Innsbrucker Polit-Ticker
'Queeres Jugendzentrum' für Innsbruck

Julia Seidl: Antrag für ein 'Queeres Jugendzentrum' in Innsbruck im Gemeinderat. | Foto: NEOS
  • Julia Seidl: Antrag für ein 'Queeres Jugendzentrum' in Innsbruck im Gemeinderat.
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INNSBRUCK. Ein 'Queeres Jugendzentrum' in Innsbruck wird von den NEOS gefordert: Erforderlich ist ein unabhängiges, selbstverwaltetes queeres Jugendzentrum, welches keiner klassischen Jugendorganisation untersteht. Die Freiheitlichen orten eine verbockte Verkehrspolitik.

Versäumnisse

Überrascht zeigt sich der Innsbrucker FPÖ-Vizebürgermeister Markus Lassenberger über die ständigen 30er Debatten der Grünen in allen Stadtteilen von Innsbruck. „Wenn man sich daran richtig erinnert, obliegen die Verkehrsagenden seit dem Jahr 2012 den Innsbrucker Grünen“, hält Lassenberger fest, und fügt hinzu: „Maßnahmen wie Radfahren gegen die Einbahn, welches die Verkehrssicherheit gefährdet, die Innenstadt für den Pkw-Verkehr unattraktiv machen oder die flächendeckende Parkplatzvernichtung im Zentrum usw. sind die katastrophalen Produkte grüner Verkehrspolitik.“Der FPÖ-Vizebürgermeister verweist darauf, dass nun die anderen Fraktionen die Versäumnisse und verkehrstechnischen Fehlplanungen der Grünen ausbaden müssen und sollen. Verwundert ist Lassenberger auch, dass dem Anschein nach Anliegen der Bürgerinnen und Bürger, wenn es um 30er Beschränkungen geht mehr Gehör im grünen Bürgermeisterbüro finden, als dringende Anliegen in anderen Bereichen. „Jede Kritik ist im Rathaus ja seit den Grünen im Bürgermeisterbüro verboten. Die über Jahre verbockte Verkehrspolitik kann nicht auf dem Rücken anderer Parteien ausgetragen werden. Für diese Umstände sind allein die Grünen verantwortlich“, äußert sich Lassenberger abschließend. 


'Queeres Jugendzentrum' 

Nationalratsabgeordneter und LGBTIQ* Sprecher der NEOS Yannick Shetty und GR Julia Seidl fordern die Umsetzung eines 'Queeren Jugendzentrums' in Innsbruck. Der NEOS Antrag wird am Donnerstag im Innsbrucker Gemeinderat debattiert. "Gesellschaftliche Diskriminierung ist leider für viele Personen der LGBTIQ* Community in unserer Gesellschaft nach wie vor tägliche Realität. Es ist unsere Aufgabe, neben dem Bildungsauftrag, auch im außerschulischen Bereich Angebote und sichere Räume zu schaffen und vermehrt in die Jugendarbeit zu investieren," argumentiert Yannick Shetty. "Um für Jugendliche ein ausreichendes Angebot zu schaffen, fordern wir dementsprechend die Errichtung eines queeren Jugendzentrums in Innsbruck," ergänzt Julia Seidl.

Dramatische Entwicklung

Eine umfassende Studie der europäischen Grundrechte Agentur bestätigt, dass 11% der Jugendlichen, die sich der LGBTIQ* Community zurechnen, physische Gewalterfahrung gemacht haben. Weitere 70% der befragten Jugendlichen geben an, im Unterricht kein einziges Mal etwas über das Thema erfahren haben. "Diese Zahlen sind dramatisch und beweisen, wir sind in Bezug auf die rechtliche Gleichstellung in Österreich sehr weit, aber gesellschaftspolitisch haben wir bisher zu wenig erreicht," gibt NR Yannick Shetty Auskunft über die neueste Studie. "10-15% der Bevölkerung sind nicht heterosexuell orientiert. Diese Lebensrealitäten müssen auch im Unterricht besser abgebildet werden," so Seidl.

