Neujahrsvorsätze reanimieren
Ein Spaziergang mit dem inneren Schweinehund
Hast du dir für das neue Jahr auch etwas ganz Bestimmtes vorgenommen? Zwei Experten aus dem Bezirk Harberg-Fürstenfeld geben Tipps zur Reanimation von bereits im Sterben liegenden Neujahrsvorsätzen.
HARTBERG-FÜRSTENFELD. "Ich höre mit dem Rauchen auf", "ich nasche weniger", "ich mache ab jetzt Sport" – so oder ähnlich klingen sie, die Vorsätze die wir hochfeierlich gemeinsam mit den Silvesterraketen in den Himmel feuern. Ähnlich schnell wie diese jedoch, fällt und verglüht oft die Motivation, sie übers Jahr hin umzusetzen.
Zu viel Verzicht
Kein Wunder, meint dazu Christoph Lackner. Er ist Sozialarbeiter und Suchtberater beim Psychosozialen Dienst des Hilfswerks in Fürstenfeld. "Wir fokussieren uns viel zu sehr auf den Verzicht und nicht auf das, was wir gewinnen." Selbst in Vorsätzen wie mehr Sport schwinge mehr Bedrohliches , ja fast schon Strafendes mit, als der erfreuliche Gewinn eines mit Glückshormonen gefluteten Körpers nach dem Workout.
Mit dem Fokus auf das, was es durch die neue Gewohnheit zu verlieren gibt, zum Beispiel Zeit, Müßiggang und Genuss, kombiniert mit den unweigerlich unangenehmen Folgen so mancher Umstellung wie etwa Entzugserscheinungen und himmelschreiende Muskelkater stirbt die Motivation vor sich hin.
Der Motor der Psyche
Denn dieser "Motor, der die Psyche am Laufen hält und antreibt", wie Lackner es formuliert, laufe "nur so lange, wie ich etwas als sinnvoll und aushaltbar betrachte".
Die beiden ultimativen Sargnägel jeglicher Neujahrsvorsätze sind demnach ein Gefühl von Sinnlosigkeit einerseits Überforderung andererseits. Letztere entsteht jedoch schnell, wenn die Vorsätze zu hoch ausfallen.
Überforderung vermeiden
Etwa wenn ein klassischer Couch Potatoe, komme der 1. Jänner, plötzlich meint, täglich eine halbe Stunde Sport treiben zu müssen – und sich spätestens an Tag fünf fragt, wie er mit all den Muskelschmerzen überhaupt noch eine Stiege hinuntersteigen soll.
Es gilt also, solche Überforderungen zu vermeiden, da sich die daraus "entstehenden, negativen Gefühle nicht förderlich auf die Motivation auswirken und sie sogar bremsen beziehungsweise zum Stillstand bringen können", meint auch Sandra Joham, Leiterin des Psychosozialen Dienstes der Gesellschaft zur Förderung seelischer Gsundheit (GFSG) in Hartberg.
Lächerlich klein beginnen
Ein Überlebenstipp für Neujahrsvorsätze lautet daher: "Fange so lächerlich klein an, dass du nicht Nein sagen kannst." Also nicht eine halbe Stunde Sport, sondern drei Minuten – oder auch nur drei Kniebeugen. "Je kleiner und genauer die Ziele definiert sind, desto höher ist die Erfolgschance, diese gesetzten Ziele auch zu erreichen", erklärt Joham.
Freuden aus Kindheitstagen wiederentdecken
Ein Tipp, den Christoph Lackner auch seinen Klienten in der Suchtberatung gerne mit auf den Weg gibt lautet: "Erinnere dich, was hast du als Kind wirklich gerne gemacht?" Hat man das gefunden, kann man entweder diese eine Sache zu einem neuen Vorsatz machen, oder sich darauf konzentrieren, eine unliebsame Gewohnheit mit etwas zu ersetzen "wofür man brennt". So können etwa Naturliebhaberinnen und -liebhaber sogar mit ihrem inneren Schweinehund Gassi gehen.
Suche als Vorsatz
Liegen die ersten Vorsätze also bereits in ihren letzten Zügen, kann es hilfreich sein, diese umzuformulieren und neuzu denken. Anstatt "Ich höre auf zu naschen" kann ein solcher Vorsatz dann lauten "ich suche so lange, bis etwas finde, das mir so viel Freude bereitet, dass ich das viele Naschen gar nicht mehr brauche".
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.