St. Jakob im Walde: Wo der Schnee im Sommer ruht

Bei der Schneeprobe: Im Depot von Wolfgang Orthofer lagern 10.000 Kubikmeter Schnee für die kommende Langlaufsaison auf der Jogllandloipe.
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ST. JAKOB IM WALDE. Um die 30 Grad in Hartberg und Fürstenfeld! Der Hochsommer zeigte in der vergangenen Woche seine Spitzenwerte im Bezirk. Doch es gibt einen Ort in Hartberg-Fürstenfeld, an dem gerade um die 0 Grad gemessen werden - und nein, es handelt sich dabei nicht um eine Kühltruhe. Der besagte Ort liegt in der Gemeinde St. Jakob im Walde, ganz genau in Filzmoos. Hinter dem Gasthof Orthofer, dort wo im Winter die berühmte Jogllandloipe verläuft, erhebt sich auf einer Fläche von 35 mal 35 Metern ein Hügel fünf Meter hoch gegen Himmel. Ein Haufen Sägespäne, so denkt man - doch der Schein trügt. Tief im Inneren des Hügels herrschen gerade um die 0 Grad Celsius. Denn unter der 50 Zentimeter dicken Sägespäne-Schicht befindet sich reinster Schnee - und das mitten im Hochsommer!

Snowfarming: Unter der 50 Zentimeter dicken Sägespäneschicht kommt der Schnee zum Vorschein.
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Was macht der Schnee im Wald?

"Wir lagern hier Maschinenschnee für die kommende Wintersaison", erklärt Wolfgang Orthofer. Gemeinsam mit seinem Kollegen Max Gletthofer hat er 2002 den Jogllandloipe-Erhaltungsverein ins Leben gerufen. Denn auch hier oben auf 1.153 Höhenmeter seien die Klimaveränderungen spürbar. "Früher gab es im Winter bis zu zwei Meter Naturschnee. Doch das hat sich geändert. In der vergangenen Saison hatten wir gerade einmal 50 Zentimeter", betont Orthofer. Auch gab es Winter mit gerade einmal 20 Zentimeter Naturschnee. Zu wenig für die 15.000 Langläufer, die es jährlich auf die 60 km lange Jogllandloipe zieht. 2002 hatte man sich darum eine Beschneiungsanlage angeschafft. Seit 2007 nutzt man außerdem das sogenannte "Snowfarming", um den Schnee vom Vorjahr für die kommende Saison einzulagern. 

Wolfgang Orthofer auf seinem fünf Meter hohen "Schneeberg".

Konservierungsmethode aus Skandinavien

Die Methode ist keine neue. In Skandinavien bereits seit zwei Jahrzehnten praktiziert, erobert diese Technik der Schneekonservierung seit einigen Jahren auch den Alpenraum. Dabei wird im Winter produzierter technischer Schnee über den Sommer nach dem Eiskeller-Prinzip in Depots eingelagert. Das Wissen rund um die skandinavische Erfindung hat sich Orthofer selbst angeeignet und Expertentipps in Davos in der Schweiz eingeholt.

Wie aber bleibt der Schnee auch über den Sommer gefroren?

Das Schneedepot wird mit Sägespänen abgedeckt. Auf diese Weise wird der Schnee thermisch isoliert. "Wichtig ist ein Abdeckmedium, dass Wasser schnell aufnehmen kann, gleichzeitig aber atmungsaktiv ist", verdeutlicht Orthofer. Was entsteht ist eine natürliche Klimaanlage. "Bei Verdunstung des Wassers entsteht nämlich wiederum Kälte, die den Schnee auf Temperatur hält. Der Schnee kühlt sich also quasi von selbst. Je mehr Sonne draufscheint, desto besser wird er gekühlt." 

Noch schneelos: im Sommer beliebtes Wander- und Mountainbike-Gebiet, tummeln sich im Winter 15.000 Langläufer auf der Jogllandloipe.
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Hier lagert Schnee im Wert von 30.000 Euro

Die Sägespäne werden im Herbst vor Saisonstart abgetragen und im kommenden Jahr wiederverwendet. Insgesamt können so bis zu 75 Prozent der Ausgangsmenge an Schnee bewahrt werden. Das Konzept wird derzeit österreichweit in 25 Skigebieten und Loipen eingesetzt. Neben den Loipengebieten Hochfilzen, Ramsau und der Olympiaregion Seefeld, ist auch die "Jogllandloipe" in St. Jakob im Walde eine der wenigen, die auf Snowfarming setzt. 10.000 Kubikmeter Schnee im Wert von 30.000 Euro lagern hier. 
Natürlich sei dies auch mit einem erheblichen Aufwand und hohen Kosten verbunden, doch die Investitionen zahlen sich aus, betont Orthofer. 

Beste Schneequalität von Dezember bis März

"Wir leben vom Wintertourismus. Ohne die Frühloipen könnten unsere Betriebe zusperren", betont Orthofer, dass das Snowfarming nicht nur für den Tourismus in der Region von großer Bedeutung sei. "Mittels Snowfarming können wir die Saison nach vorne verlegen, und so ab Anfang Dezember bis März beste Schneequalität und andauernde Schneesicherheit gewähren, und das jedes Jahr, unabhängig vom Wetter." 
Doch noch ruht der Schnee unter den Sägespänen. Gerade tummeln sich zahlreiche Wanderer und Mountainbiker im beliebten Erholungsgebiet. Doch bereits Ende November werden Orthofer und sein Team den Schneeberg befreien, um die 17 km lange Kunstschneeloipe vorzubereiten. Denn: der nächste Winter kommt bestimmt!

Snowfarming auf der Jogllandloipe:

  • seit 2007 betreiben Wolfgang Orthofer und Max Gletthofer das sogenannte Snowfarming
  • die Konservierungsmethode stammt aus Skandinavien
  • Der Maschinenschnee wird über den Sommer mittels Sägespänen thermisch isoliert
  • Die Sägespäne wirken durch die Verdunstungskälte wie eine Klimaanlage
  • 75 Prozent des eigelagerten Schnees bleiben so für die kommende Saison erhalten
  • 10.000 Kubikmeter Schnee lagern auf 35 mal 35 Meter unter einer 50 cm Schicht von 1.500 Kubikmeter Sägespänen.  
  • Wert des eingelagerten Schnees: rund 30.000 Euro
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