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SteirerStimmen – Folge 71: Neuroth-CEO Lukas Schinko

"Hören hat in der Krise an Wertigkeit gewonnen", bestätigt Neuroth-Chef Lukas Schinko. | Foto: Neuroth
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  • "Hören hat in der Krise an Wertigkeit gewonnen", bestätigt Neuroth-Chef Lukas Schinko.
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Er war erst 24 Jahre jung, als er 2011 an die Spitze der Neuroth-Gruppe – mit Firmensitz in der Steiermark – getreten ist. Zehn Jahre später leitet Lukas Schinko als CEO ein Unternehmen, das in sieben Ländern als Hörakustik-Spezialist unterwegs ist und 850 Mitarbeitern allein in Österreich. Mit der WOCHE sprach er über die Pandemie, was man daraus lernen konnte und wie die Zukunft seiner Branche aussieht.

Erstes Durchschnaufen nach der Pandemie, können Sie wieder gut schlafen?
Lukas Schinko: Ich habe eigentlich immer gut geschlafen, weil unsere Mitarbeiter sehr gut mit der Situation umgegangen sind. Wir haben sehr früh auf ein umfangreiches Sicherheits- und Hygienekonzept gesetzt, das hat sich als sehr richtig erwiesen. Die offene Frage ist halt: Wie wird der Herbst werden, bekommen wir es über den Sommer wirklich so weit hin oder kommt die Krise dann mit einem neuen Gesicht daher?

Was waren die besonderen Herausforderungen für Ihr Unternehmen?
Oberste Prämisse war es, unsere Mitarbeiter zu schützen und damit in Folge auch unsere Kunden, weil es hier ja einen engen Kontakt in der Beratung gibt. Wir haben da früh den Blick auf China gerichtet, unsere Partner dort gefragt: Was sind eure Learnings, was sind die wichtigsten Erfahrungen?

Gibt es positive Entwicklungen, die man aus der Krise mitnimmt?

Wir haben in der Zusammenarbeit viel gelernt. Nicht jedes Meeting muss physisch,  nicht jedes Zusammentreffen digital sein. Ich war beeindruckt, wie schnell sich unsere Mitarbeiter darauf eingeschwungen haben. Was wir auch gelernt haben: Noch mehr Struktur und Ordnung, besonders im Kundenmanagement, haben uns neue Möglichkeiten eröffnet.

Wie geht es der Neuroth International AG wirtschaftlich?
Wir sind gut durch diese Krise gekommen, weil wir früh ein diszipliniertes Kostenmanagement an den Tag gelegt haben. Wir haben geschaut, dass wir den Kern, die Liquidität des Unternehmens so absichern, dass uns da kein Risiko entsteht. Wir haben uns nicht drübergeschummelt und sind der Krise sehr fokussiert begegnet. Der zweite wesentliche Aspekt war die Kommunikation, wir haben versucht, die Mitarbeiter gut durchzuführen.

Zum Beispiel ...
Da gab es Whats-App-Gruppen, es gab Videos mit Informationen, Briefe und vieles mehr – um die persönlichen Unsicherheiten, die bei vielen jedenfalls privat gegeben waren, zumindest auf der betrieblichen Seite zu reduzieren. Aktive Führung und Kommunikation haben uns gut durch die Zeit gebracht.

Wie geht's Ihnen persönlich mit dieser Verantwortung für europaweit rund 1.200 Mitarbeiter?
Das war sicher schwieriger, weil etwas dazugekommen ist: In normalen Zeiten lassen sich work und life recht gut auseinanderhalten. Das ist in der Krise verschwommen, es musste die work-life-Balance der Mitarbeiter stärker mitgemanagt werden, das hat die Anspannung erhöht.

Abseits von Corona, wie entwickelt sich der Markt?

Wir haben intensiv mit unseren Kunden gesprochen, weil in der Krise "Verstehen" und "Kommunizieren können" in der Bewertung gestiegen sind und auch bewusster wurde, wenn man einmal nicht so gut verstanden hat. Nur ein Beispiel: Großeltern, die mit ihren Enkelkindern im Videochat waren, wurde klar, dass das Verstehen – wenn es schon einen Hörverlust gibt – noch schwieriger geworden ist. Das hat den Wert des Hörens um vieles wichtiger werden lassen. Das hat uns zwar direkt nicht mehr Umsatz, aber mehr Aufmerksamkeit gebracht.

