Gefahren für Wildtiere
Straßenverkehr, Lebensraumzerstörung durch Gartenarbeit, Tötung

Aufwendig muss dieses junge Eichhörnchen mit Aufzuchtsmilch gefüttert werden. | Foto: Tierschutzverein
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INNSBRUCK. Die Anzahl der Wildtiere, die in der Wildtierabteilung des Tierschutzvereins für Tirol im Tierheim Mentlberg betreut werden, wächst seit Jahren stetig an. Von Jahr zu Jahr werden mehr Wildtiere vom Tierschutzverein angenommen, versorgt, betreut und sobald es das Alter und der Gesundheitszustand erlauben, wieder in die Natur entlassen. Im Jahr 2020 waren dies insgesamt 1071 Wildtiere. Hinzu kommen noch zahlreiche Wildtiere, die zum Überwintern im Tierheim untergebracht wurden, wie z.B. Igel, Siebenschläfer, etc.

Wildtierstation

Ursprünglich wurde die Wildtierstation für die Versorgung von kranken oder verletzten Wildtieren und für die Aufnahme von verwaisten Jungtieren eingerichtet. Doch leider müssen die Mitarbeiter des Tierschutzvereins immer häufiger feststellen, dass zu Unrecht aus der Natur entnommene Tiere abgegeben werden. Gerade jetzt in der Jungtierzeit sind so manchem Haus- und Gartenbesitzer die Tiere und ihre Nester nicht willkommen. Zu den nicht gern gesehenen Gästen zählen häufig Nagetiere, Bilche und Tauben. Zum Schaden der Tiere werden dann oft Nester entfernt und die Jungtiere müssen mühselig rund um die Uhr mit der Flasche aufgezogen werden. Nicht alle Jungen überleben den frühen Verlust der Mutter und die beste menschliche Hilfe ersetzt niemals die natürliche Aufzucht und Prägung durch die Elterntiere.

Ein nur wenige Tage alter Feldhase wird mit der Flasche per Hand aufgezogen. | Foto: Tierschutzverein
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Versorgung durch Elterntiere

Beispiel sind junge Feldhasen, die für so manchen tierlieben Menschen einen verwaisten Eindruck machen und mitgenommen werden. Die Natur hat es aber so eingerichtet, dass die Mutter ihre Tiere verteilt im hohen Gras absetzt und regelmäßig dorthin zur Versorgung der Jungen zurückkehrt. So wie auch Jungvögel, die schon dem Nest entwachsen sind und ihre ersten Tage in der Natur verbringen. Auch sie werden über mehrere Tage auf der Erde sitzend von ihren Elterntieren versorgt.

Ein Ästling sitzt bereits selbstständig. Es ist ganz natürlich, dass er sich auf dem Boden sitzend mit seinen Eltern verständigt, die ihn über Tage dort weiter versorgen. | Foto: Tierschutzverein
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Gefahren

Die Jungtiere sind leider vielen menschengemachten Gefahren ausgesetzt, wie z.B. dem Straßenverkehr, der Lebensraumzerstörung durch Gartenarbeit oder auch der Tötung durch freilaufende Hauskatzen. Vor all dem können wir jedoch nicht jedes einzelne Tier bewahren. "Die derzeit auftretende Problematik, dass zu viele Tiere in einem gesunden und gut versorgten Zustand bei uns eintreffen, müsste in diesem Ausmaß nicht sein", haltet der Tierschutzverei in einer Aussendung fest: "Den Menschen ist nicht bewusst, dass die Entnahme eines Wildtieres aus der Natur verboten ist“, betont Christina Skupien, Leiterin der Wildtierauffangstation des Tierschutzvereins für Tirol. „Wer aus Tierliebe einem Tier helfen möchte, sollte sich vorher genau vergewissern, ob das Tier wirklich verletzt, krank oder verwaist ist. Ist man sich unsicher, sollte man nicht einfach das Tier anfassen und mitnehmen, sondern mit genügend Abstand das Tier über einen längeren Zeitraum beobachten. Wenn man nur wenige Meter neben einem Jungvogel stehen bleibt, kann man nicht erwarten, dass die Elterntiere sich in die Nähe begeben. Manch ein Elterntier lässt sich je nach Gattung und Alter seiner Jungtiere erst nach mehreren Stunden wieder blicken, um seine Jungen zu versorgen. Auch bei einem Fund in der Dämmerung oder in der Nacht werden viele Elterntiere erst am nächsten Tag wieder das Jungtier zum Füttern aufsuchen. Das zeitweilige Alleinsein ist noch kein sicheres Anzeichen für ein verwaistes Tier.“

Jungvögel werden auf dem Boden sitzend von den Eltern betreut. Ein Irrglaube ist, dass es sich hier um ein verwaistes Tier handelt - bitte nicht einfach mitnehmen | Foto: Tierschutzverein
  • Jungvögel werden auf dem Boden sitzend von den Eltern betreut. Ein Irrglaube ist, dass es sich hier um ein verwaistes Tier handelt - bitte nicht einfach mitnehmen
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Wildtier-Hotline

Viele größere Wildtiere wie Marder, Fuchs, Dachs, Biber, Rehwild, etc. unterliegen hierzulande dem Jagdrecht. Dies bedeutet, dass bei Fund eines verletzten oder verwaisten Tieres unbedingt der zuständige Jäger informiert werden muss. Der Tierschutzverein hat für Fragen zu verletzten und verwaisten Wildtieren eine eigene Wildtier-Hotline eingerichtet. Erreichbar ist die Hotline unter Telefon 0660- 237 68 40 von Montag bis Freitag von 6 bis 22 Uhr, Samstag & Sonntag sowie an Feiertagen, von 8 bis 17 Uhr. "Im Notfall nicht zu helfen, ist unterlassene Hilfeleistung", so der Tierschutzverein abschließend.

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