranem Flair am Teich. | Foto: MeinBezirk.at
  • Zum "Business-Lunch" gab es Garnelen und eine vegane Bowl – inklusive mediterranem Flair am Teich.
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Purberg am Hilmteich

  • Hilmteichstraße 70, 8010 Graz
  • Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 9 - 22 Uhr; Samstag, Sonntag, Feiertag bis 21 Uhr
  • Tel.: 0316 339100
  • Web: www.purberg.at

Beschreibung:  Seit Mitte des 19. Jahrhunderts wird am Hilmteich Gastronomie betrieben. Heute heißt das Purberg im Hilmteichschlössl seine Gäste als moderne Café-Bar mit Restaurantkonzept inmitten des Blumen- und Dekogeschäftes Lederleitner willkommen. Das kleine, feine Speisenangebot aus der heimischen und der mediterranen Küche wechselt, je nach Marktlage, täglich. Ob Frühstück, Mittag- oder Abendessen – im Purberg gibt es den ganzen Tag Küche.

Das sagt "MeinBezirk.at": Im Sommer kann man im Purberg auf der Terrasse sitzen und am Ufer des Hilmteiches den beinahe mediterranen Flair genießen. Zum "Business-Lunch" gab es warme Garnelen und eine vegane Mango Avocado Bowl. Nicht fehlen durfte natürlich ein Espresso zum Abschluss, der ein sehr gelungenes Mittagessen abrundete. 

Business Lunch

Die Grazer Wirtschaft zu Tisch mit MeinBezirk.at. Alle Beiträge unserer wöchentlichen Interview-Serie findest du auf der Themenseite.

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