Begleitung als Berufung: Gerhild Krenn-Gugl im Gespräch
Teamleiterin Gerhild Krenn-Gugl spricht über 30 Jahre Beratungszentrum für Schwangere der Caritas.
1987 führte die Diözese Graz-Seckau das Beratungszentrum für Schwangere ins Leben, 15 Jahre später folgte die Kontaktstelle anonyme Geburt und Babyklappe. Wir baten Teamleiterin Gerhild Krenn-Gugl, die auch die psychologische Beratung durchführt, zum Gespräch.
Gerhild Krenn-Gugl: Diese Beratungsstelle ist im Zusammenhang mit der Fristenlösung zu sehen, welche einen Schwangerschaftsabbruch innerhalb der ersten drei Monate straffrei stellt. Die Katholische Kirche spricht sich klar für den Schutz des Lebens aus und durch die Beratung soll Frauen die Möglichkeit gegeben werden, zur Ruhe zu kommen und den Tunnelblick zu weiten, den man in solchen herausfordernden Situationen oftmals hat. Das Gespräch mit einer neutralen Person soll helfen, eine Entscheidung zu treffen, die sich richtig anfühlt.
Diese Einrichtung unterstützt all jene, die "Ja" zum Leben, aber "Nein" zum Alltag mit dem Kind sagen. Ich bin voller Hochachtung für die Frauen, die ihre Kinder zur Adoption freigeben, denn das ist eine reife Entscheidung, die eine besondere Art von Mutterliebe zeigt.
Ja, Geburtsvorbereitungskurse sind ein wesentlicher Aspekt, denn viele Ängste können durch Wissen und Aufklärung genommen werden. In Eltern-Kind-Gruppen und interkulturellen Müttergruppen gibt es fachliche Inputs und Informationen über Erziehung, Ernährung, Zahnhygiene und Ähnliches. Für diese Angebote sind unsere Klientinnen sehr dankbar.
Unsere Beratungsangebote werden durch öffentliche Gelder finanziert und sind für Hilfesuchende kostenfrei. Aus kirchlichen Mitteln können wir finanzielle Überbrückung anbieten, wenn Familien in besonderen Notsituationen sind. Um diese Unterstützung zu bekommen, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein, die überprüft werden. Durch die Hilfe von Ehrenamtlichen können wir auch gespendete Windeln ausgeben, was für die Mütter eine große Hilfe ist, und im Rahmen unseres Projektes "Startfee" besuchen Ehrenamtliche auch Familien in ihrem Zuhause.
Wir sind ab dem Kinderwunsch bis zum zweiten Geburtstag des jüngsten Kindes für die Frauen und Familien da. Manchmal beginnt der Kontakt durch einen unerfüllten Kinderwunsch oder durch eine Risikoschwangerschaft, aber auch Fehl- und Totgeburten sowie familiäre Konflikte und auch die Überforderung mit dem Kind im Alltag sind Anliegen, die unsere Klientinnen haben.
Depressive Verstimmungen, Ängste oder Erlebnisse aus der eigenen Kindheit werden gemeinsam bearbeitet. Oft sind die Problemlagen vielschichtig und nicht isoliert. Zu den genannten Faktoren kommen finanzielle, gesundheitliche oder berufliche Instabilitäten hinzu. Daraus wird ein großes, schweres Paket, dem sich die Familien stellen müssen.
Wichtig ist, Frauen zu unterstützen, das Selbstwertgefühl zu steigern und sie zu stärken. Oft werden die Frauen von der Realität überrascht und da gilt es, sie zu ermutigen, dass Kinder eine Herausforderung, aber auch eine große Chance sind. Vergangenes Jahr konnten wir 1.566 Klientinnen in 3.266 Beratungen begleiten. Es ist eine große Erleichterung, dass wir Frauen intern an Rechts- und Sozialberaterinnen sowie an Hebamme, Gynäkologin oder Pädagoginnen weitervermitteln können.
WOCHE-WORDRAP
STECKBRIEF
Alle Informationen zum Beratungszentrum für Schwangere gibt es hier.
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