Welche Rolle spielt da der Mund-Nasenschutz?

Es ist manchmal eine Strategie von Schwerhörigen, über das Lippenlesen zu kompensieren, das geht so natürlich nicht. Das stellt uns aber auch in vielen Beratungen vor Herausforderungen, weil die Maske ja dem Schutz dient.

Was werden die Produkte der Zukunft sein?

Auf der einen Seite gibt es viele technische Innovationen, etwa in der Akku-Technologie oder Wireless-Anbindungen. Auf der anderen Seite haben wir einen Bedarf nach Hörtraining ausgemacht. Das heißt: Den – oft leichten – Hörverlust nicht unmittelbar mit einem Gerät zu kompensieren, sondern mit einer "Therapie" wirklich zu trainieren. Dafür kann man sich über einen gewissen Zeitraum bewusst jeden Tag ein paar Minuten Zeit nehmen, dieser Effekt hält mehrere Wochen an, dann geht man wieder in ein Training.

Was ist denn technisch noch möglich?
Bei der Kleinheit der Geräte ist das vor allem die zitierte Akku-Technologie. Viel wird sich noch bei der Einbindung des Hörgerätes in alle Devices des täglichen Gebrauchs tun – vom Smartphone übers Navi bis hin zur "Alexa" und zum Fernseher. Möglich ist da jetzt schon vieles, es wird eine noch viel stärkere Vernetzung geben. Und: Die Geräte sind heute ja schon nahezu unsichtbar.

Themenwechsel: Sie setzen auf den Standort Steiermark – was macht ihn aus?

Wir haben unsere Wurzeln hier, das ist schon ein wichtiger Aspekt. Der zweite Aspekt: Wir vertreiben Medizinprodukte in höchster Qualität, da wollen wir in der Fertigung keine Abstriche machen, das können wir hier gewährleisten, weil wir hier gute Leute bekommen.

Bekommen Sie auch genug gute Leute?
Wir kämpfen jeden Tag darum, die besten zu bekommen, das ist eine Herausforderung, vor allem in den Mangelberufen. Der Fachkräftemangel verschärft sich noch, durch die Krise ist vor allem im Bereich der technischen Berufe und der IT-nahen Berufe  der Markt so leergefegt wie nie zuvor.

Was würden Sie sich für die Steiermark wünschen?
Graz ist eine tolle Universitätsstadt, was noch fehlt: Internationale Anbindungen und mehr internationale Attraktivität. Das wird für uns als Unternehmen, das in sieben Ländern aktiv ist, immer wichtiger. Der Flughafen spielt eine wesentliche Rolle, es ist nicht zwingend die Verbindung Graz-Wien, aber Graz muss von überall her gut erreichbar sein.

Wohin soll sich Neuroth entwickeln?
Für uns sind Wachstum und Internationalisierung die großen Agendapunkte. Wir haben uns mit dem Standortwechsel nach Lebring und dem Digitalisierungsschub im letzten Jahr auf eine Expansion vorbereitet, den ersten Schritt mit dem Gang nach Serbien bereits gesetzt. Einerseits nehmen wir Südost-Europa in den Fokus, andererseits schielen wir mit einem Auge nach Deutschland, dort könnte es noch mehr Neuroth vertragen. Auch in Geschäftsfeldern, für die wir noch nicht so bekannt sind, wie zum Beispiel Prävention und Gehörschutz, wollen wir uns entwickeln.

Foto: Neuroth

Ihr steirisches Lieblingsgericht?
Ein gutes steirisches Backhendl. Da ich ja viel in der Schweiz bin, weiß ich auch, was es ausmacht: Es sind die österreichischen Brösel.

Ihr Lieblingsplatz in der Steiermark?
In Graz die Region rund um den Franziskanerplatz, da kommt der Kern dieser Stadt am besten heraus, eine Mischung aus Tradition und Moderne und die Nähe zur Mur. Und: die neue Augartenbucht gefällt mir sehr, eine schöne Entwicklung.

Letzte Frage: Gibt es die Geräusche, die Sie gar nicht mögen, nicht hören können?
(schmunzelt) Schwierige Frage – lautes Quietschen vielleicht?

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