Pressekonferenz: Risikomanagement-Studie der FH CAMPUS 02 und RISK EXPERTS
Österreichs Mittelständler: Überwiegend risikobewusst, teilweise unvorbereitet
Risikomanagement-Studie von FH CAMPUS 02 (Graz) und Risk Experts zu Verbreitung, Bedeutung und Erwartungen für 2012
(WIEN/GRAZ, 11. April 2012) – Die FH CAMPUS 02 Graz, Studienrichtung: Rechnungswesen & Controlling, und das Beratungsunternehmen Risk Experts präsentierten am 11. April 2012 im managementclub in Wien die Ergebnisse des Studienprojekts „Risikomanagement im österreichischen Mittelstand“. Insgesamt langten Antworten von 384 aus 4.213 in Frage kommenden Unternehmen mit 25-500 Beschäftigten ein. Die Studie basiert auf einer Online-Umfrage (356 Antworten) sowie 28 persönlichen Interviews mit Führungskräften im Zeitraum Dezember 2011 bis Anfang Februar 2012.
Generell zeigt sich, dass bereits viele Unternehmen Risikomanagement verstärkt in ihre tägliche Arbeit integrieren, erklärt Studienautor DI Dr. Christian Theuermann, Forschungskoordinator an der Studienrichtung für Rechnungswesen & Controlling der FH CAMPUS 02: „Drei Viertel der Befragten beschäftigen sich mit Risikomanagement im Unternehmen, ein Drittel sogar seit mehr als fünf Jahren. Hier steigen das Bewusstsein und der Umsetzungsgrad – das Thema steht vor einem Boom, der jetzt beginnt. Wir sehen in unserer Praxis allerdings, dass viele Maßnahmen sehr unstrukturiert passieren, wenig vernetzt sind und oft auch Professionalität vermissen lassen.“
„Blinde Flecken“ bei der Vorbereitung auf den Ernstfall: vier von fünf ohne Plan für Betriebsfortführung
Risk Experts-Geschäftsführer DI Gerhart Ebner sieht die Unternehmen überwiegend auf einem guten Weg und betont: „Viele haben bereits die Bedeutung von Risikomanagement für ihren künftigen Erfolg erkannt, die Umsetzung ist sehr ausbaufähig. Eine Lösung, die für alle passt, gibt es nicht, man muss ganz individuell auf die Branche, die wirtschaftliche Situation, die Verankerung in der Gesellschaft und nicht zuletzt auf die Unternehmenskultur eingehen.“
Als überraschendes Manko hat sich vor allem die Situation beim Business Continuity Planning herausgestellt: Hier gaben 79% an, gar keine Überlegungen dazu angestellt zu haben. „Das Fehlen von Plänen zur Fortführung der Geschäftstätigkeit nach Schadens- und Störfällen kann dramatische Folgen haben. Wenn ein Schadenereignis eintritt bzw. Schlüsselpersonen wegfallen, sind diese Unternehmen im Extremfall kopf- und planlos“, erklärt Ebner. „Hier braucht es durchdachte Nachfolgeregelungen und einen regelmäßig überarbeiteten Business Continuity Plan für den wirtschaftlichen Fortbestand nach einem Schadensfall. Nur so kann ein Unternehmen rasch wieder ,back to business` kommen. Auch darüber hinaus lässt sich heute mit geringem Aufwand umfassend vorsorgen“, so der Unternehmensberater.
Risikokennzahlen wenig etabliert, Nachholbedarf bei Software und Dokumentation
Was in größeren Unternehmen heute eine Selbstverständlichkeit ist, nämlich die Anwendung von Risikokennzahlen, muss sich im Mittelstand erst etablieren, beobachtet Theuermann: „Hier wird überwiegend mit einfachen Kennzahlen gearbeitet, das zeigt uns, dass es wahrscheinlich an Know-how fehlt.“ Dies könnten die Unternehmen vor allem durch Qualifikation von Mitarbeitern und Beratung kompensieren. Überraschend für die Autoren war, dass lediglich 6% der Unternehmen ihr Risikomanagement mit Unterstützung spezieller Software betreiben. „So gehen wesentliche Effekte verloren – mit Software lässt sich Übersicht gewinnen und die Professionalität, Effizienz und Effektivität steigern“, erläutert Theuermann, für den auch in der Dokumentation generell Nachholbedarf besteht: „Die Regeln für das Risikomanagement sind in 39% der befragten Unternehmen nicht einmal schriftlich dokumentiert. Das führt automatisch zu Problemen beim Nachweis der eigenen Aktivitäten.“
Neben den steigenden gesetzlichen Anforderungen und Erwartungen der Stakeholder (insbesondere Banken und Versicherungen) gibt es weitere Treiber, wie Ebner betont: „Das Einhalten der Vorschriften ist die Basis, darüber hinaus kann man seine Risiken und Chancen aktiv managen und in der Folge die Risikokosten senken. Am Ende des Prozesses steht für mich Attraktivitätsmanagement – wer ernsthaft Risikomanagement betreibt und das vermittelt, wird künftig als Partner, Kunde und Auftraggeber gefragter sein als andere.“
Weitere Informationen und download der Studie:
DI Dr. Christian Theuermann
Koordinator Forschung und Transfer
Studienrichtung Rechnungswesen & Controlling
FH CAMPUS 02
christian.theuermann@campus02.at
www.campus02.at/rwc
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