Zahl der Betroffenen steigt
Gewaltambulanz ist in Innsbruck seit 10 Jahren tätig

Seit 10 Jahren gibt es die Gewaltambulanz in Innsbruck, das Thema "häusliche Gewalt" ist leider immer noch aktuell. | Foto: tirol kliniken
3Bilder
  • Seit 10 Jahren gibt es die Gewaltambulanz in Innsbruck, das Thema "häusliche Gewalt" ist leider immer noch aktuell.
  • Foto: tirol kliniken
  • hochgeladen von Georg Herrmann

Die tirol kliniken halten den Vorstoß der Bundesregierung, in Österreich flächendeckend Gewaltambulanzen einrichten zu wollen, für besonders wichtig. An der Innsbrucker Uniklinik besteht eine solche seit 2012 und die Erfahrungen sind durchwegs positiv.Der Bedarf an der Einrichtung ist leider gegeben, 2022 waren bereits 100 Kinder betroffen.

INNSBRUCK. Zurückzuführen ist die Einrichtung an der Innsbrucker Klinik auf eine Initiative der Kinderschutz-, der Opferschutzgruppe und der Ärztlichen Direktion. Ziel war es, Opfern von Gewalt, in jedem Alter und jeden Geschlechts, die benötigte Hilfe, aber auch Rundum-Unterstützung bis hin zur gerichtsfesten Beweissicherung bieten zu können. Unterstützt wird die Klinik dabei auch von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Instituts für Gerichtsmedizin der Medizinischen Universität Innsbruck.

Bedarf steigt

Da die tirol kliniken diese Ambulanz vor 10 Jahren auf Eigeninitiative und ohne administrative oder finanzielle Unterstützung von außen auf die Beine gestellt haben, ist sie mit Mitarbeitenden mehrerer Berufsgruppen besetzt, die diese Funktion zusätzlich zu ihren regulären Aufgaben wahrnehmen. Der Bedarf ist auf jeden Fall gegeben, betont Klaus Kapelari, Oberarzt an der Innsbrucker Kinderklinik und Leiter der Kinderschutzgruppe:

„Während wir in den vergangenen Jahren zwischen 50 und 60 Kinder, die Opfer von Gewalt sind, und deren Umfeld pro Jahr betreut haben, beträgt die Zahl im Jahr 2022 schon jetzt ca. 100.“

Thomas Beck, Psychologe und Leiter der Opferschutzgruppe, die sich um erwachsene Opfer von Gewalt kümmert, ergänzt:

„Unsere Untersuchungen haben gezeigt, dass die Zahl der Betroffenen in den letzten Jahren deutlich gestiegen ist und dass diese sich wünschen, sensibel auf das Thema angesprochen zu werden.“

Die Opferschutzgruppe kümmert sich im Schnitt um zwei bis drei erwachsene Opfer von häuslicher Gewalt pro Woche und beide Leiter der Gewaltschutzeinrichtungen betonen:

„Meist hat man es mit Gewaltsystemen zu tun. Die Wahrscheinlichkeit, dass gewaltbetroffene Kinder in Familien leben, in denen es auch zu anderen Formen von Gewalt kommt, ist sehr hoch. Genauso hoch ist leider auch die Wahrscheinlichkeit, dass in gewalttätigen Erwachsenen-Beziehungen auch Kinder involviert sind. Aus diesem Grund braucht es Gewaltambulanzen nach dem Vorbild der tirol kliniken, nicht nur für erwachsene, sondern auch für minderjährige Opfer.“

Aus dem Archiv: Ich muss zu Dr. Viola, BezirksBlätter Innsbruck Artikel

Maßnahmenbündel

Die Innsbrucker Klinik hat zusätzlich zur Gewaltambulanz ihre Vorreiterrolle in diesem Bereich weiter ausgebaut und in den letzten Jahren mehrere Maßnahmen gesetzt, um Gewaltopfern niederschwellige Hilfe bieten zu können. In der Internistischen Notaufnahme werden allen Patientinnen und Patienten drei Fragen gestellt, die sich sehr bewährt haben, um Gewaltopfer identifizieren zu können. Außerdem haben die tirol kliniken vor einiger Zeit an der Innsbrucker Uniklinik und kürzlich am Landeskrankenhaus Hall „Dr. Viola“ gestartet.

Foto: tirol kliniken

Info „Dr. Viola“

 Der Notruf „Ich muss zu Dr. Viola / Ich habe einen Termin bei Dr. Viola“ soll allen Betroffenen (jeden Alters und jeden Geschlechts) von häuslicher Gewalt, die sich unmittelbar bedroht und in Gefahr fühlen, Schutz bieten.

Opfer häuslicher Gewalt haben oft Hemmungen, Unterstützung zu suchen. Dank „Dr. Viola“ können Betroffene niederschwellig und einfach Hilfe bekommen. Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an den Standorten Innsbruck und Hall sind über den Notruf informiert und leiten alle notwendigen Schritte in die Wege, um der betroffenen Person zu helfen und sie vor allem in Sicherheit zu bringen.


Alexandra Kofler, Ärztliche Direktorin der Klinik Innsbruck, Andrea Hohenegger, leitende Diplompflegerin der Orthopädischen & Traumatologischen Ambulanz Innsbruck, Thomas Beck, Psychologe an der Klinik IBK und Leiter der Opferschutzgruppe (v.l.) bei der Präsentation von Dr. Viola. | Foto: tirol kliniken
  • Alexandra Kofler, Ärztliche Direktorin der Klinik Innsbruck, Andrea Hohenegger, leitende Diplompflegerin der Orthopädischen & Traumatologischen Ambulanz Innsbruck, Thomas Beck, Psychologe an der Klinik IBK und Leiter der Opferschutzgruppe (v.l.) bei der Präsentation von Dr. Viola.
  • Foto: tirol kliniken
  • hochgeladen von Georg Herrmann

Weitere Nachrichten aus Innsbruck finden Sie hier

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.