Langjährige Forderung

Die Homosexuellen Initiative Tirol, kurz HOSI, fordert seit Jahren ein besseres Angebot für Jugendliche und eine finanzielle Aufstockung, um queere Jugendarbeit machen zu können. Sie unterstützt in einer Stellungnahme die Forderung der NEOS. "Ein queeres Jugendzentrum muss auf stabilen finanziellen Beinen stehen, damit ein umfassendes Beratungsangebot und ein sicherer Raum für Gleichgesinnte angeboten werden kann. Dafür braucht es die Unterstützung von Land und Stadt. Nur mit ehrenamtlichen Strukturen lässt sich das nicht realisieren," fordert Seidl Julia eine ausreichende Finanzierung. "Das bisherige Angebot, das leider nur 2x pro Monat stattfinden konnte, wurde regelmäßig von bis zu 35 Jugendlichen in Anspruch genommen. Der Bedarf ist gegeben und wahrscheinlich bedeutend größer. In einer schwierigen Phase der Entwicklung müssen wir Jugendlichen mehr Unterstützung bieten, damit sie gestärkt, sicher und selbstbewusst ihren zukünftigen Lebensweg gehen können," appelliert Seidl an die politischen Vertreter_innen. „Die Suizidrate von LGBTIQ* Jugendlichen ist fünfmal so hoch, das ist ein alarmierender Zustand, den wir nicht länger hinnehmen dürfen. Regenbogensymbole sind gut, um auf das Thema aufmerksam zu machen, reichen aber nicht aus, es braucht konkrete Handlungsschritte!“ appelliert Seidl.

Antragsbegründung

Wie geht es queeren Jugendlichen?LGBTIQ*-Jugendliche sind oft massiver Diskriminierung ausgesetzt. Laut einer Studie des DeutschenJugendinstituts (DJI), erfahren über die Hälfte der LGBTIQ*-Jugendlichen an ihrer
Bildungs-/Ausbildungsstätte Beschimpfungen und Beleidigungen. Rund 10% erleben sogar körperliche
Gewalt. (https://www.dji.de/ueberuns/projekte/projekte/coming-out-und-dann.html) All dies führt u.a.
dazu, dass LGBTIQ*-Jugendliche eine 4-6-fach höhere Suizidalität haben als andere Jugendliche.
Angesichts dieser Tatsachen empfehlen zahlreiche Expertinnen und Experten die Errichtung eines
queeren Jugendzentrums, mit spezialisierten Fachkräften, die spezifische Angebote für
LGBTIQ*-Jugendliche schaffen. Es geht darum einen sicheren, niederschwelligen Raum für Jugendliche
zu schaffen, in dem sie einerseits Beratungsleistungen in Anspruch nehmen und andererseits in einen
Austausch mit Gleichgesinnten treten können.

Ein solches politisch unabhängiges Projekt muss mit der Expertise der LGBTIQ*-Community umgesetztwerden. Zur Umsetzung soll neben der Expertise der LGBTIQ*-Community insbesondere auf die
internationale Vernetzung bestehender Organisationen und anderen spezialisierten Beratungsstellen
zurückgegriffen werden.
Dieses queere Jugendzentrum soll die bisherigen, ehrenamtlichen Strukturen weder ersetzen noch
diskreditieren, sondern ausbauen, die Kompetenzen besser bündeln und ergänzen. Die letzten Jahre
haben gezeigt, dass LGBTIQ*- Jugendarbeit nicht allein durch Ehrenamt getragen werden kann!
Ausgebildete hauptamtliche Fachkräfte, ausgestattet mit den adäquaten Ressourcen und regelmäßigen
Fortbildungen, sind notwendig um ein niederschwelliges, jugendgerechtes, regelmäßiges Angebot in
Innsbruck anbieten zu können.

