Reisen zu Zeiten von Corona
Im letzten Moment Heim kommen

Auf diesem Bild ist die Welt noch in Ordnung. Linus Scoz auf einer Kajaktour im Süden Chiles. | Foto: Linus Scoz
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  • Auf diesem Bild ist die Welt noch in Ordnung. Linus Scoz auf einer Kajaktour im Süden Chiles.
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Es hätte ein Jahr der Entdeckungen werden sollen, doch der Innsbrucker Linus Scoz (19) trat lieber den Weg zurück in die Heimat an – nicht nur ein Lagebericht, sondern auch eine Bildergalerie mit Eindrücken der Reise.

INNSBRUCK/SANTIAGO. Linus Scoz hat getan, was so viele junge Erwachsene tun: Die Welt entdecken. Nun war das Abenteuer – dank der weltweiten Coronakrise – abrupt zu Ende. Im Skype-Interview auf der Zugfahrt zwischen Wien und Innsbruck schilderte er seine Geschichte.

In Santiago protestieren die Menschen gegen soziale Ungerechtigkeit. Scoz hat sie festgehalten. | Foto: Linus Scoz
  • In Santiago protestieren die Menschen gegen soziale Ungerechtigkeit. Scoz hat sie festgehalten.
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Nachdem Scoz vergangenes Jahr als untauglich für den Zivildienst galt, machte er sich in seiner Umgebung schlau. Wohin könnte er reisen, wo könnte er Menschen helfen und dabei Neues – zum Beispiel richtig gut Spanisch – lernen? Geworden ist daraus ein Flug nach Chile, wo er am südlichen Zipfel des Lateinamerikanischen Landes durch die Gegend reiste. Nachdem er einige Monate auf Bauernhöfen rund um den See "Lago Carrera" freiwillige Arbeit leistete und Kost und Logis im Gegenzug bekam, trat er vor fast einem Monat seine "richtige" Stelle in Santiago, in der Hauptstadt von Chile, an. Im Museum der Erinnerung und der Menschenrechte sollte er künftig Führungen für Jugendgruppen leiten. "Ich wurde wochenlang eingeschult und zum Schluss habe ich nur eine einzige Führung geleitet", erzählt Scoz. Wenn auch Chile erst jetzt angefangen hat, Restriktionen einzuführen, war "Corona" auch in diesem Land Gesprächsthema Nummer 1.

Ausblick in Pucon. | Foto: Linus Scoz

Was nun zu tun ist, in einem Land, das man kaum kennt? "Ich habe mich stundenlang mit meinen Eltern in Innsbruck und dem Reisebüro beraten, bis ich zur Entscheidung gekommen bin: Ich muss hier raus, bevor es hart auf hart kommt." Denn in Quarantäne mit der eigenen Familie oder mit einem fast unbekannten Mann zu stecken, ist doch ein großer Unterschied. Innerhalb von wenigen Tagen war der Rückflug – der ursprünglich für August geplant war – umgebucht und die Taschen gepackt. Für einen Abschied gab es nicht besonders viel Zeit. 

"Ich gehe in Quarantäne"

Das Flugzeug von Santiago nach Wien war bis auf den letzten Platz voll. "Man hat nur deutschsprachige Menschen gehört, alle wollten noch schnell nach Hause bevor die Grenzen geschlossen werden", schildert Scoz. "Nach diesem Flug begebe ich mich auf alle Fälle für zwei Wochen in Quarantäne." Es ist eine seltsame Stimmung: Wenn jemand hustet, schaut jeder hin und versucht ein paar Meter Abstand zu nehmen. Auch aus den Lautsprechern am Flughafen oder am Bahnhof werden ständig Anweisungen ausgesprochen.

Linus Scoz demonstriert, wie man das Halstuch noch verwenden kann. "Selbst ist man zwar nicht geschützt, aber andere könnte man so schützen", erklärt der Innsbrucker seine Motivation.
  • Linus Scoz demonstriert, wie man das Halstuch noch verwenden kann. "Selbst ist man zwar nicht geschützt, aber andere könnte man so schützen", erklärt der Innsbrucker seine Motivation.
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Bei unserem Gespräch sitzt Scoz schon im Zug Richtung Innsbruck. Um seinen Nacken herum ein Halstuch, das er auch vor den Mund binden kann. "Ursprünglich habe ich es in Chile gegen das Tränengas bei den Protesten gekauft." Denn Chile protestiert schon seit Monaten gegen die gesellschaftliche und finanzielle Ungerechtigkeit im Land (Auslöser war die Verordnung, Metrotickets teurer zu machen). Scoz wollte dabei auch ein Zeichen der Solidarität setzen und machte mit. Nun hat das Halstuch eine ganz andere Bedeutung und wird als Schutz gegen Corona eingesetzt.

Chile Chico | Foto: Linus Scoz

Wie er nun seine Zeit in Quarantäne verbringen wird? "Mir wird sicherlich nicht langweilig. Ich überlege mir Projekte, die nach der Quarantäne dann umgesetzt werden können und werde sicherlich viel "Mensch-ärgere-dich-nicht" mit der Familie und Online-Monopoly oder online Watterturniere mit den Freunden spielen. Diese Zeit ist auch eine Chance, um sich auf die wahren Werte zu besinnen und mit der Familie viel Zeit zu verbringen", sieht er die Möglichkeit.

30.000 Österreicher im Ausland

Damit ist Scoz' Geschichte eine mit Happy End: Insgesamt 30.000 Österreicher und Österreicherinnen sind im Ausland als Touristen registriert. Wie und ob sie in nächster Zukunft überhaupt nach Hause reisen können, ist ungewiss.

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