Lese-Tipps und Tricks

Der Tiroler Buchhandel und die Welt des BookTok

Für die jüngere Generation ein Begriff, der nicht mehr weg zu denken ist: BookTok. Der nicht mehr ganz so kleine Hashtag auf der Plattform TikTok, erobert nun auch den Tiroler Buchhandel und seine Leserschaft.

INNSBRUCK. Colleen Hoover, Ali Hazelwood und Adam Silvera: Alles bekannte Autorinnen und Autoren, die ihren Ruhm einer mittlerweile gigantischen Online-Comunity verdanken. BookTok heißt die Seitennische der Plattform TikTok, die sich ausschließlich um Bücher, Bücherwürmer und Geschichten dreht. Durch sie ist Lesen wieder ein Lifestyle geworden. Egal ob Buchtipps, Lesegadgets oder Rollenspiele, die Comunity verschlingt die BookTok- Inhalte förmlich. Ganz klar also, dass dieser Trend auch im Tiroler Buchhandel nicht unbeachtet bleibt!

Der Buchhandel im Trend 

"Wir beobachten diesen Onlinetrend ganz genau! Denn mit den vielen Buchtipps und der großen Reichweite der Plattform TikTok eröffnet sich für uns ein wichtiger und großer Markt.", so die stellvertretende Geschäftsführerin der Wagnerschen Buchhandlung Gerlinde Tamerl. "Besonders die junge Leserschaft kann mit BookTok erreicht werden. Das selbe Zielpublikum flaniert aber auch gerne und kann durch unser Café Momo in die Buchhandlung gelockt werden, da ist es natürlich von Vorteil, wenn die Bücher aus ihrem Lieblingschannel bereits vor Ort sind." Aus diesem Grund gibt es in der Wagnerschen, sowie in andern Buchhandlungen, eigene Tische und Regale, sowie Bereiche auf der Website, die ganz den Buchtipps der TikTok-Nische entsprechen.

"Uns ist es wichtig, dass die Leserinnen und Leser über ihre Lieblingswerke 'stolpern', wenn sie bei uns hereinkommen. Denn es kommen auch immer wieder Kundinnen und Kunden mit ihrem Handy und zeigen uns die Empfehlungen, die sie auf BookTok gesehen haben", berichtet Tamerl, mit einem Schmunzeln.
Dass die Buchhandlung selbst noch nicht auf TikTok ist, wie es zum Beispiel die Buchhandlung Hugendubel schon lange betreibt, liegt daran, dass ein solcher Onlineauftritt gut konzipiert sein muss und auch einen hohen Zeitaufwand mitbringt. Dennoch ist die Wagnersche stehts bemüht, sich der Welt ihrer Leserschaft anzunähern und beobachtet somit weiter die Onlinetrends. Die positiven Entwicklungen hin zum Lesen als Lifestyle sieht Tamerl aber auch darin, dass die jungen Menschen, allen Erwartungen zum Trotz, doch auch mal gern das Handy weglegen. "Die haptische Qualität eines Buches ist einzigartig. Die Leserinnen und Leser lieben es, das Buch auch in Echt zu sehen und es anfassen zu können. Das geht natürlich nur hier in der Buchhandlung und nicht auf TikTok", betont Gerlinde Tamerl schwärmerisch.

BookTok aus Tirol

Ein Buch in der Hand halten, es lesen und lieben: Die 28-jährige Tiroler BookTokerin Maria aus Münster hat ihre Leidenschaft fürs Lesen als Kind in der kleinen Dorfbücherei erweckt. Bei BookTok ist die Hochzeitsfotografin seit eineinhalb Jahren. "Die Booktok -Communiy ist einer der feinsten Communitys im Social Media. Hier kann man sich austauschen, motivieren und wohlfühlen. BookTok ist weiblich dominiert und gibt vor allem jungen Menschen von 18- 30, den sogenannten New oder Young Adults, ein Sprachrohr", so die begeisterte Leserin.

