Marktplatz (Umfrage)
Farbkreise um 13.259,50 Euro nicht mehr zu sehen

Nach rund vier Monaten ist von den Farbkreisen fats nichts mehr zu sehen. Die Kosten dafür lagen bei 13.259,50 Euro. | Foto: Stadtblatt
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  • Nach rund vier Monaten ist von den Farbkreisen fats nichts mehr zu sehen. Die Kosten dafür lagen bei 13.259,50 Euro.
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INNSBRUCK. Der Marktplatz zählt zu den beliebtesten Veranstaltungsorten in Innsbruck, ob im Bereich Sport, Musik oder Kultur. Ansonsten ist der Platz jedoch keine besondere Augenweide. Ideen und Pläne für die Neugestaltung gibt es viele. Mit einer temporären Gestaltung wollte die Stadt den Platz attraktivieren. Die Gesamtkosten dafür liegen bei rund 55.800 Euro netto, allein die Bemalung mit Farbkreisen schlug sich mit 13.259,50 Euro netto nieder. Eine Anfrage von GR Gerald Depaoli bringt Aufklärung.

Marktplatz

Freude, Lebenslust, Musik, Spaß, Unterhaltung, Meinungsaustausch oder einkaufen. Der Marktplatz steht für viele schöne Dinge im städtischen Leben. Der Marktplatz hat auch für Touristen wegen seines Ausblicks auf die Nordkette oder den Blick auf das beliebte Fotomotiv mit den Häusern von Mariahilf einiges zu bieten. Die Bedeutung des Platzes unterstreichen auch die vielfältigen Ideen und Pläne der Neu- oder Umgestaltung des wichtigen Zentrums in der Stadt. Aktuell ist der Marktplatz ist Teil des Projektgebietes des EUROPAN-Wettbewerbs, der sich von der Innbrücke bis zur Universitätsbrücke erstreckt. Die Ergebnisse werden im Jahr 2025 erwartet. 

Finden Sie die Farbkreise mit 13.000 Euro Kosten zu teuer?

Vorübergehende Lösung

Zur Attraktivierung der Markthalle und temporären Gestaltung des Marktplatzes wurde eine Steuerungs- und Arbeitsgruppe unter Federführung der Innsbrucker Immobilien GmbH & Co KG (IIG) und mit Vertreterinnen und Vertretern aus den Regierungsparteien und der Verwaltung installiert. Ziel der Steuerungsgruppe war es, Maßnahmen zur baulichen und organisatorischen Attraktivierung der Markthalle sowie kostengünstigen temporären Aufwertung des Marktplatzes zu erarbeiten. Die Empfehlungen der Steuerungsgruppe betreffend die temporäre Gestaltung des Marktplatzes wurden mit Beschluss des Stadtsenats vom 14.06.2019 zur Umsetzung freigegeben.

Im April wurden die temporäre Attraktivierung des Marktplatzes umgesetzt. | Foto: IKM
  • Im April wurden die temporäre Attraktivierung des Marktplatzes umgesetzt.
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Gestaltung

Im April 2021 wurden sechs Sitzbänke am Marktplatz aufgebaut. Die Kosten für eine Bank, die im Eigentum der Stadt Innsbruck stehen, belaufen sich auf 4.860,- Euro netto (gesamt: 29.160,- Euro). Ebenso wurde der Marktplatz mit Farbkreisen bemalt. Das Gesamthonorar für die künstlerische Gestaltung des Marktplatzes liegt bei 13.349,59 Euro. Die Malaktion mit den Kreisen am Marktplatz kostete 13.259,50 Euro. Insgesamt wurden in die temporäre Attraktivierung des Marktplatzes 55.760,09 Euro investiert. Für die künstlerische Gestaltung wurden 3 Architekturbüros eingeladen, Gestaltungsvorschläge einzubringen. Für die Produktion der Sitzbänke wurden 4 Angebote im Rahmen einer unverbindlichen Preisanfrage eingeholt. "Die temporäre Gestaltung ist mindestens bis 2025 ausgelegt. Ein längerer Bestand aufgrund der Entscheidungsfindung für eine dauerhafte Neugestaltung des Marktplatzes kann bzw. muss nicht ausgeschlossen werden", wird in der Anfragebeantwortung von Bgm. Willi an GR Gerald Depaoli weiter ausgeführt. "Die Betreuung der Sitzbänke erfolgt durch die Mag.-Abt. III, Straßenbetrieb, Stützpunkt Innere Stadt. Der Auf- und Abbau der Sitzbänke im Rahmen einer Veranstaltung am Marktplatz, erfolgt durch die Mag.-Abt. III, Straßenbetrieb, Stützpunkt Innere Stadt. Eine Kostenverrechnung ist derzeit nicht vorgesehen."

