Business-Lunch mit "Waibro"
Gurt bringt blinden Läufern Unabhängigkeit
Die in Prag geborene Vorarlbergerin Katerina Sedlackova ist nicht nur selbst im Ausdauersport fit, sondern verhilft mit viel Kreativität auch blinden und sehbehinderten Läuferinnen und Läufern zu mehr Unabhängigkeit und Selbständigkeit. Die Devise ihres 2019 gegründetes Startups "Waibro Sports" lautet dementsprechend: Jeder kann sein eigener Held werden.
GRAZ. Sie ist steirische Unternehmerin des Jahres 2019, hat den zweiten Platz beim Elevator Pitch der Jungen Wirtschaft im Jahr 2018 erlangt und mit ihrem Startup "Waibro Sports" als Social Business beim i2B-Geschäftsideen Wettbewerb abgeräumt: Diese und noch zahlreiche weitere Erfolge hat Gründerin Katerina Sedlackova mit einem ganz besonderen Produkt einfahren können, über das sie uns mehr beim Business-Lunch verrät.
- Was macht Waibro?
Katerina Sedlackova: Wir haben einen Gurt entwickelt, mit dem Blinde und Sehbehinderte selbständig sporteln können. Die erste Anwendung ist für das Laufen auf Sportlaufbahnen: Der Gurt hat vorne eine Kamera eingebaut, die die komplette Laufbahn scannt. Außerdem befindet sich auf dem Gurt ein eigener Computer, der die Linien und die Position des Läufers bzw. der Läuferin in der Bahn analysiert - also wie ein Spurhalteassistent für Blinde.
- Wie sind Sie zu dieser Idee gekommen?
Meine kleine Schwester ist sehbehindert und ich bin seit acht Jahren im Blindensport als Begleitsportlerin aktiv mit dabei. Jedes Jahr fahren wir in eine Langlaufwoche, wo ich festgestellt habe, dass es immer einen Mangel an Begleitsportlern und -sportlerinnen gibt. Ich habe dann angefangen, mir Gedanken zu machen, ob es Möglichkeiten gibt, mit bestehenden Technologien einen digitalen Begleitsportler zu entwickeln. Als erstes war es ein persönliches Forschungsprojekt, das ich auf der FH im Rahmen meiner Masterarbeit weiterverfolgt habe. Zur gleichen Zeit gab es vom Grazer Science Park einen Ideenwettbewerb, wo ich das Projekt eingereicht habe und so zur Idee gekommen bin, ein Startup daraus zu gründen.
- Was waren Hürden bei der Gründung, was war einfacher als gedacht?
Den größten Unterschied hat das Team gemacht. Ich habe relativ lange Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gesucht, mit denen es funktioniert - und seit letztem Jahr haben wir eine gute Konstellation, mit der viel voran gegangen ist. Dagegen habe ich mir die Machbarkeit tatsächlich schwieriger vorgestellt: Wir haben sehr schnell erste Resultate erzielen können.
- In welche Richtung soll sich das Produkt weiter entwickeln?
Ziel Nummer eins ist es, das aktuelle Produkt zu verkaufen - hier wollen wir im Sommer an den Verkaufsstart gehen. Und ansonsten wollen wir in zwei Richtungen weiterarbeiten: Zum einen soll das bestehende Gerät für Alltagssituationen adaptiert werden, sodass man sich auch auf Spazier- oder Waldwegen selbständig damit bewegen kann. Zum anderen wollen wir den aktuellen Produkttyp nochmal neu denken, indem die Hardware für das System so umgebaut wird, dass die Algorithmen auf dem Smartphone funktionieren und wir so noch ein schlankeres, kostengünstigeres Produkt entwickeln können.
- Wie sieht Ihre aktuelle Zielgruppe aus?
Wir sind aktuell noch am Testen. Wir fangen gerade damit an, dass wir an Blindensportvereine herantreten und an die verkaufen. Was grundsätzlich die Zielgruppe betrifft: In den USA und Europa gibt es rund fünf Millionen Blinde und Sehbehinderte, die in unsere Zielgruppe reinfallen.
- Was bedeuten Preise und Auszeichnungen für Sie?
Der steirische Unternehmerinnen-Award war für mich schon sehr motivierend, weil er auch sehr überraschend gekommen ist. Wirklich wichtig sind solche Preise aber für Förderstellen, weil sie zeigen, dass auch andere Menschen an die Idee glauben. Auch die mediale Präsenz darf man nicht unterschätzen, weil man dadurch die Möglichkeit erhält, ein Netzwerk aufzubauen.
- Wird man als junge Gründerin als Ausnahme gehandelt?
Für mich war es am Anfang nicht ganz selbstverständlich, dass ich selbst ein Unternehmen gründe. Deshalb war es mir am Anfang auch suspekt und fremd, dass gerade bei Auszeichnungen betont wird, dass man z.B. weiblich ist. Da fragt man sich dann schon, ob man jetzt die Quotenfrau ist, ob alles ernst gemeint ist und warum man die einzige Frau zwischen alles Männern ist. Erst nach circa zwei Jahren habe ich dann verstanden, dass es nichts Schlechtes ist, wenn man als weibliche Gründerin hervorgehoben wird.
Grundsätzlich bin ich mir aber noch nicht sicher, ob es geschickt ist, Frauen extra herauszuheben. Einerseits bringt es viel, wenn es Role Models gibt, aber andererseits ist für mich fraglich, ob man als Frau wirklich einen "Sonderpreis" braucht, um mithalten zu können.
Zur Person: Katerina Sedlackova
In Prag geboren, in Vorarlberg und der Steiermark aufgewachsen und - nach einem kurzen Abstecher in die Schweiz - in Graz zur Unternehmerin geworden: So kann man die wichtigsten Stationen von Katerina Sedlackova, die sich im Interview nicht dazu hinreißen lässt, ihr persönliches "Lieblingsfleckerl" auf der Welt zu küren ("Es ist überall schön"), wohl zusammenfassen. Wenn die Gründerin und ausgebildete Mediendesignerin nicht gerade mit der Produktentwicklung beschäftigt ist, findet man sie entweder auf dem Rad, auf der Langlaufstrecke oder in den Bergen: Dem Ausdauersport gehört aber jedenfalls ihr Herz. Dementsprechend bedeutet Laufen für sie auch "einfach abschalten, den Kopf freikriegen und sich selber wieder mal wahrnehmen".
Geerdet im Café Erde
- Andreas-Hofer-Platz 3, 8010 Graz
- Tel.: 0316/820 413
- www.cafeerde.com
- Öffnungszeiten: täglich von 11.30 bis 22 Uhr (Küche jeweils bis 21 Uhr)
Beschreibung: Das Café Erde versteht sich seit 2012 als weltoffenes Café mit einer Vorliebe für pflanzliche Genüsse. Auf dem Speiseplan stehen ausschließlich vegane Zutaten, aus denen bis 17 Uhr zwei verschiedene Tagesmenü gezaubert werden. Ab 17 Uhr bzw. am Wochenende ganztägig kann auch à la carte geordert werden.
Das sagt die Woche: Zum Business-Lunch wurden Cannelloni al forno und ein Rohnen Thai Curry mit Reis serviert, dazu gab es beides Mal einen Salat. In ungezwungener, gemütlicher Atmosphäre und umgeben von freundlichem Personal konnten die vegangen Köstlichkeiten genossen werden, die sich geschmacklich auf jeden Fall sehen lassen. Besonders positiv in Erinnerung bleibt die ideale Schärfe des Thai Currys, mit der der Balanceakt zwischen mild-langweilig und unerträglich-scharf perfekt gelungen ist.
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