Gegen Klimakrise
Grazer Start-ups machen die Stadt grüner

Platz an der Sonne: Science Park Graz-Geschäftsführer Martin Mössler (m.) mit Christoph Grimmer (r.) und Jan Senn von EET mit dem „SolMate“ | Foto: Oliver Wolf
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  • Platz an der Sonne: Science Park Graz-Geschäftsführer Martin Mössler (m.) mit Christoph Grimmer (r.) und Jan Senn von EET mit dem „SolMate“
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Vom Tunnelsystem bis zur E-Scooter-Technik: Vor der Haustüre der Grazerinnen und Grazer werden innovative Ansätze und Lösungen für die nachhaltige Stadt von morgen entwickelt.

GRAZ. Es sind bedenkliche Zahlen: Laut Weltklimarat verursachen Städte rund 70 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen und verbrauchen rund 76 Prozent des gesamten Energiebedarfs.

Klar, dass auch Graz dabei keine Ausnahme ist: Bereits im Februar wurde die CO2-Grenze, die man sich für das gesamte Jahr gesetzt hatte, überschritten. Das ehrgeizige Grazer Ziel, nämlich Klimaneutralität 2030, scheint weiter entfernt denn je zuvor – ohne einschneidende Einschnitte und neue Entwicklungen wird es wohl nicht erreicht werden können.

Grazer Science Park baut die Zukunft

Graz hat aber nicht nur Probleme, sondern dank starker junger Firmen auch jede Menge Lösungen, der Science Park Graz hat einiges an neuen Ideen zu bieten: Die Gründerschmiede der Grazer Unis verweist aktuell auf fünf Projekte, die hier entstehen und die Murmetropole nachhaltiger und grüner machen könnten. „Wir entwickeln gemeinsam mit den Hochschulen und der Weltraumagentur ESA bahnbrechende und innovative Start-ups, die dabei helfen können, unsere Stadt grüner zu machen. Bereits jedes dritte der insgesamt 60 Start-ups am Science Park, die allein in den vergangenen zwölf Monaten in unserem universitären Inkubator aufgenommen wurden, entwickeln Lösungen zum Schutz unseres Planeten“, erklärt Science Park Graz-Geschäftsführer Martin Mössler.

MeinBezirk.at stellt dir die fünf neuesten Projekte vor:

1. Tunnellösung: 90 Prozent weniger CO2-Emissionen

Beispiel Nummer eins ist DrainBot: Das Jungunternehmen hat das weltweit erste System zur vollautomatischen Reinigung von Entwässerungssystemen in Autobahn- bzw. Schienenverkehrstunnel entwickelt, ohne dass dabei Sperren verursacht werden. „Für die Wartungen mussten Tunnel bislang gesperrt werden. Dieser Umstand führt zu enormen Kosten und verringert die Nutzungszeit der Tunnelanlage für den Betreiber. Unser System ermöglicht es hingegen, die Wartungen im laufenden Betrieb durchzuführen. Somit entstehen keine wartungsbezogenen Sperrzeiten für den Betreiber“, erklärt DrainBot-Gründer und Ideengeber Philipp Lepold. Auch CO2-Emissionen können mit dem System um bis zu 90 Prozent reduziert werden. „Mit ‚DrainBot‘ werden die Tunneldrainagen mit einer enorm hohen Effizienz gereinigt, ohne dabei einen großen Einfluss auf die Umwelt zu verursachen“, erklärt Lepold. Heißt: Aktuell werden Tunnel-Entwässerungssysteme mit sogenannten „Hochdruck-Wasserdüsen“ gereinigt, die zu einem satten Wasserverbrauch von bis zu 400 Litern pro Minute führen. Darüber hinaus führt der Einsatz der Wartungsmaschinen zu erhöhten Emissions-Ausstoß der Tunnelanlage. Die Grazer Technologie setzt hingegen auf das bestehende Wasser in den Drainageleitungen und dadurch produziert keine direkten CO2-Emissionen. 

