Den Produkten ein Gesicht geben

Geben ihren Produkten ein Gesicht: Victoria und Josef Singer in ihrem Hofladen in Tiefenbach, Gemeinde Hartl. | Foto: Bernhard Bergmann
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  • Geben ihren Produkten ein Gesicht: Victoria und Josef Singer in ihrem Hofladen in Tiefenbach, Gemeinde Hartl.
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Die heimische Landwirtschaft steht vor großen Herausforderungen. Auf der einen Seite drohen Klimawandel und zunehmende gesetzliche Hürden, auf der anderen Seite eröffnen sich durch nachhaltige Bewirtschaftung, Veredelung und Direktvermarktung neue Chancen. Die WOCHE sprach darüber mit Kammerobmann Johann Reisinger.

WOCHE: Vor welchen Herausforderungen steht die Landwirtschaft in der Region?
JOHANN REISINGER: Größtes Problem ist aus meiner Sicht der Klimawandel, der gerade unserer Region sehr zu schaffen machen. Obst- und Weinbauern leiden unter den Frosttagen im Frühjahr, Milchviehbetriebe unter der zunehmenden Hitze und Trockenheit. Die Extreme werden einfach immer mehr.
Ein weiteres Problem ist die steuerliche Neubewertung der Betriebe, die zu einer Erhöhung der Sozialversicherungsbeiträge um bis zu das Dreifache führt. Für meinen Betrieb bedeutet das Mehrkosten von 5.000 bis 7.000 Euro pro Jahr, die Steigerung kann aber auch bis zu 15.000 Euro und mehr betragen. Das sind auch die Hauptgründe dafür, warum derzeit wieder mehr Betriebsschließungen zu registrieren sind. Mir persönlich tut es leid um jeden Bauern, der aufhört.

Und in welchen Bereichen sehen Sie derzeit die größten Chancen?
Ganz sicher in den Bereichen Veredelung, Direktvermarktung und im Tourismus; vor allem bei Produktnischen gibt es noch großes Potenzial. Denken Sie an Trends wie Aronia- oder Sanddornprodukte. Die Nachfrage nach heimischer Qualität steigt derzeit rapide an, viele Visionäre, die früher als Spinner bezeichnet wurden, sind heute wirtschaftlich überaus erfolgreich. Ziel muss es sein, die Höfe zu öffnen, dadurch die Bindung zu den Konsumenten zu verstärken. Wir müssen die Konsumenten mit unserer Qualität überzeugen und den Produkten ein Gesicht geben.

Welche Bedeutung hat in diesem Zusammenhang das in Hartberg geplante Gartenfestival Oststeiermark?
Aus meiner Sicht kommt diesem Gartenfestival eine ganz immense Bedeutung zu. Wir haben damit die Chance, die Region und natürlich auch die heimische Landwirtschaft in eine überregionale Auslage zu stellen. Und die Landesausstellung in Pöllau hat gezeigt, dass vor allem der Tourismus und die Landwirtschaft auch nachhaltig davon profitiert haben.
Das Interview führte WOCHE-Redakteur Alfred Mayer.

Zur Person
Johann Reisinger (58) führt gemeinsam mit seiner Frau, Sohn und Schwiegertochter einen landwirtschaftlichen Betrieb mit rund 60 ha Nutzfläche in Schölbing bei Hartberg; Betriebszweige: Schweinezucht, Schweinemast, Obstverarbeitung, Direktvermarktung; landwirtschaftlicher Funktionär seit 1996; Kammerobmann seit 2006.

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Johann Reisinger, Obmann der Bezirkskammer Hartberg-Fürstenfeld.
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