Galerie Elisabeth & Klaus Thoman
Ausstellungsraum wird zu Sehnsuchtsort

Peter Sandbichler: the golden bar 2020 | Foto: Galerie Elisabeth & Klaus Thoman
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  • Peter Sandbichler: the golden bar 2020
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INNSBRUCK. In seiner vierten Einzelausstellung in der Galerie Elisabeth & Klaus Thoman gestaltet Peter Sandbichler den Front Desk im Eingangsbereich der Galerie zu einer golden bar (2020) um und verlagert damit in einer Zeit geschlossener Lokale und reduzierter sozialer Kontakte einen „Sehnsuchtsort“ in den Ausstellungsraum.

Durch die temporäre räumliche Intervention aus gefalteten Kartons im Zickzack-Muster samt goldener Fußrastestange verändert Sandbichler nicht nur das optische Erscheinungsbild, sondern auch die funktionale Bestimmung des Empfangstresens, der nun – zur Bar umgewandelt – die Besucher in eine ungewohnte Raumsituation versetzt.

Die Kunst des Faltens

Peter Sandbichler interessieren funktionale Verschiebungen und inhaltliche Verdichtungen, die durch die Wiederverwendung von gefundenen Objekten oder Materialien entstehen. Seit über 10 Jahren bedient er sich Verpackungskartons als ressourcensparendes Material, das ihm erlaubt „groß zu denken“ und raumgreifende Installationen zu realisieren. Das Prinzip der Faltung von zweidimensionalen Flächen zu dreidimensionalen, modularen Strukturen erweist sich dabei als zentrales konstruktives und ästhetisches Element.

Überwachungs-Situation

Bewusst ist die Ausstellung zur Straße hin ausgerichtet, um den Dialog mit Passanten herzustellen. Durch verschiedene, ungewöhnlich präsentierte Objekte – u.a. ein Tensegrity Light (1999/2020) aus sechs Leuchtstoffröhren, eine Alte Schachtel # 08/2020 aus Pappmaché oder ein Betonabguss eines Elefantenblatts (2020) – wird eine neue, mitunter irritierende Atmosphäre erzeugt. Dazu trägt auch das Fliegenauge (2011) an der Stirnwand des Hauptraums bei, dessen eingelassene konvexe Rundspiegel an jene erinnern, die an unübersichtlichen Stellen im Straßenverkehr oder in „panoptischen“ Gebäuden – wie Gefängnissen – zum Einsatz kommen. Unweigerlich wird eine Überwachungs-Situation suggeriert, in der die Besucher aus unterschiedlichen Perspektiven beobachtet werden können.

Gut für Umwelt

Bei den beiden im Hauptraum der Galerie präsentierten massiven bones aus Holz (2020), hergestellt aus Hunderten von Holzresten, spielt – wie in vielen Arbeiten Sandbichlers – der Recyclinggedanke eine zentrale Rolle. Es handelt sich um 20-fache skulpturale Vergrößerungen von Rindsknochen, wie sie zum Kochen von Suppen verwendet werden. Peter Sandbichler setzt sich in diesen eindringlichen Arbeiten mit Prozessen der Formfindung, der Verdichtung und Transformation von Information – vom unbewussten Schnitt des Metzgers bis zum bewussten künstlerischen Akt der Nachbildung – auseinander. Darüber hinaus erprobt der Künstler in den bones unterschiedliche Formen der Präsentation von Skulptur, denn die fünf orthogonalen Schnittflächen der organischen Gebilde dienen als variable Standflächen. Als konzeptueller Bildhauer geht es Peter Sandbichler in seinen Arbeiten immer wieder um „Materialisierung von Gedanken oder Ideen“ bzw. um die grundlegende Frage „Was ist Skulptur?“ Inwiefern Skulptur auch die physische Wahrnehmung im Raum zu beeinflussen vermag, können die Besucher der Ausstellung selbst herausfinden.

Zum Künstler

Peter Sandbichler (geb. 1964 in Tirol) studierte zunächst Malerei an der Art Students League in New York, ab 1984 Bildhauerei an der Universität für Angewandte Kunst in Wien bei Wander Bertoni und an der Akademie der Bildenden Künste bei Bruno Gironcoli. 1993 ging er ein Jahr für ein Postgraduate-Studium bei Peter Weibel an das Institut für neue Medien der Städelschule in Frankfurt am Main. Es folgten längere Auslandsaufenthalte in Tokyo, New York und Berlin. Derzeit lebt und arbeitet Peter Sandbichler in Wien.

Ausstellung

Die Ausstellung ist bereits seit 9. Dezember 2020 zu sehen und wird noch bis 27. Februar 2021 zur Bewunderung zur Verfügung stehen. Unter der Website www.galeriethoman.com können Sie sich einen Überblick über die Kunstwerke verschaffen.

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