Sollen künstlerische Konzepte vor Umsetzung in der Öffentlichkeit diskutiert werden?

Kritik

Erwartungsgemäß scharf fällt die Kritik von GR Gerald Deapoli an der Projektumsetzung aus. "Aus der groß angekündigten Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum wurde ein sündteurer Schandfleck mitten in der Stadt. Die Kosten für dieses Steuergeldvernichtungsprojekt von Bgm. Georg Willi & Co müssen wieder einmal die Innsbrucker Steuerzahlerinnen und Steuerzahler bezahlen!“, kritisiert GR Gerald Depaoli. „Natürlich stellt sich die Frage, warum niemand der politisch Verantwortlichen auf die Idee gekommen ist, dass die aufgemalten Kreise wieder in kürzester Zeit verblassen könnten, ebenso wie andere Bodenmarkierungen auch - bzw. ob sich die Stadt Innsbruck nicht, an dem für die künstlerische Gestaltung beauftragen Architekturbüro, schadlos halten kann, hätte doch das Architekturbüro möglicherweise aufgrund der fachlichen Kompetenz wissen müssen, dass die aufgemalten Kreise nicht von langer Dauer sind“, so GR Gerald Depaoli. „Schlussendlich müssen sich Bürgermeister Georg Willi und die ressortzuständige Stadträtin Uschi Schwarzl umgehend etwas überlegen, damit der neugestaltete Marktplatz zum „Schnäppchenpreis“ von 67.000 Euro wirklich ein Ort mit Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum wird, und nicht auf Jahre hinweg ein sündteurer ausgebleichter bunter Schandfleck mitten in der Stadt“, fordert GR Gerald Depaoli.

Sitzbänke in Kreisform und färbige Kreise am Boden, die Gesamtkosten belaufen sich auf ca. 67.000 Euro. | Foto: Stadt Innsbruck
  • Sitzbänke in Kreisform und färbige Kreise am Boden, die Gesamtkosten belaufen sich auf ca. 67.000 Euro.
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Kommentar

"13.000 Euro sind viel Geld, viele von uns gehen dafür länger als ein halbes Jahr lang arbeiten. Auch für eine Stadt sind 13.000 Euro viel Geld. Umso verständlicher ist daher die Verärgerung, dieses Geld für Farbkreise auszugeben. Die Sitzbänke haben zumindest eine gewisse Haltbarkeit und vor allem bringen sie dem Bürger auch eine Sitzgelegenheit, über Geschmack kann man ja bekanntlich streiten. Das Kreativität und Idee Geld kosten, wissen wir alle, daher steht auch das Honorar des Architektenbüros nicht im Fokus. Aber 13.000 Euro für Farbkreise? Da steh ich vor dem Spiegel und frage mich: 'Echt jetzt, Georg?' Es sind genau diese Beschlüsse, die für Verärgerung, Verwunderung und Unverständnis sorgen. Eine Ausschreibung an die Innsbrucker Volksschulen mit der Devise: 'Hallo Mädls und Jungs, macht den Marktplatz schön!' hätte wohl auch viel Farbe gebracht und auch für Bewegung am Platz gesorgt. Mama, Oma und Tante hätten mit Familie sicher die Werke der Künstler begutachtet und vielleicht sogar noch ein Eis oder einen Kuchen genossen. Ja, Kunat und Kultur sind schwer zu bewerten, vor allem finanziell. Und ja, Kunst zeichnet sich oft durch seine Einfachheit und Strukturiertheit aus. In Sachen Farbkreise am Marktplatz, die wirklich kaum noch zu sehen sind, wurde aber in den falschen Farb- und Geldkübel gegriffen. Vor allem, da die Pläne der Marktplatz-Neugestaltung, die in großer Zahl schon vorliegen, wirklich schönes und nachhaltiges für diesen besonderen Platz versprechen."
Kommentar von Georg Herrmann

 
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