Polidiskussion
Pavillon Zukunft schon fixiert?

Viele Vorschläge aus der Politik zur Nutzung, in der einer Studie ist die Zukunft des Pavillon schon fixiert.  | Foto: Stadtblatt
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  • Viele Vorschläge aus der Politik zur Nutzung, in der einer Studie ist die Zukunft des Pavillon schon fixiert.
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INNSBRUCK. Der Würfel vor dem Landestheater hat in den vergangenen Tagen für politischen Zündstoff gesorgt. Gastronomie, Alpin-Hub, Kulturzone oder WC-Anlage waren die unterschiedlichen Nutzungsvorschläge. In einer Stadtunterlage scheint die Zukunft des Pavillon bereits geklärt zu sein.

Pavillon Zukunft

Auf 45 Seiten hat das Büro "Johannes Schmidt, Architekt" eine Machbarkeisstudie zum Reisebus-Leitsystem in Innsbruck erstellt. Das Stadtblatt hat darüber berichtet. So findet sich auf Seite und 22 eine Beschreibung der geplanten Maßnahmen rund um das Congress und Landestheater. Beim Congress soll der Vorplatz adaptiert, ein Infopoint mit Sammelplatz errichtet und die IVB-Haltestellen (auf beiden Seiten) verlegt und 2 Ausstiegsplattformen errichtet werden. Vor dem Pavillion soll ebenfalls ein Infopoint und Sammelplatz sowie 2 Ausstiegsplattformen, die um zwei erweitert werden können, errichtet werden. Der Pavillon selbst soll als WC und Zentrale des Reisebus-Leitsystems genutzt werden. Eine politische Einigkeit über das neue Reisebus-Leitsystem gibt es nicht. Die Gesamtkosten des Projekts können derzeit nicht angegeben werden. Das Thema wird in der nächsten Gemeinderatssitzung diskutiert. 

Hinter dem Infopoint und dem Sammelplatz dient der Pavillon als WC und Zentrale für das Reisebus-Leitsystem. | Foto: Machbarkeitsstudie Schmidt
  • Hinter dem Infopoint und dem Sammelplatz dient der Pavillon als WC und Zentrale für das Reisebus-Leitsystem.
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Die Studie

Die Machbarkeitsstudie beruht auf Plattformen als Ein- und Ausstiegsstellen sowie Busparkplätzen. Die Plattformen: Verkehrstechnisch gesicherte Haltemöglichkeit für Reisebusse zum Ein- und Aussteigen der Reisenden mit zeitlicher Beschränkung über reservierte Zeitslots. Mehrere um die Innenstadt und Altstadt positionierte Plattformen ermöglichen eine Entflechtung der Besucherströme. Um neue Wege zu erschließen, soll den Gästen das Ein- und Aussteigen auf unterschiedlichen Plattformen angeboten werden. An den Plattformen soll eine Mindestinfrastruktur angeboten werden, Mindestaustattung soll standardisiert sein, Zusatzausstattung je nach Lage. Vorgeschlagene Standorte sind Congress/Pavillion Rennweg, Karl-Kapferer-Straße, Rennweg/Löwenhaus, Grassmayr-Kreuzung/Stift Wilten sowie weitere in innerstädtischen Straßen (allerdings mit teils erschwerter Anfahrbarkeit), Touristikladezone Altstadt. Grundsätzlich sind auch Hotelladezonen potenziell mögliche Plattformen des Reisebus-Leitsystems.
Die Busparkplätze: Es handelt sich um die Abstellplätze von Reisebussen. Diese werden generell ohne Gäste angefahren. An Ort und Stelle soll der Buslenker Infrastruktur für Erholung und Erfrischung, im Idealfall auch Infrastruktur für Buspflege vorfinden. Die Busparkplätze sollen optimiert zu den ausgewählten Plattformen und nach betrieblichen Gesichtspunkten zugewiesen werden. Neben Busparkplätzen in der Nähe einiger vorgeschlagener Plattformen soll es auch ein bis zwei periphere Parkplätze geben. Für Spitzenauslastungen besteht die Möglichkeit Überlaufparkplätze Olympiaworld und Flughafen anzubieten. Vorgeschlagene Standorte sind Dr.-Franz-Werner-Straße, Richard-Berger-Straße, Karl-Kapferer-Straße, Siebererstraße, Rennweg, Bundesgärten, Klostergasse bzw. Messe-Areal, Flughafen, Olympiaworld.