Was brauchen queere Jugendliche?Angesichts der noch immer hohen Belastung queerer Jugendlicher, empfiehlt die DJI-Studie dieEinrichtung von Schutzräumen, in denen LGBTIQ-Jugendlichen sie selbst sein können.
LGBTIQ-Jugendliche benötigen maßgeschneiderte Angebotsstrukturen. Diese beinhalten beispielsweise
spezifische Gruppen, die der gesamten sexuellen und geschlechtlichen Vielfalt gerecht werden, offene
Treffs und die Möglichkeit zur Vernetzung.
Es muss insbesondere für jüngere Jugendliche im Übergang von der Kindheit zur Jugendphase bzw. zu
Beginn der Pubertät ein eltern-unabhängiges Beratungsangebot zu Fragen der geschlechtlichen Identität
und sexuellen Orientierung geschaffen werden.
Um auch Kindern und Jugendlichen, die kein Beratungsangebot aufsuchen können, einen Zugang zu
Beratung zu ermöglichen, muss eine qualifizierte und sichere LGBTIQ-Onlineberatung aufgebaut werden.
LGBTIQ-Jugendliche müssen niederschwellig, jugendgerecht und ohne Angst vor Stigmatisierung in
erreichbarer Nähe qualifizierte Ansprechpartner*innen finden. Da es nicht möglich ist, zu jedem
Zeitpunkt ein entsprechendes Angebot für alle Jugendlichen bereitzustellen, müssen ergänzend alle
Möglichkeiten, die mit den digitalen Medien heute bereitstehen, genutzt werden.
Durch die Beteiligung von LGBTIQ-Jugendlichen an der Gestaltung eines Jugendzentrums und der Arbeit
nach dem Peer-to-Peer-Ansatz, können diese dort Stärkung und Beratung erfahren.

Warum können die Jugendlichen nicht in andere Jugendzentren gehen?Oftmals sehen sich junge queere Menschen gezwungen, ihre bisherigen Orte der Freizeitgestaltung und
des Engagements zu verlassen. Dies geschieht, da dort keine passenden Angebotsstrukturen für die
spezifischen Bedürfnisse von LGBTIQ-Jugendliche vorhanden sind und sie dort Diskriminierung erfahren
bzw. dieses befürchten. Hinzu kommt, dass die Verantwortlichen in den Einrichtungen und
Organisationen oft nicht ausreichend in der konkreten Thematik qualifiziert oder ausgestattet sind, um
LGBTIQ-Jugendliche zu begleiten und zu unterstützen.
In vorhandenen Jugendzentren fehlt es oft an:

  • Sicherheit: In allgemeinen Einrichtungen stoßen Jugendliche auf genau die gleiche Zusammensetzung vonGleichaltrigen, durch die sie in der Schule Ablehnung erfahren oder befürchten. Haben sie dort ihr
    Coming-out, laufen sie Gefahr der wiederholten Ausgrenzung oder des Zwangs-Outings an ihrer
    Schule.
  • Möglichkeiten, Gleichgesinnte zu treffen: Nur in einem queeren Jugendzentrum kommt eine ausreichend große Gruppe an queerenJugendlichen zusammen, in der ein Austausch über Coming-out, Medien, Erfahrungen mit
    einschlägigen Onlineportalen, die Transition etc. in einem geschützten Rahmen stattfinden kann.
  • Regenbogenkompetenz: Queere Jugendliche haben spezifische Beratungsbedarfe, die in allgemeinen Jugendzentrennicht abgedeckt werden können. Aktuell versetzt das hilfesuchende Jugendliche immer wieder in
    die Rolle der Erklärenden, die eine Fachkraft informieren, statt selbst beraten zu werden. Das kann in Einzelfällen zu positiven Entwicklungsschritten führen, ist aber kein Ersatz für eininstitutionalisiertes und professionalisiertes Angebot für LGBTIQ-Jugendliche.

