Asylwerber hilft jetzt anderen
Vor vier Jahren kam Esmaeil als Flüchtling nach Zirl, heute ist er ausgebildeter Rettungssanitäter, hilft anderen. Einen großen Wunsch hat Esmaeil aber noch: "Meine Mutter möchte vorübergehend zu uns kommen, unser Baby sehen, aber das Ministerium verweigert das Visum."
ZIRL. Seine Kollegen vom Roten Kreuz in Zirl nennen ihn "Easy" – Esmaeil floh vor fünf Jahren aus dem Iran, landete mit seiner Ehefrau im Flugzeug in Wien. Zurückfliegen kam für den politischen Flüchtling nicht in Frage. Im Asylwerberheim in Zirl war Endstation, bis sein Verfahren abgeschlossen war. Erst ab 2013 bekam der Flüchtling seine Chance, dank dem Projekt "Come Integration" in der Rot Kreuz-Stelle Zirl, das Asylwerbern eine Tätigkeit erlaubt.
"Wir in Zirl wollen einen neuen Weg der Integration gehen", erklärt Martin Klingenschmid, Leiter Gesundheits- und Sozialdienste in der Bezirksstelle. Esmaeil half ab 2012 im Hygieneteam mit, bereitet Einsatzfahrzeuge auf und desinfiziert diese. Bald packte ihn der Ehrgeiz, er wollte hier leben, etwas aus sich machen, eine Familie gründen. Wo ein Wille, da ein Weg.
"Meine Motivation ist die Liebe zu den Menschen, möchte kranken und alten Leuten helfen, mich so selbst zufrieden stellen und etwas zurückgeben", erzählt heute ein glücklicher Esmaeil. Der 36-Jährige spricht beim Bezirksblätter-Gespräch ein klares Deutsch. Unser Termin klappte erst im zweiten Anlauf, eine Woche zuvor war "Easy" genau zum vereinbarten Termin verhindert, da bekam seine Frau ihren gemeinsamen Sohn! Der frisch gebackene Rettungssanitäter half bei der Geburt mit. Seine Hoffnung auf ein neues Leben in einer besseren Welt hat sich erfüllt.
"Ich habe mir selbst die Sprache beigebracht - schwierig ist die Grammatik", erklärt Esmaeil. "Er hat nur Schwierigkeiten mit unseren vielen Dialekten", lacht sein Teamkollege Klingenschmid: "Ich war immer erstaunt, wie gut er E-Mails schreibt, und wie er sich mit der Sprache auseinander setzt." Einmal kam Esmaeil das Wort "Zebrastreifen" unter, er musste nachforschen, erst nach weiteren Übersetzungen klärte er seine Kollegen auf: "Komisch im Iran heißt das Schutzweg."
Neben Deutsch-Kenntnissen gab es aber auch andere Hürden für eine Zulassung zur Rettungssanitäter-Prüfung, erzählt Klingenschmid: "Rechtlich mussten wir einiges abklären, sind da aber kaum auf Hindernisse gestoßen."
Aber Esmaeil will noch weiter kommen: "Ich möchte Notfallsanitäter werden. Da muss ich auch Latein lernen. Ich hoffe, dass ich das schaffen kann!" Seit September hat Esmaeil auch einen Job in der Bäckerei von MPreis in Völs.
Alles gut? Ja, aber einen großen Wunsch hat Esmaeil noch: "Meine Mutter möchte zu uns kommen, unser Baby sehen und in der Anfangszeit aushelfen." Aber das Ministerium verweigert das Visum, befürchtet, dass sie nicht mehr zurückkehrt, obwohl sie im Iran noch ihre Familie hat. "Esmaeil ist ein gutes Beispiel, wie das System funktionieren kann, er hilft uns, jetzt soll ihm geholfen werden", erklärt Klingenschmid: "Vielleicht gutieren das die Behörden. Esmaeil ist ein Paradebeispiel, wie es funktionieren kann."
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