Verwunderung

"Grüne, SPÖ und ÖVP haben im Stadtsenat vor wenigen Wochen (22. Juli 2021!) mit dem Beschluss zum Reisebusleitsystem den "Würfel" inhaltlich bereits anderweitig verplant", erklärt die Liste Für Innsbruck in ihrer Aussendung. So soll laut diesem Beschluss die zentrale Verwaltungs- und Anlaufstelle für die Reisebusunternehmen UND eine moderne und großzügige öffentliche Toilettenanlage untergebracht werden. „Es ist schon sehr erstaunlich, wie die Kollegen von Grünen, ÖVP und SPÖ vor einem Monat ein - aus unserer Sicht zum Scheitern verurteiltes - Reisebusleitsystem samt zusätzlichen Einrichtungen der Infrastruktur auf Vorschlag des Bürgermeisters im Stadtsenat beschlossen haben. Der Pavillon dient in diesen - allen Fraktionen seit Monaten - vorgelegten Plänen als zentrale Verwaltungs- und Anlaufstelle für die Reisebusse sowie als Toilettenanlage", so Stadträtin Christine Oppitz-Plörer. "Nun soll der vom Gebäude her relativ kleine Würfel zu einer 'eierlegenden Wollmilchsau' umgewandelt werden, was sich vom Platz her nicht so recht ausgehen kann. Vom Vorgehen erinnert das ein wenig an die grüne Idee für eine Fußgängerzone in der Fallmerayerstraße. Dort, wo Menschen flanieren sollen, sollen gleichzeitig auch die Reisebusse durchfahren und Platz finden. Da passt Vieles leider nicht zusammen und den Innsbruckern werden wissentlich bald mehr Bären aufgebunden, als im ganzen Alpenraum in der freien Wildbahn unterwegs sind“, meint Oppitz-Plörer weiter. Mehrfach hat Für Innsbruck auf eine sinnvolle Nutzung des Pavillons hingewiesen. Erst mit dem Antrag für einen Masterplan Gehen und dem provokanten Vorschlag, im Pavillon eine moderne, barrierefreie und zeitgemäße großzügige öffentliche Toilettenanlage unterzubringen, kam die Diskussion über die Nutzung des Würfels endlich in Gang. "Während man drei Jahre verabsäumt hat, für die Neunutzung des Pavillons ernsthaft tätig zu werden. Davor hörte man kaum konkrete oder realistisch umsetzbare Vorschläge", erinnert Oppitz-Plörer. "Es zeigt sich, dass schlecht vorbereitete und zu wenig diskutierte Beschlüsse im Nachgang zu großen Problemen führen. Zumindest scheinen sich jetzt mehr Kolleginnen und Kollegen im Gemeindeart ernsthafte Gedanken zu machen und das empfinden wir als positiv. Mit dieser Dynamik werden vielleicht auch die gefassten Beschlüsse zu dem zum Scheitern verurteilten Reisebusleitsystem nochmals hinterfragt und aufgehoben. Erst dann kann eine sinnvolle Diskussion über die Zukunft des Pavillons geführt werden", schließt Oppitz-Plörer.

Die Kosten

Die Kosten für die Einführung und Etablierung des digitalen Reisebus-Leitsystems mit Plattformen für Ein- und Ausstieg sowie Busparkplätzen können auf Basis der Machbarkeitsstudie nur für die einzelnen Systembausteine angegeben werden. Gesamtkosten können erst mit Vorliegen eines Betriebskonzeptes und Definition der tatsächlich umzusetzenden Infrastruktureinrichtungen angegeben werden.Die angeführten Kostenbestandteile haben es aber in sich. Bei den Plattformen wird der erste Stellplatz mit 45.000,- Euro, jeder weiterer mit 20.000,- Euro gerechnet. Die Info- und Serviceeinrichtungen je Plattform mit 25.000,- Euro. Die Serviceeinrichtung Karl-Kapferer-Straße mit insgesamt 250.000,- Euro. Die Parkplatzflächen werden mit 200,- bis 250,- Euro pro m2 angegeben, die Serviceeinrichtungen in der Richard-Berger-Straße mit 480.000,- Euro.Die Kosten verstehen sich ohne Grund-/Mietkosten, Planungsleistungen, Projektnebenleistungen und Reserven. Die digitale Plattform kostet in der Entwicklung (auf 5 Jahre) 750.000,- Euro, die Betriebskosten dafür leigen jährlich bei 50.000,- Euro.

Details

Ein paar Details aus dem Konzept. Der Schwerpunkt der Plattformen liegt im Bereich Congress, Karl-Kapferer-Straße und Rennweg/Löwenhaus. Insgesamt sind hier bis zu 15 Terminalstellplätze vorgesehen. 118 PKW-Parkplätze müssen dafür weichen. Die Kosten für diese drei Plattformen würden sich auf rund 740.000 Euro belaufen. Im weiteren Stadtgebiet sind dann noch weitere 13 Terminalstellplätze geplant. Sechs mögliche Standorte sind ebenfalls angeführt, dabei wird aber auf eine erschwerte Anfahrt hingewiesen: Fallmerayerstraße (1), Wilhelm-Greil-Straße (1), Meinhardstraße (1), Adamgasse (2), Leopoldstraße/Triumphpforte (1) und Fischnallerstraße (2). Insgesamt fallen 179 PKW-Stellplätze weg. Beim Congress ist laut Planung die Verlegung der IVB-Haltestellen und die Adaptierung des Vorplatzes nötig. Bei den Busparkplätzen konzentriert sich die Planung auf die Dr.-Franz-Werner-Straße mit 52 Busparkplätzen und die Richard-Berger-Straße mit 48 Busparkplätzen. An den weiteren Standorten sind 46 Abstellplätze geplant. Temporär stehen am Messeareal (20), Flughafen (72) und Olympiaworld (45) zur Verfügung.

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