Erforderlich ist ein unabhängiges, selbstverwaltetes queeres Jugendzentrum, welches keiner klassischenJugendorganisation untersteht. Unabhängigkeit und Selbstverwaltung gewährleisten ein Einbeziehen
aktueller Diskurse und Entwicklungen in der LGBTIQ-Community, sind ein wichtiges Element
demokratischer Partizipation und garantieren eine starke Verankerung innerhalb der Community.
Ein Erfahrungsaustausch mit Wien, wo sich gerade ein solches Jugendzentrum in Umsetzung befindet,
erscheint dabei sinnvoll. 

HOSI-Stellungnahme

„In entscheidenden Phasen des Lebens, welche für die Zukunft und den weiteren Lebensweg jungerMenschen grundlegend sind, müssen sich junge LGBTIQ+ Personen / „Regenbogenjugendliche“ zusätzlich
mit Konflikten und Extremsituationen in Gesellschaft, Familie, Altersklasse auseinandersetzen. Entstehende
Traumata müssen überstanden und (später) bewältigt werden, während eigentlich der Grundstein für den
weiteren Lebensweg gelegt werden sollte. Eine toxische Situation, ein Druck, der oft eine Zerreißprobe
darstellt.“
(Markus Möller, Obmann der Homosexuellen Initiative Tirol, Jugendgruppenleiter von Anfang 2015 bis Ende 2017)

Die Homosexuelle Initiative besteht seit 1984 und hat sich in den 37 Jahren Vereinstätigkeit fürAufklärung, Kommunikation das Bestreben nach Gleichstellung in der Gesellschaft für die nicht-binären
und intergeschlechtlichen Menschen sowie für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transidente und Queers und
für deren Bedürfnisse eingesetzt. Ein großer Teil der Vereinsarbeit wurde dabei auch dem Thema Jugend,
Unterstützung bei Selbstfindung, Selbstakzeptanz und Verortung in der Gesellschaft gewidmet.
Wir haben in unseren Gesprächen mit verschiedenen Vertretungspersonen unterschiedlicher politischer
Parteien bereits in früheren Jahren ein derartiges Angebot bis hin zur Idee eines Regenbogen-Heimes nach
Vorbild der Frauenhäuser für von der Familie ausgestoßene Regenbogen-Jugendliche angeregt,
mindestens aber eine geschützte und im Thema LGBTIQ versierte, sensibilisierte fachkompetente
Unterbringungsmöglichkeit in bereits bestehenden Einrichtungen. Bisher konnte dieser Ansatz für junge
Menschen leider noch nicht in konkrete Schritte umgesetzt werden.
Im Rahmen unserer Angebote, ob bei verschiedensten Veranstaltungsformaten zur Begegnung in
sicherem Rahmen, Themengruppen oder Vereinsabenden konnten wir viele Geschichten von jungen
Menschen in Tirol bezeugen und im Rahmen unserer Möglichkeiten Unterstützung leisten, und viele
Menschen in ein sicheres, gefestigtes und erfolgreiches Erwachsenenleben begleiten.
Dieser Handlungsrahmen ist allerdings aufgrund der finanziellen Situation des Vereins seit Jahrzehnten
auf Peer-to-Peer Beratung begrenzt. Wir sind bei unseren Tätigkeiten und Angeboten auf die
ehrenamtliche Leistung engagierter Personen angewiesen, können damit aber nicht im Ansatz dem Bedarf
gerecht werden.
Zu bestimmten Zeiten war es – entsprechend Verfügbarkeit dieser engagierten Personen – möglich, bis
zu zweimal im Monat einen Jugendtreff für Regenbogen-Jugendliche anzubieten. Dabei waren zu
Spitzenzeiten bis zu 35 jugendliche Menschen queeren Hintergrundes, aber auch unterstützende
heterosexuell identifizierte Jugendliche zusammen in regem Austausch. Alle haben gemeinsam bei
verschiedensten Aktivitäten für eine gleichgestellte homogene und harmonische „Atmosphäre der
vielfältigen Akzeptanz und Integration“, kurzgesagt ein bestärkendes Gemeinschafts- und
Zugehörigkeitsgefühl gesorgt. Auch für Dialog, Bewusstsein und Akzeptanz mit heteronormen
Jugendlichen und damit die nachhaltige Entwicklung von Akzeptanz in der Gesellschaft, wurde hier ein
wichtiger Grundstein gelegt. 

