Studie
Bessere Erholung von Corona durch Absetzen von Blutdrucksenkern?

Eine Studie der Innsbrucker Universitätsklinik für Innere Medizin III untersuchte, ob sich ein zeitweises Absetzen von Blutdrucksenkern positiv auf den Verlauf von COVID-19 auswirken würde. | Foto: Pixabay
  • Eine Studie der Innsbrucker Universitätsklinik für Innere Medizin III untersuchte, ob sich ein zeitweises Absetzen von Blutdrucksenkern positiv auf den Verlauf von COVID-19 auswirken würde.
  • Foto: Pixabay
  • hochgeladen von Lucia Königer

Der Einfluss der Pandemie zeigt sich auch auf der Innsbrucker Kardiologie. Vor allem Personen mit Vorerkrankungen des Herzens haben ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf bei einer Coronvairusinfektion.

INNSBRUCK. Aus diesem Grund stellten sich Innsbrucker und Münchner Forscher rund um Axel Bauer, dem Direktor der Innsbrucker Universitätsklinik für Innere Medizin III, die Frage, ob Medikamente aus der Gruppe der ACE-Hemmer und Angiotensin-Rezeptorblocker (blutdrucksenkende Medikamente) Schuld daran seien, dass so viele Herz-Kreislauf-Patienten einen schweren COVID-19-Verlauf haben.

Mehr Rezeptor, mehr Virus?

Die Medikamente greifen in das Renin-Angiotensin-System ein, das für das dynamische Gleichgewicht zuständig ist, um die Funktionstüchtigkeit unseres Kreislaufsystems aufrechtzuerhalten und halten beziehungsweise regulieren den ACE2-Rezeptor hoch, der dem Coronavirus als Eintrittspforte dient – mehr Rezeptor, mehr Virus, so die Hypothese. ACE2-Rezeptoren wurden mittlerweile fast überall im menschlichen Körper nachgewiesen – im Herz, in den Atemwegen, im Verdauungstrakt, in den Nieren, in der Leber, in den Fortpflanzungsorganen sowie in einigen Hirnarealen, wo unter anderem auch das Steuerungszentrum für die Atmung lokalisiert ist. Wenn nun Menschen blutdrucksenkende Medikamente nehmen, die diesen Rezeptor hochhalten, könnten deren Körper empfänglicher für das Coronavirus sein und so schwerere Verläufe haben, so die Theorie.

Theorie wurde überprüft

Die Forscher gingen deshalb der Frage nach, ob sich ein zeitweises Absetzen der Medikamente positiv auf den Verlauf von COVID-19 auswirken würde. Die Studie namens ACEI-Covid-19 lief von April 2020 bis Februar 2021 an 35 Zentren in Österreich und Deutschland. In ihr wurden 204 Herz-Kreislauf-Patienten, die akut mit SARS-CoV-2 infiziert waren, nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen eingeteilt. Eine Gruppe setzte die Blutdrucksenker für 30 Tage ab, die andere Gruppe nahm sie weiter. Das Ergebnis, der Studie war, dass das Absetzen der Medikamente auf die maximale Schwere der Erkrankung keinen Einfluss hat. Es zeigten sich jedoch Hinweise, dass sich Patienten, die pausierten, rascher und besser erholten.

„Das zeitweise Absetzen wirkt sich günstig auf die Erholungsphase aus. Vor allem bei älteren Herz-Kreislauf-Patienten könnte dies sinnvoll sein",

schlussfolgert Bauer. Allerdings warnt er davor, die Erkenntnisse zu verallgemeinern.

„Es kann im Einzelfall sinnvoll sein, eine Therapie im Rahmen einer akuten COVID-19-Erkrankung zeitweise auszusetzen. Die Entscheidung muss jedoch ärztlich getroffen werden",

so Professor Axel Bauer.

Mehr zum Thema Gesundheit finden Sie auf
MeinBezirk.at:

Schlechtere Lebensqualität, Depressionen und Angststörungen
Rund 40 Pflegeexperten feiern ihren Bachelor-Abschluss
Investitionen in Klinik stärken Standort Innsbruck
Gesundheit von Lehrkräften wird gestärkt
Vortrag: FSME und Borrelien

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.