New Work-Bewegung
Von schlechten Chefs und Jungen, die nix hackln

Die "Freiräume" gelten mittlerweile als eine der wichtigsten Plattformen für die Neuorganisation von Arbeit in Österreich. | Foto: Freiräume
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  • Die "Freiräume" gelten mittlerweile als eine der wichtigsten Plattformen für die Neuorganisation von Arbeit in Österreich.
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"New Work" gewinnt in der modernen Arbeitswelt immer mehr an Bedeutung. Doch keiner weiß, was es eigentlich bedeutet. Gemeinsam mit Experten versuchen wir uns an einer Übersetzung ins reale Arbeitsleben.

GRAZ. Es ist eine zentrale Frage, die immer mehr Menschen bewegt: Was will ich wirklich arbeiten? "Und wir würden ergänzen: Auch wie will ich arbeiten?", sagen das Grazer Berater-Duo Manuela Grundner und Gregor Karlinger. Mit ihrer Paradeveranstaltung "Freiräume" (siehe Info unten) gehen sie den neuen Arbeitswelten schon seit einigen Jahren intensiv auf die Spur. "New Work ist eher eine Suchbewegung als eine konkrete Lehre, es geht um die Methode, wie man arbeitet", so die beiden Experten.

Die Motivation hinter diesem Ansatz ist es im Job einerseits Autonomie, andererseits eine Meisterschaft zu entwickeln – also in einem bestimmten Bereich immer besser zu werden. Ebenfalls immer wichtiger: Menschen wollen im Job einen sinnvollen Beitrag leisten, wollen Gemeinschaft erleben.  Das Zauberwort dabei nennt sich Potenzialentfaltung: "Man versucht sich mehr daran zu orientieren, was Menschen mitbringen, als um das, was sie ,können müssen‘, um zu arbeiten", führt Karlinger aus

Im Prinzip folgen wir in herkömmlichen Modellen immer den gleichen Mustern, in der Schule wie in der Firma: "Dort wie da gibt es historisch jemanden, der sagt, was richtig und was falsch ist, ob ich gut oder schlecht bin", ergänzt Grundner. Zum selbständigen (Er)arbeiten würde man jedenfalls zu wenig ermutigt. "Oder es fehlt schlicht der gut gestaltete Rahmen dafür, dieser Rahmen ist ein wichtiges Element von New Work."

"Der Chef ist halt ein Trottel ..."

Und man darf seinen Job durchaus als lustvoll empfinden: "Boa, ich habe gar nicht gewusst, dass Arbeiten auch Spaß machen kann." Diese Aussage stammt von einem Grazer Lehrling und unterstreicht das alte Bild: "Arbeit ist halt etwas, was man machen muss, wo man durch muss, damit ich mit dem Geld die Dinge machen kann, die ich gerne machen möchte", schildert Karlinger die oft gelebte "Tradition".

"Was macht New Work aus?" Gregor Karlinger geht dem Thema auf die Spur. | Foto: Freiräume 2022
  • "Was macht New Work aus?" Gregor Karlinger geht dem Thema auf die Spur.
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Viele Menschen würden sich gar nicht die Frage stellen, wie sie gerne arbeiten wollen. "Das Leben beginnt nach der Arbeit, da dürfen Menschen ihr Leben selbst gestalten und das machen, was sie wirklich gerne machen — als Trainer in einem Fußballverein arbeiten, mit Freunden ins Theater gehen und anschließend über die Welt philosophieren." Die Rahmenbedingungen im Job nimmt man zur  Kenntnis: "Den Chef, der halt ein Trottel ist, sich nicht auskennt und mir trotzdem sagt, wie genau ich was tun muss", schmunzelt Grundner. Aber das gehöre halt dazu, weil Arbeit eben keine Freude mache. "Man kennt ja nix anderes ..."

Die Welt dreht sich schneller

All das funktioniert unter veränderten Rahmenbedingungen aber nicht mehr so einfach: Die Globalisierung hat die Jobs umfassender, die Digitalisierung hat sie schneller gemacht.  Dazu kommen Faktoren wie die Klimakrise, die Teuerung oder "Bedrohungsszenarien" wie die Künstliche Intelligenz. All das ändert immer stärker die Sichtweise von Menschen: Unternehmerinnen wie Mitarbeiter sind auf der Sinnsuche: Warum bin ich auf der Welt? Was ist mein Betrag?  Karlinger zitiert einen Unternehmer: “Ich habe den Betrieb von meinem Vater doch nicht übernommen, damit ich Urlaubsanträge genehmige.”

All das ist in Zeiten von Fachkräftemangel eine gefährliche Spirale für Firmen: "Da wir als Gesellschaft einen ansehnlichen Wohlstand erarbeitet haben, können sich mehr Menschen die Frage stellen, ob bei Arbeit mehr rauskommen muss als nur der Lohn am Ende des Monats", stellt Karlinger fest. "Und wenn ein Arbeitgeber dieses mehr nicht bietet, sucht sich die Person eine andere Organisation, in dem sie etwas beitragen kann", ergänzt Grundner.

Manuela Grundner in "ihrem Element", mittendrinnen in den Freiräumen. | Foto: Freiräume 2022
  • Manuela Grundner in "ihrem Element", mittendrinnen in den Freiräumen.
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"Die Jungen wollen nix mehr hackeln"

Eher konservativ gestrickte Personalchefs fassen das mit dem Satz “Die jungen Menschen wollen nichts mehr hackeln” zusammen. Grundner und Karlinger sehen das differenzierter:
"Möglicherweise gibt es diesen Wunsch bei vielen Älteren auch, nur sind die jungen Menschen jetzt in der Lage, ihn zu artikulieren – weil die Zeit reif ist, weil die Rahmenbedingungen besser passen." Der Glaubenssatz "Leiste und verdiene dir deinen Status, dein Haus, dein …" würde immer weniger ziehen. "Vielleicht sind manche Ältere sogar ein wenig eifersüchtig auf jene, die das klar aussprechen, dass sie gerne über mehr Zeit verfügen möchten und ihnen eine 30-Stunden-Woche reicht."

Stadt Graz denkt über New Work nach

Das Resümee: Viele Menschen hegen den Wunsch, anders zu arbeiten, aber wie genau schaut anders aus? "In der New Work-Suchbewegung sind schon einige konkrete Werkzeuge entstanden, die hilfreich sind für die Beantwortung dieser Fragen. Mit der Konferenz "Freiräume" und der Veranstaltung der Wirtschaftsabteilung der Stadt Graz geht man die nächsten Schritte.

Mehr Infos:

Die Freiräume (Un)Conference 2024 am 10. und 11. Juni in der Seifenfabrik ist ein zweitägiges Zusammenkommen von Menschen, die die Sehnsucht nach einem menschengerechten Arbeiten, nach “New Work” eint. Einen kostenlosen Vorgeschmack bietet die Veranstaltung “Graz Geht Voraus x Freiräume” am 31. Jänner 2024 von 17-21 Uhr im Grazer Lendhafen. Dort wird das Leitthema der Freiräume 2024, "Freiraum schaffen durch weglassen" erkundet.

Mehr zu den "Freiräumen":

"New Work" – oder wie Arbeit wieder sinnvoll(er) wird
Die Grazer "(Un)Conference Freiräume" ist wieder zurück

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