Kern-Elemente unseres Jugendangebotes (JuB) Jugendtreff-Bunt waren dabei:

  • Sicherer Rahmen – Grundkonsens der Verschwiegenheit
  • (Gesprächs-)Regeln der gegenseitigen Achtung und Rücksichtnahme, gegenseitige Achtung auchin Bezug auf den „Coming-Out-Status“, Anonymität, Empathie, Feedback-Kultur, uvm.
  • Erreichbarkeit der Räumlichkeiten / Öffnungszeiten wurden unverfänglichen Ausreden bzw.alternativen Aktivitäten angepasst. Öffentliche Verkehrsmittel spielen hier eine große Rolle.
  • Gleichgesinnte – und Regenbogenkompetenz untereinander
  • alle Anwesenden wurden auf das gleiche Interesse und das Ziel eines gemeinschaftlichenWertschätzungsgefühls hingewiesen.
  • Gemeinsame Aktionen und Aktivitäten förderten den Dialog, und das Verständnis derunterschiedlichen Situationen und Erfahrungswelten der Jugendlichen untereinander,
    gemeinsames Vorbereiten von Mahlzeiten und gemeinsames Essen als Schlüsselmethode.
  • gegenseitige Bestärkung und Unterstützung stellte sich ein, Lebenssituationen wurden (leichter)bewältigt, Rückhalt spürbar und Freundschaften wurden geknüpft – auch noch für Jahre bis
    Jahrzehnte danach.
  • Aufklärung und Peer-Kompetenz in Sachen Regenbogen 
  • Jederzeit waren erfahrenere Bezugspersonen der Regenbogengemeinschaft anwesend. Auch zureigenen Verortung und Festigung der Persönlichkeit durch Identifikation wurden
    Erfahrungswerte sowie gesellschafts-geschichtliche Inhalte über die Existenz und
    Emanzipationsbewegung der Regenbogengemeinschaft angeboten.
  • Aufklärungsinhalte wurden nach jew. Bereitschaft & Interesse zur Verfügung gestellt,Informationen und Vorträge zu Safer-Sex wurden mit Hilfe von Präventionsmaterial z.B. in
    Kooperation mit der AIDS-Hilfe Tirol vermittelt und zur Verfügung gestellt.
  • Fallweise individuelle Gespräche mit Peer-erfahrenen Personen unter 4-6 Augen waren jederzeitdurch separaten Beratungsraum möglich – dabei wurde auch die individuell passende
    Weiterempfehlung an Fachstellen eruiert oder mit hinzugezogen. Die Möglichkeit, die
    Erfahrungswelt durch eigene Peer-Erfahrung zu erfassen war dabei essenziell für Verständnis,
    Vertrauen und Gesprächszugang > Regenbogenkompetenz und Peer-Beteiligung sind auch für
    Glaubwürdigkeit und Öffnungsbereitschaft in unserem Erfahren essenziell. [Diese Erfahrung
    verdeutlicht die Relevanz von Einbeziehung der LGBTIQ-Peer-Community in ein solches Projekt.]
  • Regelmäßigkeit gab den Jugendlichen einen Ausblick, Zuversicht und Vorfreude. Allerdings waren leidernur zwei reguläre Termine im Monat innerhalb der ehrenamtlichen Struktur realisierbar.

