Obstbau befürchtet Kälteeinbrüche
Die Sorge vor den Spätfrösten steigt
Nach dem wärmsten Herbst der Messgeschichte war auch der gesamte Winter überdurchschnittlich warm, und der Februar hat für die nächsten Temperaturrekorde gesorgt. Durch den dadurch verfrühten Austrieb vieler Kulturpflanzen wächst in der Landwirtschaft die Sorge vor verheerenden Spätfrösten.
HARTL. Mit einem freudigen und einem besorgten Auge blickt Obstbauer Josef Singer aus Tiefenbach bei Kaindorf auf die letzten Tage und Wochen zurück.
Doppel-Landessieg
Freude deshalb weil der Obsthof Singer bei der Steirischen Landesprämierung „Saft und Edelbrand“ einen Doppel-Landessieg einfahren konnte. Prämiert wurden in der Kategorie Saft der „Kronprinz sortenrein gespritzt trinkfertig“ und in der Kategorie Edelbrand der "Gravensteiner fassgelagert“.
Dazu gab es viermal Gold für für den Erdbeer-, den Johannisbeer- und den Weichselnektar sowie für den Apfelsaft klar. „Für mich die Bestätigung, dass dass die Qualität unserer Produkte hundertprozentig passt“, freut sich Josef Singer über die jüngsten Erfolge.
Marille in Vollblüte
Sorge bereiten dem Obstbauern aber die warmen Temperaturen im Februar, die dazu geführt haben, dass bereits zahlreiche Pflanzen austreiben bzw. zu blühen begonnen haben.
„Die Marille steht bereits in Vollblüte, das weitere Steinobst ist vor Blühbeginn, bei den Äpfeln sind bereits die Knospen aufgebrochen und bei den Erdbeeren beginnen schon die Blütenständer anzuschieben. Am empfindlichsten ist aber mit Abstand die Kirsche“, beschreibt Singer die aktuelle Situation, die ihn öfter als gewohnt auf das Thermometer schauen lässt.
Kühl aber nicht frostig
Denn bis Anfang Mai drohen Kältephasen und laut Statistik ist die Wahrscheinlichkeit von Frostnächten sehr hoch. „Und die Kulturen werden von Woche zu Woche empfindlicher“, so Singer, der darauf hofft, dass es in den nächsten Wochen etwas kühler wird, damit sich die Vegetation noch etwas nach hinten verschiebt. „Es sollte aber auf keinen Fall frieren, sonst sind heuer wieder Ernteausfälle zu befürchten“, so Singer. Allein seit 2016 ist es insgesamt sechsmal dazu gekommen.
Schutz durch „Frostberegnung“
Sollten die Temperaturen trotzdem unter Null fallen, versucht Josef Singer seine Kulturen mit der sogenannten „Frostberegnung“ dagegen zu schützen. Ganz einfach erklärt: Bei Kälteeinbrüchen werden die sensiblen Blüten bewässert. Die Blüten werden von einer dünnen Eisschicht umhüllt und die Wärme, die beim Gefrieren des Wassers freigesetzt wird, schützt die Blüten vor den tiefen Temperaturen. Dafür wurden zwei Speicherteiche mit ingesamt 20 Millionen Liter Wasser angelegt, denn in einer Nacht können bis zu einer halben Million Liter Wasser für die Beregnung zum Einsatz kommen.
Für die Zukunft geht Singer davon aus, dass es in allen Bereichen – sowohl bei den Obstsorten, als auch bei den Schutzmaßnahmen – zu weiteren Entwicklungen kommen wird. Entwicklungen, die aber der eine oder andere Kollege nicht mehr erleben wird, denn „alleine in den letzten 15 Jahren ist die Apfelproduktion in der Steiermark um rund 30 Prozent zurückgegangen“, so Singer.
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