Demokratieprojekt
Bundespräsident Van der Bellen zu Besuch in Ilz

Die Überraschung war mehr als groß, als der Leiter der Mittelschule Ilz, Hans-Peter Reisinger, vor wenigen Wochen den Hörer abhob und am anderen Ende der Leitung der Sprecher des österreichischen Bundespräsidenten mit einer ganz besonderen Nachricht aufhorchen ließ.

ILZ. So recht geglaubt hatte man in der Schulgemeinschaft und Marktgemeinde Ilz nun wirklich nicht daran, dass Bundespräsident Alexander Van der Bellen tatsächlich der Einladung der Schülerinnen und Schüler der Mittelschule zur Abschlusspräsentation ihres Projektes unter dem Motto "Ohne Demokratie ist alles nichts" folgen würde. 

Als Erste nahmen die Schülerinnen und Schüler der ersten Klassen den Bundespräsidenten und seine Gattin in Empfang und überraschten mit einer Frage für ihren Podcast. Welche seiner vielen Aufgaben er am liebsten möge, lautete sie. "Schulen besuchen", war die erheiternde Antwort. | Foto: Jeitler
  • Als Erste nahmen die Schülerinnen und Schüler der ersten Klassen den Bundespräsidenten und seine Gattin in Empfang und überraschten mit einer Frage für ihren Podcast. Welche seiner vielen Aufgaben er am liebsten möge, lautete sie. "Schulen besuchen", war die erheiternde Antwort.
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"Werkstatt und Spielwiese"

Eine ganze Woche lang wurde in der gesamten Schule der übliche Stundenplan zugunsten eines umfassenden Demokratieprojektes aufgelöst. Die jüngeren Schülerinnen und Schüler befassten sich vor allem mit den Strukturen und Mechanismen der Gemeinde- und Landespolitik.

Die Älteren besuchten die Demokratiewerkstatt im Parlament in Wien, wo sie spannende Diskussionen mit Bildungsminister Martin Polaschek führten und besuchten das ehemalige Konzentrationslager Mauthausen.

"Die Mittelschule Ilz hat ein Herz für die Demokratie", stand auf den T-Shirts der Kinder zu lesen. Auch Alexander Van der Bellen wurde ein eigenes, ganz individuelles Exemplar überreicht. | Foto: Jeitler
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Fast schon nebenbei, könnte man bei diesem Pensum meinen, entstanden Podcasts, Videos und sogar eine ganze Wahl mit allem was dazugehört, wurde durchgeführt. Diese wird nicht weniger als den ersten Ilzer Jugendgemeinderat inklusive Jugendbürgermeister oder -meisterin hervorbringen.

Das beeindruckte wohl auch in der Kanzlei Van der Bellen und so ließ es sich das Staatsoberhaupt, das tags zuvor noch in Graz auf Tour war, nicht nehmen, die kleine Marktgemeinde mitten in der Oststeiermark zu besuchen.

Sogar ein Kamarateam des ORF hatte dieser junge Reporter in der Demokratiewerkstatt im Gepäck. | Foto: Jeitler
  • Sogar ein Kamarateam des ORF hatte dieser junge Reporter in der Demokratiewerkstatt im Gepäck.
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Dabei zeigte er sich vor allem davon beeindruckt, auf welchem durchgängig hohen Niveau die Schülerinnen und Schüler von klein bis groß gearbeitet hatten und so das Wesen der Demokratie nicht nur theoretisch sondern vor allem auch praktisch - vom richtigen Halten eines Mikrofons über die Gesetzgebung bis zur Durchführung eines komplexen Wahlprozesses - erfahren hatten.

Alexander Van der Bellen zeigte sich interessiert an und erfreut über die tollen Projektergebnisse. | Foto: Jeitler
  • Alexander Van der Bellen zeigte sich interessiert an und erfreut über die tollen Projektergebnisse.
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Junge Wählerinnen und Wähler essentiell

"Demokratie als Werkstatt und als Spielwiese zu sehen, ist ganz wichtig", erklärte Van der Bellen im Interview mit MeinBezirk.at.

"Wir sehen hier alle Kinder, aber in wenigen Jahren sind sie alle wahlberechtigt und dann spielt ihre Stimme eine Rolle. Und wie wir in anderen Ländern gesehen haben - in Großbritannien zum Beispiel - kann es aus meiner Sicht zu sehr, sehr schlechten Entscheidungen führen, wenn junge Menschen sich an Wahlen nicht beteiligen."
Bundespräsident Alexander Van der Bellen

"Ich finde es extrem wichtig was hier passiert", schloss er seine Ausführungen ab, "aber was zusätzlich noch schön ist: Es macht einem Freude."

Auf die Demokratiewand hefteten die Schülerinnen und Schüler ihre Ideen dafür, was es für diese besondere Gemeinschaft unbedingt braucht: "Kinderrechte" und "Meinungsfreiheit", etwa. | Foto: Jeitler
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"Diese Schule lebt von euch"

Nachdem die Schülerinnen und Schüler der Mittelschule Ilz über fast zwei Stunden den Bundespräsidenten und seine Gattin von Station zu Station geführt hatten, hatte er noch eine besondere Botschaft für sie zum Abschied:

"Seid ruhig ein bisschen stolz auf diese Schule. Diese Schule lebt von euch. Natürlich braucht man die Lehrerinnen und Lehrer. Aber ihr seid es, die das Ganze in Bewegung halten. Dieses Selbstbewusstsein wollte ich euch noch mitgeben.“
Alexander Van der Bellen.

Auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen brachte ein Post-It an. | Foto: Jeitler
  • Auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen brachte ein Post-It an.
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Denn schließlich nage es - wie er durchblicken ließ - bis heute an ihm, dass er und seine Klassenkolleginnen und -kollegen es sich anno dazumal einfach "gefallen ließen", dass man ihnen die geliebten "Blue Jeans" verboten hatte.

In diesem Sinne sei er "ein bisschen neidisch", dass die Schülerinnen und Schüler in Ilz schon in so jungen Jahren bis ins Detail erfahren können, was Demokratie ist und wie sie funktioniert. Denn das alles helfe auch dabei, autokratische Auswüchse wie er sie in seiner Schulzeit von Lehrerinnen und Lehrern erlebt habe, zu hinterfragen und nötigenfalls auch dagegen aktiv zu werden.

Diese Haftnotiz von Bundespräsident Alexander Van der Bellen wird es vermutlich in das Schularchiv und in die Schulchronik schaffen. | Foto: Jeitler
  • Diese Haftnotiz von Bundespräsident Alexander Van der Bellen wird es vermutlich in das Schularchiv und in die Schulchronik schaffen.
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