Diese 2 Termine im Monat sind selbstredend zu wenig, denn:„Queer ist eine junge Person jeden Tag, und er-bis-sie wird jeden Tag mit Herausforderungen
der Normgesellschaft bis hin zu Anfeindungen, Ausgrenzung oder gar tätlichen Angriffen
konfrontiert. Mehr als einmal kam es dabei vor, dass z.B. ich in meiner damaligen Funktion als
Organisator der Jugendtreffen abseits dieser Termine kontaktiert und um Beistand gebeten
wurde. Besonders sind mir dabei Hilferufe in Situationen der Selbstgefährdung oder
Selbstverletzung in Erinnerung geblieben, in denen sich junge Personen vor lauter Verzweiflung
und Ohnmachtsgefühl gegenüber dem familiären oder gesellschaftlichen Gegendruck
wiederfanden. Gegendruck wurde zu Leidensdruck. Ich habe auch Jugendliche in Situationen
der Ausweglosigkeit auf eigenen Wunsch bspw. in die Obhut von psychiatrischen Fachkliniken
(Hall i. T.) begleitet, um Beistand zu leisten und sie in Sicherheit zu wissen. Der Hilferuf ging
eben nicht an die Familie oder das Umfeld, da hier die Ursache für den Leidensdruck zu verorten
war. Andere aktive Hilfe war in der Situation nicht greifbar. Selbstverletzungen waren und sind
leider ein wiederkehrend beobachteter Mechanismus, um der schwierigen Situation ein Ventil
zu geben. Die Gruppentreffen und das damit einhergehende Gefühl von Sicherheit,
Geborgenheit, Akzeptanz, einfach „richtig“ zu sein, aber auch die gespürte Selbstwirksamkeit
und Erfolgserlebnisse waren immer ein Highlight im Monat dieser jungen Menschen.“
(Markus Möller, Obmann der Homosexuellen Initiative Tirol, Jugendgruppenleiter von Anfang 2015 bis Ende 2017) 