Maria hat sich selbst hauptsächlich auf Rezensionsvideos fokussiert, ist aber der Meinung, dass BookTok grenzenlos ist. "BookTok zeigt Bücher auf mehr Ebenen als nur Wörter und Text. Von Rollenspielen über Basteleien bis hin zu Rezensionen ist alles dabei. Besonders das Bücher horten, wir nennen uns selbst liebevoll Bücherdrachen, ist durch BookTok wieder voll im Trend. Dabei ist das Thema Farbschnitt und Leserillen auch immer präsent." So ist also auch die Tirolerin überzeugt davon, dass besonders die Ästhetik und die haptischen Eigenschaften eines Buches die Liebe zu ihnen weckt. Auch Charakterkarten und Overlays sind durch BookTok ein großes Thema im Verkauf von Büchern geworden.

Selbst in die Öffentlichkeit zu gehen und ihre Bücherleidenschaft zu teilen war für die junge Tirolerin ein großer Schritt. Lange war sie sich auf Grund ihres Dialekts unsicher, ob sie in der Community Gehör findet, mittlerweile ist das Tiroler- K ihr Markenzeichen. Sich selbst vermarkten ist ein weiterer Aspekt, den Maria anspricht. Viele Autorinnen und Autoren verzichten durch BookTok auf Verlage und bringen ihre Bücher selbst heraus. Dabei ist TikTok eine wunderbare Plattform, um die Leserinnen und Leser am Prozess teilhaben zu lassen. "Es gibt Autorinnen und Autoren, die berichten von Ihren Geschichten, als wären sie ihnen selbst passiert und fragen anschließend ihre Leserschaft wie die Geschichten weitergehen sollen, oder was ihnen besonders wichtig wäre. Die Vorschläge bauen sie dann auch wirklich in ihre Werke ein. Es werden also Buchideen direkt vorgestellt", berichtet Maria von ihren Erfahrungen mit BookTok-Videos. Die Masse an Videos macht es den Geschichtenerzählerinnen und -erzählern aber auch schwer gesehen und gehört zu werden. Sie sind vermehrt auf Bewertungen und Mundpropaganda durch die Leserschaft angewiesen. Hier kommen BookTokerinnen wie Maria ins Spiel. Viele Verlage und Schriftstellerinnen und Schriftsteller schicken erfolgreichen BookTokern Rezensionsexemplare und bitten um Videos und Kommentare zu den Werken. Maria liest ca. sechs Bücher im Monat. Die Videos dazu gestaltet sie aber flexibel. "Manchmal mache ich Videos zu einzelnen Büchern, manchmal stelle ich aber auch einen Lesemonat vor. Ganz wonach mir ist."

BookTok ist also eine Plattform, auf der man sich austauscht und stärkt. Oft entstehen aber auch Trends, die ein falsches Bild von Bücherliebe suggerieren. "Das Thema „Sub“ – der Stapel ungelesener Bücher- ist ein Thema, über das man sich streiten kann. Auf BookTok wird oft gezeigt, wie viele Bücher man besitzt. Das ist dann eine Art Statussymbol. Je größer der Sub, desto besser. Man weiß aber nie, lesen die TikToker die Bücher dann wirklich", erzählt Maria. Ganz anders ist das bei sogenannten Lese-Lives. Hier starten die Contentcreatorinnen und -creator vor der Kamera mit dem Lesen und die Zuseher steigen ein. Immer wieder gibt es dann Pausen, in denen man sich über das gerade Gelesene austauschen kann. Eine Form des Austauschs, die Maria definitiv auch machen will, sobald sie genug Follower hat. Für einen zukünftigen Austausch hat Maria folgende Buchtipps für Sie:
1. Prison Healer von Lynette Noni

2. A good Girls Guide to Murder von Holly Jackson

3. In unserem Universum sind wir unendlich von Sarah Sprinz

4. Und ich leuchte mit den Wolken von Sophie Bichon

"BookTok wird noch wachsen und die Liebe zu Bücher mit ihm, " ist sich Maria sicher. Sie ist vorerst in Tirol die einzige BookTokerin bzw. zeigt sich als einzige auch wirklich als Tirolerin. Ob das so bleibt und ob sich auch der Tiroler Buchhandel bald medial präsentiert, wird sich zukünftig zeigen. Doch die Lust am Lesen ist auf jeden Fall geweckt.

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