Der DrainBot-Roboter in der Tunnel-Ladestation | Foto: DrainBot
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2. Solarkraftwerk für den Balkon

Lediglich zweieinhalb Quadratmeter – vorzugsweise am Balkon – und eine Steckdose sind bei EET notwendig, um die Grazer Energiewende einzuläuten: Denn mit „SolMate“ haben die Gründer des Jungunternehmens, Stephan Weinberger, Christoph Grimmer, Florian Gebetsroither, ein Solarkleinkraftwerk für den Balkon entworfen, das erneuerbaren Strom für den eigenen Haushalt erzeugt. „Über das ganze Jahr kann man rund 25 Prozent des Strombedarfs damit abdecken“, betonen die Gründer. Dabei verfolgt „SolMate“ im Kern das Prinzip einer Photovoltaikanlage: Über Paneele wandert das Sonnenlicht in die entwickelte EET-Speichereinheit. Über den Zugang zur Steckdose misst das Gerät, wie viel Strom im Haus benötigt wird – im Bedarfsfall kann der Strom eingespeist werden. Ist der Verbrauch hingegen niedrig, „wird der Sonnenstrom im Kleinkraftwerk gespeichert und erst später freigegeben“, erklärt Geschäftsführer Grimmer. Diese firmeneigene Messtechnologie ist das Herzstück des Produkts: Damit wird auch in Mehrparteienhäusern gewährleistet, dass der eigens produzierte Strom nur in den eigenen vier Wänden zum Einsatz kommt.

3. Grüne Energie für Grazer Haushalte

Die grüne Transformation der Stadt geht etwa auch von Renewgery aus: Das junge Unternehmen entwickelt ein Verfahren, um aus Wind Strom zu erzeugen. Dabei kommen modulare Windpaneele zum Einsatz, die ohne bewegte Teile auskommen – eine komplexe Wartung entfällt gänzlich. „Die Instandhaltung von gewöhnlichen Windrädern, die mit Motoren, Generatoren und Lagern gebaut werden, kostet über die Lebenszeit betrachtet noch einmal 50 Prozent der Investitionskosten. Unser Produkt bedarf lediglich einer simplen Reinigung“, erklärt Geschäftsführer Markus Schlagbauer, der das Start-up gemeinsam mit Harald Noack, Rene Maiberg und Horst Kautschitz gegründet hat. Wie genau das nachhaltige Produkt aussieht und funktioniert, bleibt noch unter Verschluss. Soviel sei aber verraten: Die Lösung erinnert in Optik und Funktionsweise an Solarpaneele, der Strom wird durch den ankommenden Wind – und nicht etwa durch Drehbewegungen – erzeugt. 

Entwickeln Strom aus Windenergie in einem neuartigen Verfahren: Horst Kautschitz, Harald Noak, Markus Schlagbauer  und Rene Maiberg  | Foto: FotoCRafie
  • Entwickeln Strom aus Windenergie in einem neuartigen Verfahren: Horst Kautschitz, Harald Noak, Markus Schlagbauer und Rene Maiberg
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4. Umweltfreundlich und sicher durch die Stadt

Autos in der Stadt – und damit einem der maßgeblichsten CO2-Verursacher – sagt Flasher den Kampf an. Der Ansatz: Über smarte Armbänder sollen E-Scooter und Fahrräder nicht nur sicherer, sondern auch attraktiver werden. Um die Gefahr auf den Zweirädern zu reduzieren, ersetzen die Gründer Ines Wöckl und Alexander Rech Handzeichen durch smarte Armbänder am Oberarm. Brems- und Abbiegevorgänge werden durch minimale Gesten vom intelligenten Gadget erkannt – und durch ein Blinken angezeigt. „Durch Flasher bleiben die Hände stets am Lenker. Ein kurzes Anheben der Hand reicht, um den gewünschten Blinker zu aktivieren. Ein abruptes Bremsmanöver löst automatisch die roten Rücklichter aus.

Sorgt für zusätzliche Sicherheit in unterschiedlichen Modi: Flasher | Foto: Steady Motion
  • Sorgt für zusätzliche Sicherheit in unterschiedlichen Modi: Flasher
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5. Mit Grazer Entwicklung abheben

Auch im Bereich städtischer Verkehr setzt Volare an: Das Grazer Start-up baut mit Apeleon ein elektrisch angetriebenes Senkrechtstart- und Landeflugzeug, das dort neue Möglichkeiten eröffnet, wo der bodengebundene Transport an seine Grenzen stößt. Das Flugzeug kombiniert dabei die Vorteile eines Flugzeugs mit denen eines Hubschraubers. Das elektrische Antriebssystem ermöglicht nachhaltige Mobilität für mittlere Reichweiten – also insbesondere für den städtischen Verkehr. Bis zur finalen Umsetzung werden hier allerdings noch einige Jahre vergehen …

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