Darüber hinaus wurden wir auch von einer Zwangsheirat einer Person aus der Jugendgruppe unterrichtet(nach wesentlich später zugetragenen Berichten Dritter, der Kontakt zu allen Personen und
Freundschaften aus dem Jugendtreff wurde von der Herkunftsfamilie nach Entdeckung vollkommen
unterbunden, abgeschnitten) sowie Zeugen von Verstoßung aus dem Familienverband, Zuflucht-Suche in
Heimen, bei Personen aus Bekanntschafts- oder Freundschaftskreis, aber auch wie schwierig die Situation
unter anderen „heteronormen“ oder gar ablehnenden Gleichaltrigen bspw. in „regulären“
Jugendeinrichtungen und Heimen oder auch Schulen und Internaten sein kann.
Aufgrund des Mangels von Mitteln und fachlicher Kompetenzpersonen oder den entsprechenden
Kontakten oder Kanälen, kurzum – dem begrenzten Handlungsrahmen eines kleinen Vereins – waren und
sind uns in vielen Fällen durch den ehrenamtlichen Rahmen zumindest unmittelbar die Hände gebunden.
Die regelmäßige Betreuung und Unterstützungsangebote - ohne Hemmschwelle - mit im Thema
versierten sensibilisierten Fachpersonen können und werden vielen persönlichen Geschichten dieser
jungen Menschen eine entscheidende Wendung geben.
Daher ist ein regelmäßiges bestenfalls täglich verfügbares Jugend-Angebot über die begrenzten
Möglichkeiten des ehrenamtlichen Idealismus hinaus sehr zu befürworten.
Wünschenswert ist im Ausblick - wie zuvor bereits kurz beschrieben - eine Einrichtung/ Netzwerkstruktur,
welche junge queere Menschen in Notsituationen kurz- bis mittelfristig auffängt und somit vor noch
weitaus schlimmeren Schicksalen als „nur“ dem Verstoß aus dem Familienverband bewahrt. Auch allein
die Option, aus toxischen Verhältnissen selbstgewählt aber sicher austreten – sich befreien zu können -
kann für viele junge Menschen eine Hoffnung auf eine sichere Zukunft darstellen. Ein Regenbogen
Jugendzentrum kann nach unserer Einschätzung einen ersten wichtigen Schritt und eine wichtige Instanz
- auch in Sachen Erstkontakt - für diesen Bedarf darstellen, und unsere Arbeit in der
Gesellschaftsentwicklung hin zu mehr Bewusstsein, Vielfalt und respektvoller Akzeptanz unterstützen.
„Als lesbische Jugendliche mit ungeklärter Geschlechtsidentität waren Anlaufstellen für mich
mau. Ich hatte das Glück, in Subkulturen unterwegs zu sein, wo ich akzeptiert war - aber das
war bei weitem nicht für alle so. An meiner Schule waren ich und ein Kollege von mir die
einzigen, die „out“ waren, eine Position, die mit viel Verantwortung kommt. Drei
Mitschüler*innen, mit denen ich vorher wenig zu tun hatte, hatten mir gegenüber ihr erstes
Coming Out. Mit nur 16 Jahren war ich Kummerkasten, Therapeutin und Lebensberaterin für
jüngere und gleichaltrige Menschen; ich war die einzige Person, bei der sie sich sicher fühlen
konnten, weil es keine Räume gab, in denen sie Akzeptanz und Unterstützung finden konnten.
Auch für Erwachsene ist es oft ähnlich – wir organisieren uns in Freundeskreisen, stützen uns
aufeinander und finden neue Familienbünde mit anderen queeren Menschen. Wir schaffen uns
eigene sichere Orte, aber die sind limitiert und nicht öffentlich zugänglich oder einfach zu
finden.

Die Arbeit von HOSI und Courage sind unentbehrlich für junge und für erwachsenequeere Menschen; Peers sind das Herzblut der Community und retten mit ihren Beiträgen
Leben. Doch die Sicherheit und Zugehörigkeit von queeren Menschen kann nicht nur in
bestimmten Kontexten existieren oder auf den Schultern von Freiwilligen lasten, Angebote
müssen ausgebaut werden. Viele von uns widmen unser ganzes Leben der Community-Arbeit,
eine Tradition, die so auch weitergehen wird. Um aber nachhaltig queeren Menschen
Entfaltungsmöglichkeiten und die Chance zu gewähren, ein freies und glückliches Leben zu
führen, muss geschultes Personal in sicheren Räumen zur Verfügung stehen, das
durchfinanziert, offen und niederschwellig für und mit uns arbeitet.“
(Ronja Ziesel, BA – Sozialarbeiterin und Aktivistin,
Statement zu queerer Community-Arbeit und hauptamtlichen Anlaufstellen)

Erfahrungswerte im nationalen sowie internationalen Austausch zu teilen und auf bereits erworbene undbewährte Lösungen zurückzugreifen, ist beim Aufbau dieser Struktur(en) maßgeblich.
Auch wir stellen uns dafür natürlich gern mit unseren Erfahrungen und unseren Kontakten zu Peer-
Personen und Peer-Organisationen zur Verfügung.
Der Verein Homosexuelle Initiative Tirol befürwortet daher diesen Antrag zur Beschlussfassung– mindestens – im vollen vorliegenden Umfang als richtungsweisenden Schritt in Sachen allgemeiner,
vielfältiger und integrativer Gesellschaftsentwicklung, Jugendförderung und -Entwicklung, Jugendschutz,
Gewaltprävention, Jugendunterstützung und als entscheidende Grundlage für Zuversicht und Entfaltung
sowie für die positive Lebensentwicklung junger Regenbogenmenschen in Innsbruck und ganz Tirol.

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